Sonntag, 13. Juli 2014

Buchdruck, Schriftlichkeit, Reformation






„SOUFFRANCE AVANCE“ war das Druckerzeichen der STERN’schen Druckerei in Lüneburg, die 1580 gegründet wurde und 1614 mit der Lutherbibel in das Bibelgeschäft einstieg. "Zuerst der Schmerz als Vorschuß“, könnte man hier doppeldeutig übersetzen. Geschäftssinn, Anstrengung und Reformation paßten zusammen, und ob sich die Bürger mehr für die Reformation erwärmten, weil sie den reaktionären katholischen Muff loswerden wollten, oder ob die Reformation sie mit ihren Inhalten, die das Individuum betonten, mehr anzog – das ist schwer entscheidbar und dürfte sich untrennbar gemischt haben. Die Erfindung des Buchdrucks jedenfalls hat die europaweiten Kommunikationen stark intensiviert, und das Hauptmedium machte dabei die Bibel aus, mit der die Protestanten den Kindern und Erwachsenen das Lesen beibrachten und, zuerst John Knox, das allgemeine Schulwesen einführten. In der breiten Förderung der Schriftkultur mit dem Buchdruck und der Bibel zwischen Edinburgh und Genf, zwischen Amsterdam und Königsberg liegt sicher ebenfalls ein größerer Mosaikstein europäischer Identität vor. 1721 erscheinen Montesquieus „Persische Briefe“ in Amsterdam.