Mittwoch, 31. Januar 2018
Ach, Nilus, wärst du doch in Ankara geblieben!
Ein bißchen Unzucht hätte geholfen, und Ankyra wäre Ankyra noch heute.
Es gab sie immer und überall, die Asketen. Es waren ihrer aber immer wenige. In der Regel besaßen sie eine spirituelle Ausrichtung als Priester und Mönche, die der Muße pflegten und keiner produktiven Arbeit nachgingen, und auch im Christentum gab es sie. Einer war Nilus von Ankyra (Ankara), der 430 starb und zu den Kirchenvätern zählt. Er schrieb Mahnbriefe an seine Genossen, wenn auch nicht sehr logisch konsistent. Die Edition dieser Opera ascetica des Nilus betreibt Henning Drecoll in Tübingen. Darin warnt der Mönch, der vorher ein Höfling des oströmischen Kaisers Theodosius II. war, vor Schlemmerei, Ruhmsucht und Unzucht und auch vor Handwerk und Landbau. Städte seien zu meiden, sie lenkten ab vom meditativen Leben. Vorbildlich seien die Asketen des Judentums.
Naturgemäß gehört eine individuelle Anlage zu solchem Leben, doch kann es auch in Gemeinschaften gepflegt werden. Bedingt kann sich der asketische Geist auch mit Arbeit verpaaren, wie bei den Zisterziensern und den Benediktinern. Das sichert das Überleben, schafft aber wenig Wohlstand. Daher war das christliche Mittelalter so lang, dumpf und dunkel. Interessant wird die Askese als eine innerweltliche im Calvinismus, die mit ökonomischem Sinn nicht in Prunk wie im Orient investiert, sondern in wirtschaftliche Tätigkeit. Diese Haltung herrscht noch vor im Westen, doch ist sie bedroht durch eine offensive Genußgesinnung von innen und durch unqualifizierte Zuwanderung von außen.
Es ist natürlich nur den Linken erlaubt, Statistiken zu fälschen und für ihre Zwecke einzusetzen.
Berlin/Dortmund/Essen, 31. Januar 2018
Unstatistik des Monats: Hexenjagd wegen korrekter Fakten
Die Unstatistik des Monats Januar hat zum Thema, was einem Statistiker widerfahren kann, der eine „Unstatistik“ aufdeckt und korrigiert. Im Jahr 2009 behauptete das hellenische Amt für Statistik (Elstat), das griechische Haushaltsdefizit betrüge 13,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diese Behauptung wurde vom Europäischen Amt für Statistik (Eurostat) als nicht korrekt moniert. Im Jahr 2010 berechnete der neue Elstat-Präsident Andreas Georgiou das Haushaltsdefizit korrekt nach den europäischen Standards, korrigierte es auf 15,4 Prozent des BIP und wurde dafür von Eurostat mehrfach gelobt.
Nicht aber von der griechischen Politik. Georgiou wird seitdem mit Anklagen überzogen, etwa weil er mit der Veröffentlichung des korrekten Haushaltsdefizits strengere Reformauflagen und einen Schaden von 171 Milliarden Euro für Griechenland verursacht hätte. Oder weil seine Nachfrage, warum nicht gegen seine Vorgänger ermittelt würde, die gefälschte Zahlen veröffentlicht hätten, als üble Nachrede gewertet wurde (und er deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt wurde). Darüber hinaus wurde er wegen eines Formfehlers zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, weil er vor der Veröffentlichung der korrekten Haushaltszahlen den politisch besetzten Aufsichtsrat von Elstat nicht konsultiert hätte. Inzwischen haben mehrere Nobelpreisträger und vierzig Statistikorganisationen einen Protestbrief unterzeichnet und die Einstellung der Verfahren gegen Georgiou gefordert.
Und in Deutschland? „Alternative Fakten“ wurde zum Unwort des Jahres gekürt, in zahllosen Talk Shows wird über „Fake News“ berichtet und Politiker verabschieden Gesetze zur Einschränkung von deren Verbreitung. Aber die staatliche Verfolgung eines Statistikers, der korrekte Zahlen veröffentlicht, wird weitgehend ignoriert. Diskussionen in Talkshows finden nicht statt. Und die Bundesregierung äußert sich grundsätzlich nicht zu gerichtlichen Verfahren im Ausland.
Auch von den deutschen Medien berichteten nur wenige über den Fall Georgiou, darunter die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die „Zeit“. Anscheinend wird die Bedeutung korrekter und von politischen Einfluss unabhängiger Statistiken für die Demokratie auch in Deutschland noch nicht ausreichend gewürdigt.
Der oben genannten Protestaktion kann man sich hier anschließen. Diese Netzseite liefert auch detaillierte Informationen zum Fall Georgiou.
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Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Bauer, Tel.: (0201) 8149-264
Jörg Schäfer (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-244
Jörg Schäfer (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-244
Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de .
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