Und was wissen Muslime über das Christentum?
Zum Artikel "Aus den Hinterhöfen in die Öffentlichkeit" von Uta Rasche (F.A.Z. vom 13. März): Die türkischen Einwanderer und ihre Nachkommen sehen in der Islamkonferenz nichts anderes als ein Instrument zur Erfüllung ihrer Wünsche. Wir dagegen erwarten, dass sich alle Einwanderer, woher auch immer sie gekommen sind, zu unserem Grundgesetz und unseren Werten bekennen. Dies geschieht durch diese Einwanderergruppe weiterhin nicht. Es leben in Deutschland Einwanderer aus zirka 180 Herkunftsländern. Außer mit Einwanderern aus islamischen Ländern gibt es nicht die geringsten Integrationsprobleme. Nicht wenige Deutsche sind der Meinung, dass es der größte Fehler Deutschlands seit Kriegsende war, Gastarbeiter nicht nur in europäischen Ländern angeworben zu haben, sondern auch in der Türkei. Nicht wenige meinen auch, wer sich hier nicht anpassen kann oder will, möge doch bitte, zwecks des allgemeinen Friedens, in das Land zurückkehren, aus dem er gekommen ist oder in das Land seiner Vorfahren auswandern, in dem er Lebensbedingungen vorfindet, wie er sie sich doch offenbar wünscht.
Was das Erscheinungsbild von Moscheen angeht, ist es nicht zwingend vorgeschrieben, dass diese aus einem Kuppelbau mit Minaretten bestehen müssen. Wenn man sich weltweit in vorwiegend muslimisch geprägten Ländern umsieht oder in Ländern mit einem muslimischen Bevölkerungsanteil, kann man erkennen, dass sich die Moscheebauten der jeweiligen Architektur des entsprechenden Landes anpassen. Moscheen, die wie Kirchenbauten aussehen, würden hierzulande gewiss als weniger "fremd" erscheinen und somit auch weniger Abneigung hervorrufen. Über das, was in ihnen vorgeht, muss allerdings sehr viel offener gesprochen werden. Leider ist wirkliche Ehrlichkeit auf der muslimischen Seite nur selten anzutreffen. Aber, es gibt ja immer wieder mal einen "Tag der offenen Moschee". Und Menschen, die dahin gehen. Wozu? Sind wir nicht über die Medien bestens informiert über den Islam? Aber was wissen in Deutschland lebende Muslime über das Christentum? Warum gibt es für sie keine "Tage der offenen Kirche"? Weil keiner hingehen würde und man dies weiß? Wenn wir den "Respekt" der Türken erreichen wollen, müssten wir uns so verhalten, wie wir es nicht möchten. Dieses Verhalten wäre entgegen unserer Kultur, unserer christlichen Religion und ihrer Werte und ganz besonders gegen unsere geschichtlichen Erfahrungen. Türkische Einwanderer und ihre Nachkommen fordern mehr muttersprachlichen Unterricht. Gerne, wenn sie die hier gültige Sprache Deutsch fließend beherrschen und dann bitte auf eigene Kosten. Welches Interesse hätte der Steuerzahler aus deutscher Sicht, fremdsprachlichen Unterricht zu finanzieren? Wenn ich einen Fremdsprachenkurs besuche, muss ich ihn auch selbst bezahlen.
Unsere Kinder (und die Kinder aus anderen Einwandererländern) kommen beim Lernen nicht voran, weil die Kinder "mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund" ohne die geringsten und einfachsten Deutschkenntnisse eingeschult werden. Was ist mit den anderen? Kinder aus griechischer, italienischer, spanischer, portugiesischer Herkunft, Kinder, deren Eltern aus dem asiatischen Raum zu uns gekommen sind? Seltsam, die können alle Deutsch, wenn sie eingeschult werden. Muttersprachlicher Unterricht ist bei diesen Einwanderungsgruppen Privatsache. Und es gibt für sie auch keine "Konferenz" und keinen "Gipfel". Würde ich irgendwo leben, wo man mir das Gefühl gibt, dass man mich nicht haben will, würde ich versuchen herauszubekommen, warum das so ist. Wenn ich es weiß, würde ich es ändern wollen. Wenn ich es nicht ändern kann, würde ich fortgehen von dem Ort, an dem man mich nicht haben will, weil ich mich nicht einfügen kann oder will. Nicht nur ich warte auf eine Entschuldigung der offiziellen Türkei und ihrer Medien dafür, dass sie uns Deutsche, ohne vorherige Klärung der tatsächlichen Umstände, im Falle von Ludwigshafen international als Rassisten und Nazis gebrandmarkt haben. Diese Entschuldigung würden wir gerne ebenso laut hören, wie die Anschuldigung. Um es mit Ihren Worten zu sagen, Herr Erdogan: "So etwas darf nie wieder passieren".
CLAUDIA ANNA AICHELE,DALLGOW-DÖBERITZ, LB
Text: F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 38
Sonntag, 23. März 2008
Kreditkrise, Niedrigzinspolitik, Inflation, Sachwerte
Zur Rettung der Wall Street
Von Holger Steltzner
Das globale Finanzsystem ist in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese Krise ist schlimmer als das Platzen der Internetblase an den Börsen zur Jahrtausendwende, heimtückischer als der Börsencrash von 1987, hartnäckiger als der Schock nach den Terrorangriffen auf Amerika. In dieser Krise breitet sich der Vertrauensschwund langsam von einem Markt zum nächsten aus - wie ein gefährliches Gift in einem Körper.
Aus einer lokalen Kreditkrise am amerikanischen Häusermarkt wurde zunächst eine Vertrauenskrise unter Banken. Notenbanken aus Amerika, Europa und Asien haben in gemeinsamen Rettungseinsätzen die Geldmärkte geflutet und ein Austrocknen verhindert. Doch das Misstrauen unter den Banken ist unvermindert groß,
die Liquiditätskrise wächst sich zu einer globalen Verschuldungskrise aus, erfasst Beteiligungsgesellschaften, Hedge-Fonds und Versicherungen. Auf die Verschuldungskrise folgt im nächsten Schritt die Pleitewelle. Am Ende könnte diese Finanzkrise auf die Gütermärkte überspringen und in eine allgemeine Wirtschaftskrise ausarten.
Wer nach den Schuldigen der Finanzkrise fragt, darf nicht nur auf die Banken schauen. Die amerikanische Notenbank Fed hatte mit Zinsen zum Nulltarif zur Spekulation auf Kredit verführt. Anleger ließen sich nicht lange bitten, Bankaufseher spielten mit, Politiker priesen den amerikanischen Traum vom noch größeren Eigenheim und freuten sich über den kreditfinanzierten Konsumrausch. Kreditjongleure in den Investmentbanken und die in ihren Diensten stehenden Ratingagenturen erledigten den Rest. Auf der Jagd nach noch mehr Rendite verloren alle Akteure das Gefühl für Risiko. Seit dem Platzen der Spekulationsblase geben die Notenbanken mit Liquiditätshilfen Zeit in der Hoffnung auf Besserung, doch die stellt sich nicht ein. Die amerikanische Regierung springt mit einem 170 Milliarden Dollar teuren Konjunkturprogramm bei, doch auch das zeigt bislang wenig Wirkung. Der Verfall der Hauspreise, die vielen Zwangsversteigerungen und die Börsenbaisse wirken stärker als die Steuerrückzahlung. Mit dem Fall von Bear Stearns hat die Finanzkrise ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zur Rettung der fünftgrößten amerikanischen Investmentbank gibt die Notenbank Fed eine Garantie in Höhe von 30 Milliarden Dollar, die Investmentbank JP Morgan übernimmt dank dieser Staatshilfe den Wettbewerber - zuvor haben die Aktionäre von Bear Stearns fast ihr gesamtes Kapital verloren.
Diese amerikanische Realität hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Ackermann, mit seiner Äußerung beschrieben, er glaube nicht allein an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Zeitpunkt und gewählte Formulierung mögen ungeschickt sein. Doch die Analyse der amerikanischen Lage ist treffend. Einige deutsche Politiker wollen das ausschlachten. Ihre Klagen über unfähige Bankmanager mögen berechtigt sein, fallen aber auf sie selbst zurück. Ein kurzer Auszug aus der langen Politikerliste der Verwaltungs- und Aufsichtsräte von KfW, IKB, Sachsen LB, Bayern LB der West LB zur Erinnerung: Dort sitzen unter anderen die Minister Glos und Steinbrück einträchtig neben dem Parteichef der Linken, Lafontaine. Sie alle haben als Aufseher versagt. Die Milliardenverluste dieser Staatsbanken tragen selbstverständlich die deutschen Steuerzahler. Die Politiker haben nicht den Mut, kleine Banken ohne Kundeneinlagen wie die IKB oder die Sachsen LB abzuwickeln. Lieber werfen sie dem schlechten Geld neue Steuermittel hinterher.
Niemand kann heute sagen, wann das ein Ende hat. Die Lösung der Krise muss von dort kommen, wo sie begonnen hat, vom amerikanischen Häusermarkt. Die Stabilisierung der Hauspreise braucht Zeit. Für viele Häuser und auch für zahlreiche Wertpapiere und Kredite gibt es gegenwärtig keine Preise mehr, keinen Handel, keinen Markt. Weil die Risikomodelle der Banken versagen, kennen weder Bankvorstand noch Wirtschaftsprüfer den echten Wert der Bilanzen. Wer seine eigene Position nicht bewerten kann, der misstraut jeder Gegenpartei. Das ist der Kern der Vertrauenskrise. In der großen Gier wurden ständig neue Kredite aufgenommen, um die Rendite des eingesetzten Kapitals weiter zu steigern. Banken, Beteiligungsgesellschaften und Hedge-Fonds wurden zu Verschuldungsmaschinen mit abenteuerlichen Kredithebeln im Verhältnis zum geringen Eigenkapital. Diese Kredite können jetzt nicht mehr bedient werden.
Einen großen Teil der Nominalwerte wird wohl die Inflation entwerten. Amerikas Regierung und Notenbank scheinen entschlossen zu sein, zur Rettung der Wall Street eine Politik der Dollar-Abwertung zu verfolgen. Der amerikanische Realzins ist nach den kräftigen Zinssenkungen bereits negativ. Der Dollar fällt im Verhältnis zum Euro von einem Tief zum nächsten, Inhaber von Dollar-Wertpapieren in Asien, Arabien und Europa überdenken ihre Anlagestrategie. Die sozialen Kosten für einen solchen Kurs sind hoch, unter hoher Inflation leiden besonders die Bezieher geringer Einkommen. Es wird zu einem gewaltigen Vermögenstransfer von Gläubigern zu Schuldnern kommen. Am Ende dieser Krise wird es Gewinner und Verlierer geben - und die Erkenntnis, dass das Leben nicht immer gerecht ist.
Text: F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 1
Von Holger Steltzner
Das globale Finanzsystem ist in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese Krise ist schlimmer als das Platzen der Internetblase an den Börsen zur Jahrtausendwende, heimtückischer als der Börsencrash von 1987, hartnäckiger als der Schock nach den Terrorangriffen auf Amerika. In dieser Krise breitet sich der Vertrauensschwund langsam von einem Markt zum nächsten aus - wie ein gefährliches Gift in einem Körper.
Aus einer lokalen Kreditkrise am amerikanischen Häusermarkt wurde zunächst eine Vertrauenskrise unter Banken. Notenbanken aus Amerika, Europa und Asien haben in gemeinsamen Rettungseinsätzen die Geldmärkte geflutet und ein Austrocknen verhindert. Doch das Misstrauen unter den Banken ist unvermindert groß,
die Liquiditätskrise wächst sich zu einer globalen Verschuldungskrise aus, erfasst Beteiligungsgesellschaften, Hedge-Fonds und Versicherungen. Auf die Verschuldungskrise folgt im nächsten Schritt die Pleitewelle. Am Ende könnte diese Finanzkrise auf die Gütermärkte überspringen und in eine allgemeine Wirtschaftskrise ausarten.
Wer nach den Schuldigen der Finanzkrise fragt, darf nicht nur auf die Banken schauen. Die amerikanische Notenbank Fed hatte mit Zinsen zum Nulltarif zur Spekulation auf Kredit verführt. Anleger ließen sich nicht lange bitten, Bankaufseher spielten mit, Politiker priesen den amerikanischen Traum vom noch größeren Eigenheim und freuten sich über den kreditfinanzierten Konsumrausch. Kreditjongleure in den Investmentbanken und die in ihren Diensten stehenden Ratingagenturen erledigten den Rest. Auf der Jagd nach noch mehr Rendite verloren alle Akteure das Gefühl für Risiko. Seit dem Platzen der Spekulationsblase geben die Notenbanken mit Liquiditätshilfen Zeit in der Hoffnung auf Besserung, doch die stellt sich nicht ein. Die amerikanische Regierung springt mit einem 170 Milliarden Dollar teuren Konjunkturprogramm bei, doch auch das zeigt bislang wenig Wirkung. Der Verfall der Hauspreise, die vielen Zwangsversteigerungen und die Börsenbaisse wirken stärker als die Steuerrückzahlung. Mit dem Fall von Bear Stearns hat die Finanzkrise ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zur Rettung der fünftgrößten amerikanischen Investmentbank gibt die Notenbank Fed eine Garantie in Höhe von 30 Milliarden Dollar, die Investmentbank JP Morgan übernimmt dank dieser Staatshilfe den Wettbewerber - zuvor haben die Aktionäre von Bear Stearns fast ihr gesamtes Kapital verloren.
Diese amerikanische Realität hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Ackermann, mit seiner Äußerung beschrieben, er glaube nicht allein an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Zeitpunkt und gewählte Formulierung mögen ungeschickt sein. Doch die Analyse der amerikanischen Lage ist treffend. Einige deutsche Politiker wollen das ausschlachten. Ihre Klagen über unfähige Bankmanager mögen berechtigt sein, fallen aber auf sie selbst zurück. Ein kurzer Auszug aus der langen Politikerliste der Verwaltungs- und Aufsichtsräte von KfW, IKB, Sachsen LB, Bayern LB der West LB zur Erinnerung: Dort sitzen unter anderen die Minister Glos und Steinbrück einträchtig neben dem Parteichef der Linken, Lafontaine. Sie alle haben als Aufseher versagt. Die Milliardenverluste dieser Staatsbanken tragen selbstverständlich die deutschen Steuerzahler. Die Politiker haben nicht den Mut, kleine Banken ohne Kundeneinlagen wie die IKB oder die Sachsen LB abzuwickeln. Lieber werfen sie dem schlechten Geld neue Steuermittel hinterher.
Niemand kann heute sagen, wann das ein Ende hat. Die Lösung der Krise muss von dort kommen, wo sie begonnen hat, vom amerikanischen Häusermarkt. Die Stabilisierung der Hauspreise braucht Zeit. Für viele Häuser und auch für zahlreiche Wertpapiere und Kredite gibt es gegenwärtig keine Preise mehr, keinen Handel, keinen Markt. Weil die Risikomodelle der Banken versagen, kennen weder Bankvorstand noch Wirtschaftsprüfer den echten Wert der Bilanzen. Wer seine eigene Position nicht bewerten kann, der misstraut jeder Gegenpartei. Das ist der Kern der Vertrauenskrise. In der großen Gier wurden ständig neue Kredite aufgenommen, um die Rendite des eingesetzten Kapitals weiter zu steigern. Banken, Beteiligungsgesellschaften und Hedge-Fonds wurden zu Verschuldungsmaschinen mit abenteuerlichen Kredithebeln im Verhältnis zum geringen Eigenkapital. Diese Kredite können jetzt nicht mehr bedient werden.
Einen großen Teil der Nominalwerte wird wohl die Inflation entwerten. Amerikas Regierung und Notenbank scheinen entschlossen zu sein, zur Rettung der Wall Street eine Politik der Dollar-Abwertung zu verfolgen. Der amerikanische Realzins ist nach den kräftigen Zinssenkungen bereits negativ. Der Dollar fällt im Verhältnis zum Euro von einem Tief zum nächsten, Inhaber von Dollar-Wertpapieren in Asien, Arabien und Europa überdenken ihre Anlagestrategie. Die sozialen Kosten für einen solchen Kurs sind hoch, unter hoher Inflation leiden besonders die Bezieher geringer Einkommen. Es wird zu einem gewaltigen Vermögenstransfer von Gläubigern zu Schuldnern kommen. Am Ende dieser Krise wird es Gewinner und Verlierer geben - und die Erkenntnis, dass das Leben nicht immer gerecht ist.
Text: F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 1
Rekordkälte im Januar
-1°, Nachtfrost, in der Sonne glitzernde Reifdecke
- Rekordkälte im Januar
Hierzulande war es im Januar überdurchschnittlich warm. Vielen anderen Regionen der Erde bescherte dieser Monat jedoch eine Rekordkälte. Global betrachtet fiel die Temperatur auf den Landflächen erstmals seit 1982 sogar wieder unter den Mittelwert des gesamten 20. Jahrhunderts. Dies ergaben übereinstimmend die Daten der weltweit vier wichtigsten Klimaforschungszentren, darunter das US National Climate Data Center sowie das Hadley-Klimaforschungszentrum im britischen Exeter. Diese Institute überwachen fortlaufend die Fieberkurve der Erde.
Die Hadley-Klimatologen ermittelten gegenüber Januar 2007 einen Rückgang der Globaltemperatur um knapp 0,6 Grad Celsius. Dies entspricht annähernd der globalen Erwärmung während des gesamten 20. Jahrhunderts und ist der bislang schnellste registrierte Temperatursturz. Allerdings war der Winter 2007 der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Weltweit lagen die Temperaturen um 0,6 bis 0,7 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Ursache war damals das Wetterphänomen El Nino, durch das sich besonders der Südpazifik erwärmt hatte.
Schneechaos und Kältetote
Die Folgen der Abkühlung zu Beginn dieses Jahres waren teilweise dramatisch. In Sibirien kämpften die Menschen mit selbst für dortige Verhältnisse ungewöhnlich harter Kälte. Aus vielen Gebieten meldete die Agentur Itar-Tass neue Tiefsttemperaturen, die mit Werten von minus 40 bis minus 50 Grad um 12 bis 14 Grad niedriger lagen als normal. Die Stadt Jakutsk verzeichnete an einem Tag minus 46 Grad. Zur Zeit des chinesischen Neujahrsfests tobten Schneestürme über China, Hunderttausende von Menschen, die von ihren Arbeitsstellen nach Hause fahren wollten, saßen in Bahnhöfen und Busstationen fest.
Anfang Januar gab es Schneechaos in Bulgarien, Rumänien und der Türkei. Aus Nordindien wurden 38 Kältetote gemeldet, und die USA verzeichneten eisige Temperaturen bis hinunter nach Florida. Teilweise lagen 47 Prozent der Landesfläche unter einer Schneedecke. Eine Kältewelle gab es auch in Mexiko. Der Iran litt unter Rekord-Schneefällen, die teilweise erstmals auch Wüstengebiete erfassten. In Bagdad schließlich fiel der erste Schnee seit mindestens 100 Jahren.
In den Polargebieten der Erde wuchsen die Eisdecken durch den Temperaturrückgang wieder. Die arktische Eisfläche war nach Angaben des National Snow and Ice Data Centre der USA größer als in den vergangenen vier Jahren, blieb aber unter dem Mittelwert der Jahre 1979 bis 2000, der als Referenzwert dient. Zugleich – dies berichtete der Canadian Ice Service in Ottawa – war die Eisdecke zehn bis 20 Zentimeter dicker als 2007. In der Antarktis war die von Meereis bedeckte Fläche so ausgedehnt wie seit 30 Jahren nicht mehr. Überdurchschnittlich warm war es demgegenüber in Mittel- und Westeuropa sowie in einigen Gebieten Skandinaviens, in Teilen Asiens sowie in Australien, wo gerade Sommer herrscht und es den wärmsten Januar seit Aufzeichnungsbeginn gibt.
Ist die Sonne schuld?
Ursache des ungewöhnlichen Wettergeschehens ist laut dem Deutschen Wetterdienst eine Veränderung der sogenannten Arktischen Oszillation. Dieses Schwingungsmuster von Luftmassen wird von den „Jetstreams“ (Strahlströmen) bestimmt. Es handelt sich dabei um schmale Starkwindbänder, die jeweils in hohen nördlichen und südlichen Breiten sowie in größeren Höhen um die Erde kreisen. Im Januar bildeten sich Hochdruckgebiete über Osteuropa, die Vorstöße polarer Kaltluft in unsere Gefilde blockierten. Als Folge davon wurde unser Wetter von einer recht stabilen Westlage bestimmt, die sich über West- und Mitteleuropa etablierte und relativ warme Meeresluft heranleitete.
Gibt es eine neue Eiszeit?
Nach Veröffentlichung der Januar-Daten durch die Klimaforscher setzte sogleich die Diskussion über die tieferen Ursachen der Kälteperiode ein. Einige „Klimaskeptiker“ sahen darin den Beweis dafür, dass es keine anhaltende globale Erwärmung gibt. Klimaforscher halten es aber für möglich, dass der Kälteeinbruch nur ein Vorbote einer Phase globaler Abkühlung ist. Als Ursache nennen sie eine anhaltende Aktivitätsflaute auf der Sonne, mit der auch eine verringerte Einstrahlung von Energie auf die Erde einhergeht. Die Aktivität der Sonne, die auch das irdische Klima beeinflusst, folgt einem elfjährigen Zyklus. Im Jahr 2007 erreichte dieser sein Minimum. Längst schon sollte mit einem Anstieg der magnetischen Aktivität der nächste Zyklus begonnen haben. Doch er kommt nicht in Gang. Zwar zeigte sich im Dezember ein einsamer Sonnenfleck, der den Start der neuen Aktivitätsphase anzukündigen schien. Doch nach zwei Tagen war er wieder verschwunden, seither herrscht wieder Ruhe auf unserem Mutterstern.
Eine frühere Kaltphase, die von 1790 bis 1830 auf der Erde herrschte – das so genannte Dalton-Minimum – begann vermutlich auf ähnliche Weise. Damals verharrte die Sonne mehrere Jahre lang in einem Zustand verringerter Aktivität, der betroffene Zyklus dauerte statt der normalen elf vermutlich 15 Jahre. Einige Forscher sehen auch Anhaltspunkte dafür, dass die Sonne ihn vollkommen übersprang. Das Dalton-Minimum ist ein Abschnitt der „Kleinen Eiszeit“, vom 15. bis zum 19. Jahrhundert mit langen Wintern, nasskalten Sommern und Hungersnöten.
Doch der Astrophysiker Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, beruhigt: „Vorläufig ist nicht mit einer neuerlichen Eiszeit zu rechnen“. Denn Aktivitätsminima der Sonne wie das derzeitige seien oft recht ausgedehnt. „Das Minimum kann noch ein halbes Jahr oder länger fortdauern, normalerweise steigt die Sonnenaktivität danach gemächlich an“, erklärt Solanki. „ Sorgen müssen wir uns also noch nicht machen, sondern erst, wenn der jetzt anstehende neue Aktivitätszyklus bis zum Herbst nicht in Gang kommt.“
3.3.08 http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/
- Rekordkälte im Januar
Hierzulande war es im Januar überdurchschnittlich warm. Vielen anderen Regionen der Erde bescherte dieser Monat jedoch eine Rekordkälte. Global betrachtet fiel die Temperatur auf den Landflächen erstmals seit 1982 sogar wieder unter den Mittelwert des gesamten 20. Jahrhunderts. Dies ergaben übereinstimmend die Daten der weltweit vier wichtigsten Klimaforschungszentren, darunter das US National Climate Data Center sowie das Hadley-Klimaforschungszentrum im britischen Exeter. Diese Institute überwachen fortlaufend die Fieberkurve der Erde.
Die Hadley-Klimatologen ermittelten gegenüber Januar 2007 einen Rückgang der Globaltemperatur um knapp 0,6 Grad Celsius. Dies entspricht annähernd der globalen Erwärmung während des gesamten 20. Jahrhunderts und ist der bislang schnellste registrierte Temperatursturz. Allerdings war der Winter 2007 der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Weltweit lagen die Temperaturen um 0,6 bis 0,7 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Ursache war damals das Wetterphänomen El Nino, durch das sich besonders der Südpazifik erwärmt hatte.
Schneechaos und Kältetote
Die Folgen der Abkühlung zu Beginn dieses Jahres waren teilweise dramatisch. In Sibirien kämpften die Menschen mit selbst für dortige Verhältnisse ungewöhnlich harter Kälte. Aus vielen Gebieten meldete die Agentur Itar-Tass neue Tiefsttemperaturen, die mit Werten von minus 40 bis minus 50 Grad um 12 bis 14 Grad niedriger lagen als normal. Die Stadt Jakutsk verzeichnete an einem Tag minus 46 Grad. Zur Zeit des chinesischen Neujahrsfests tobten Schneestürme über China, Hunderttausende von Menschen, die von ihren Arbeitsstellen nach Hause fahren wollten, saßen in Bahnhöfen und Busstationen fest.
Anfang Januar gab es Schneechaos in Bulgarien, Rumänien und der Türkei. Aus Nordindien wurden 38 Kältetote gemeldet, und die USA verzeichneten eisige Temperaturen bis hinunter nach Florida. Teilweise lagen 47 Prozent der Landesfläche unter einer Schneedecke. Eine Kältewelle gab es auch in Mexiko. Der Iran litt unter Rekord-Schneefällen, die teilweise erstmals auch Wüstengebiete erfassten. In Bagdad schließlich fiel der erste Schnee seit mindestens 100 Jahren.
In den Polargebieten der Erde wuchsen die Eisdecken durch den Temperaturrückgang wieder. Die arktische Eisfläche war nach Angaben des National Snow and Ice Data Centre der USA größer als in den vergangenen vier Jahren, blieb aber unter dem Mittelwert der Jahre 1979 bis 2000, der als Referenzwert dient. Zugleich – dies berichtete der Canadian Ice Service in Ottawa – war die Eisdecke zehn bis 20 Zentimeter dicker als 2007. In der Antarktis war die von Meereis bedeckte Fläche so ausgedehnt wie seit 30 Jahren nicht mehr. Überdurchschnittlich warm war es demgegenüber in Mittel- und Westeuropa sowie in einigen Gebieten Skandinaviens, in Teilen Asiens sowie in Australien, wo gerade Sommer herrscht und es den wärmsten Januar seit Aufzeichnungsbeginn gibt.
Ist die Sonne schuld?
Ursache des ungewöhnlichen Wettergeschehens ist laut dem Deutschen Wetterdienst eine Veränderung der sogenannten Arktischen Oszillation. Dieses Schwingungsmuster von Luftmassen wird von den „Jetstreams“ (Strahlströmen) bestimmt. Es handelt sich dabei um schmale Starkwindbänder, die jeweils in hohen nördlichen und südlichen Breiten sowie in größeren Höhen um die Erde kreisen. Im Januar bildeten sich Hochdruckgebiete über Osteuropa, die Vorstöße polarer Kaltluft in unsere Gefilde blockierten. Als Folge davon wurde unser Wetter von einer recht stabilen Westlage bestimmt, die sich über West- und Mitteleuropa etablierte und relativ warme Meeresluft heranleitete.
Gibt es eine neue Eiszeit?
Nach Veröffentlichung der Januar-Daten durch die Klimaforscher setzte sogleich die Diskussion über die tieferen Ursachen der Kälteperiode ein. Einige „Klimaskeptiker“ sahen darin den Beweis dafür, dass es keine anhaltende globale Erwärmung gibt. Klimaforscher halten es aber für möglich, dass der Kälteeinbruch nur ein Vorbote einer Phase globaler Abkühlung ist. Als Ursache nennen sie eine anhaltende Aktivitätsflaute auf der Sonne, mit der auch eine verringerte Einstrahlung von Energie auf die Erde einhergeht. Die Aktivität der Sonne, die auch das irdische Klima beeinflusst, folgt einem elfjährigen Zyklus. Im Jahr 2007 erreichte dieser sein Minimum. Längst schon sollte mit einem Anstieg der magnetischen Aktivität der nächste Zyklus begonnen haben. Doch er kommt nicht in Gang. Zwar zeigte sich im Dezember ein einsamer Sonnenfleck, der den Start der neuen Aktivitätsphase anzukündigen schien. Doch nach zwei Tagen war er wieder verschwunden, seither herrscht wieder Ruhe auf unserem Mutterstern.
Eine frühere Kaltphase, die von 1790 bis 1830 auf der Erde herrschte – das so genannte Dalton-Minimum – begann vermutlich auf ähnliche Weise. Damals verharrte die Sonne mehrere Jahre lang in einem Zustand verringerter Aktivität, der betroffene Zyklus dauerte statt der normalen elf vermutlich 15 Jahre. Einige Forscher sehen auch Anhaltspunkte dafür, dass die Sonne ihn vollkommen übersprang. Das Dalton-Minimum ist ein Abschnitt der „Kleinen Eiszeit“, vom 15. bis zum 19. Jahrhundert mit langen Wintern, nasskalten Sommern und Hungersnöten.
Doch der Astrophysiker Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, beruhigt: „Vorläufig ist nicht mit einer neuerlichen Eiszeit zu rechnen“. Denn Aktivitätsminima der Sonne wie das derzeitige seien oft recht ausgedehnt. „Das Minimum kann noch ein halbes Jahr oder länger fortdauern, normalerweise steigt die Sonnenaktivität danach gemächlich an“, erklärt Solanki. „ Sorgen müssen wir uns also noch nicht machen, sondern erst, wenn der jetzt anstehende neue Aktivitätszyklus bis zum Herbst nicht in Gang kommt.“
3.3.08 http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/
"Osterspaziergang"
"Osterspaziergang"
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt's im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen, finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus den Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluß in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
Goethe, Faust I, V. 903 ff.
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt's im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen, finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus den Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluß in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
Goethe, Faust I, V. 903 ff.
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