“So ist die menschliche Natur, daß jeder, egal aus welchem Land er kommt, sein eigenes Volk mehr liebt als ein fremdes.” Cosma von Prag, Chronica Boemorum 2.23*
Die ethnischen Probleme gab es auch in der mittelalterlichen Kirche, speziell an den Rändern, und vor allem dort, wo fremde Eroberer ins Land kamen, wie die Engländer (Anglonormannen) in Irland. In deren Schatten agierten auch die Mönchsorden als universalistische Organisationen. In ihnen wirkten die gleichen Kräfte, ob Zisterzienser, Dominikaner, Franziskaner oder Augustiner. Die Zisterzienser waren die internationalsten, von der Abtei Citeaux aus bildeten sie europaweit Töchterabteien. Vierunddreißig allein in Irland, davon nur zehn anglonormannische Gründungen. Waren die irischen Zisterzienser besonders eigenwillig? Supervisionen aus Citeaux brachten sie keinerlei Willkommenskultur entgegen. Da mußte ein Anglonormanne ran, Stephan von Lexington, ausgebildet in Paris. Er griff durch, setzte englische Äbte ein und schloß auch zwei Klostertöchter. An Bernhard von Clairvaux berichtete er:
“Wir haben deshalb den Iren aufgetragen, sie sollten, wenn sie wünschten, daß auch in Zukunft noch irgendeiner aus ihrem Volk in den Orden aufgenommen werde, die Betreffenden nach Paris, Oxford oder andere berühmte Städte schicken, wo sie sich im Schreiben und in der Redekunst üben und auch anständiges Benehmen erlernen könnten. Wir haben ihnen deutlich gemacht, daß der Orden nicht beabsichtige, irgendeine Nation auszuschließen, sondern nur die Ungeeigneten, Unnützen und all jene, die mit dem angemessenen menschlichen Verhalten auf Kriegsfuß stehen.”
Und Französisch müßten sie natürlich können, wie Stephan von Lexington, Abt in Stanley (Durham).