Freitag, 27. Januar 2012
Superman
Stephen Hawking 2006
(Bild: Wiki.)
„ Mens sana in corpore sano“ haben wir als „Ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper“ kennengelernt, meist mehr mit der Betonung auf dem gesunden Körper, der einen gesunden Geist hervorbringe, aber häufig auch als gegenseitige, symmetrische Beziehung.
Der Sport wird gern auf beide Weisen empfohlen, schon im schulischen Sportunterricht. Obwohl doch gerade die größten geistigen Nieten Berufssportler sind. Ja, fast könnte man behaupten, daß nur eine große Portion Unverstand zum Profisport führe; in jedem Fall ruiniert der Leistungssport den Körper, wenn nicht gar der frühe Sport-Tod eintritt wie gerade im Falle der jungen Freestyle-Skifahrerin Sarah Burke. Der Boxer Clay/Ali verwandelte sich durch seinen Sport zu einem körperlichen und geistigen Wrack. Als Leistungsportler erfährt man schon früh, daß das Trainingspensum nur mit verminderter Geistestätigkeit absolviert werden kann, mit einer gewissen Stumpfheit, und der Zeitaufwand für die vielen Trainingsstunden reduziert ebenfalls die Zeit für Lernen und Studium.
Unter geisttötender Trainingsbeanspruchung hatte der Physiker Stephen Hawking, Jahrgang 1942, wahrlich nicht zu leiden, denn bei dem Hochbegabten begann in den sechziger Jahren die schwere Lähmungskrankheit ALS; die Ärzte versprachen einen frühen Tod. Tatsächlich verschlechterte sich Hawkings Befinden zunehmend, doch litten darunter weder seine psychischen noch intellektuellen Fähigkeiten. Als Sportler habe ich das schon vor Jahren mit Verwunderung wahrgenommen und ich denke jedes Mal an Hawking, wenn in einem medizischen Vortrag die Bedeutung der körperlichen Bewegung fast in jeder Hinsicht, auch beim Abspeichern von Wissen, betont wird. Ich halte körperliche Bewegung auch für das einzige Patentrezept mit Wirkung auf viele Bereiche, doch wird die Bedeutung offenbar überschätzt; dafür steht nicht als einziges, aber doch größtes Beispiel Hawking. Er trotzt nicht nur seinem zerfallenden Körper intellektuelles Leben ab, auch die mentale Stärke beeindruckt. Seine Astrophysik kann ich nicht recht würdigen, weil mit zu vielen irdischen Problemen beschäftigt, aber sein Verzicht auf irrationale religiöse Tröstungen gefällt mir gut. Für die Entstehung des Universums braucht das Mitglied der vatikanischen Akademie der Wissenschaften keinen Gott, die Schwerkraft hält er für ausreichend. Davon verstehe ich nichts, die Kosmologie kümmert mich wenig, von gelegentlichen einschlägigen Vorträgen einmal abgesehen, in denen ich gerne wie Hans Hansen in Thomas Manns “Tonio Kröger” die S-terne bewundere.
Vom Beten dürfte Hawking also nicht viel halten, weil er keinen Gott kennt, aber gegen das originale Juvenal-Zitat wird er schwerlich etwas einzuwenden haben:
Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano. Satiren 10, 356
„Beten sollte man darum, daß in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei.“
Wenn also jemand unbedingt des Betens bedürftig sei, so die Aussagerichtung, dann soll er sich doch gefälligst etwas Sinnvolles wünschen: einen gesunden Organismus.
Mit Hawking kann man dann ergänzen, daß merkwürdige Annahmen wie Himmel, Hölle und ewiges Leben nicht dazugehören.
- "Wegbereiter einer Demenz
Der Lebensstil ist entscheidend
Eine Demenz scheint weniger schicksalhaft zu sein als vielfach angenommen. Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung schütze vor ihr, schreiben Mediziner aus Traunstein in einer neuen Studie. Mehr Von NICOLA VON LUTTEROTTI" FAZ 15.12.11
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