Das Horaz-Zitat lautet deutsch:
Denke daran, ein gleichmütiges Herz in schwieriger wie in günstiger Lage zu wahren, eines, das fern von übermütiger Freude Maß hält. Horaz 65-8, Oden II,3
“daß der Mensch aus der Wildnis seiner Gefühle kraft seines verständigen Gemütes einen Garten gemacht hat.”
Das ist die Wunschvorstellung in mancherlei Ideologien - der Buddhismus will gleich das ganze ICH als Zentrum der Gefühle und Wünsche aufgeben, diverse Religionsideologien empfehlen oder befehlen die Unterwerfung unter Götter nach dem Modell “unruhig ist mein Herz bis es ruhet in Gott”, oder die Gesprächsideologie “Reden wir mal drüber und alles wird friedlich” des Habermus.
Reife Worte, die hier die Lehrerin den Abiturientinnen, die vorher Stifter lesen mußten, vorträgt. Wohlgetan. Aber können junge Frauen, vollgepumpt mit Hormonen - für junge Männer gilt das gleiche - so etwas verstehen?
Sie können es nicht, denn es gehört viel Lebenserfahrung dazu, sie zu verstehen. Und sie können tatsächlich sogar zur völligen Ablehnung der weisen Worte führen und zur anhaltenden Verdammung Stifters.
Vielfach bleibt es bei dem Wort des Augustinus: “unruhig ist unser Herz bis es ruhet in Dir”. Er selbst ist das beste Beispiel dafür. In jungen Jahren ein reicher Lotterbube, wird er als Bischof und Kirchenlehrer zum Totschläger an den Arianern per bischöflicher Anweisung.
Die Menschen bleiben eben die alten Affen, wie Kästner richtig meinte. Oder weniger despektierlich: Sie bleiben Primaten.
Die “Wildnis der Gefühle” zu zivilisieren gelingt nur einzelnen Exemplaren.