Extremes Traditionsbewußtsein an der Börse von Kuweit - im August 1990 griff Saddam Hussein Kuweit an und annektierte es
Saddam Hussein war wohl der widerlichste und blutigste Diktator der Region, in der es noch andere, weniger brutale Diktatoren gab und noch immer gibt. Er hat sich seinen Tod redlich verdient. In Damaskus regiert heute eine Demokratie. Und die archaische Gewalt, die seit dem 7. Jahrhundert (657 Schlacht von Siffin) zwischen Sunniten und Schiiten herrscht.
Drangsalierten zu Saddams Zeiten die Sunniten die Schiiten, so ist es heute umgekehrt. Allerdings gibt es mehr politischen Spielraum, mehr Meinungsfreiheit, mehr unzensierte Medien.
Die Hoffnung, daß die Demokratie das Land befrieden und zivilisieren würde, hat sich bisher nur ansatzweise erfüllt. Auch nicht in Tunesien, Marokko, Ägypten und Libyen. In Anlehnung an das Böckenförde-Diktum („Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist.”) könnte man vermuten, daß die freiheitliche Demokratie nur dort eine substantielle Chance besitzt, wo die individualfreiheitlichen und individualrechtlichen Voraussetzungen für einen freiheitlichen, säkularisierten Staat existieren. Das ist nirgendwo im islamischen Kulturraum der Fall. Dort herrscht ein extremer Kollektivismus, der nur die religiöse Eigengruppe gelten läßt, andere religiöse Gruppen aber beherrschen oder gar vernichten will, wie im Irak die Schiiten die Sunniten, oder Iran Israel.
Daher gibt es im Orient prinzipiell nur Stabilität, wenn absolute Monarchen oder säkulare Diktatoren die Macht besitzen. Pakistan ist seit langem eine Demokratie, aber ebenso lange instabil mit einer zunehmenden Verfolgung nicht-sunnitischer Gruppen, die aus der Mitte der Gesellschaft heraus erfolgt.
Den größten individuellen und religiösen Freiheitsrahmen gewährte die Assad-Diktatur, weil sie sich selbst auf eine offenere religiöse Minderheitengruppe, die Alewiten, stützt, und andere Minderheiten, wie die Christen, gegenüber den aggressiven Sunniten braucht. Letzteren Waffen zu liefern, heißt, die brutalsten Kräfte an die Macht bringen zu wollen.
Im Irak wird es noch lange dauern, bis die säkularen Kräfte stark genug sein werden, den destruktiven religiösen Kräften eine individualfreiheitliche Grundordnung abzuringen.