Das
Schlimmste sei die Unordnung, meinte Goethe. Deswegen, und nur deswegen, ist
der Staat notwendig. Aber wie soll der Staat aussehen?
Platon,
Bewohner des großen Dorfes Athen, machte sich in seinen Schriften POLITEIA und NOMOI dazu seine
einflußreichen Gedanken. Er schlug den Philosphenkönig vor mit
Weibergemeinschaft, Gemeinbesitz und einem Wächterstand, eine Mischung zwischen
KGB und SS, der seinen eigenen Nachwuchs züchten sollte nach strikten eugenischen
Merkmalen.
Diese
Frühform einer kommunistischen Diktatur fanden die meisten Athener aber nicht
so prima, erst Lenin und Stalin setzten so etwas durch. Vorübergehend.
Seit
Platon gab es viele Staatsentwürfe, alle hatten Nachteile und Vorteile, manche
waren sogar so furchtbar wie die Realität der Staatenwelt. Der erste, der sich
empirisch mit dieser Staatenwelt um ihn herum auseinandersetzte unter dem
Hauptgesichtspunkt, die Ordnung, welcher Fürstenart auch immer, stabil zu
halten, war der Florentiner Niccolo Machiavelli (1469-1527). Seitdem dient er
den idealistischen Ideologen als Watschenmann. Doch bemühte er sich nur um
Realismus, und dabei untersuchte er in Kapitel 9 auch die
Bundeskanzlerherrschaft:
„9. Vom Volke
übertragene Herrschaft. (Vom Volksfürsten)
Ich komme zu dem zweiten Falle: wenn nämlich Einer aus dem Volke
nicht durch Verbrechen und Schandthaten, sondern durch die Gunst seiner
Mitbürger Fürst in seinem Vaterlande wird. Dieses Fürstenthum von ganz eigner
Art könnte man allenfalls ein bürgerliches nennen. Es wird nicht blos durch
Talente oder Glück, sondern vielmehr nur durch eine glückliche und schlaue
Geschicklichkeit erworben. Man gelangt dazu mittelst einer Begünstigung,
entweder des Volks, oder der Großen in ihm.“
Und er sah darin durchaus Dauer und Stabilität:
„Stützt sich aber ein Fürst auf das Volk, der
zu befehlen versteht und beherzt ist, so lasse er sich im Unglück nicht irre
machen; er treffe alle nötigen Zurüstungen und erhalte durch seinen Geist und
seine Befehle alles im Griff, so wird er sich vom Volke nicht betrogen finden
und erkennen, daß er auf festen Grund gebaut hat.“