Mittwoch, 27. März 2013

Kultur live




Im Eingangsbereich steht immer ein Bodybuilder mit nacktem Oberkörper und die Musik erreicht fast Discolautstärke - alles ist möglich.




Aus den rotgrünen Ländern und ihren CDU-Hilfstruppen rund um das Arbeitsministerium herum kommen Berichte und Initiativen, um den Streß am Arbeitsplatz hochzureden, breitzutreten und daraus Wählerstimmen zu machen. So wie seinerzeit die sog. Hysterie von interessierten Kreisen im Dunst der Universitäten herbeigeredet wurde - heute gibt es diese Diagnose in der Medizin nicht mehr - so verfährt man derzeit mit dem Streß und die stets alarmistischen und schwafelbereiten Medien posaunen es in die Breite. So auch der DLF.

Sicher gilt, daß man sich in alles hineinsteigern kann, so in die Hysterie mit bühnenreifen Ohnmachtsanfällen im Hörsaal, und jederzeit auch in ein Streßbewußtsein, das sich selbst verstärkt. Hinzu treten anstrengende Sexgeschichten und strapaziöse Urlaube. Mein ehemaliger Friseur erzählte mir von 5 Urlauben in 4 Ländern in einem Jahr. So ein Friseur hat’s offenbar schwer. Und das Klagen war schon immer ein Volkssport.
Streß ist eine völlig subjektive Größe. Der eine genießt den Streß bei 300 km/h im dämlichen Kreisverkehr, der andere erträgt die Langeweile am Arbeitsplatz kaum und leidet, weil er arbeiten muß. Und Leute wie ich leiden unter der Beschallung durch Kleinemädchenmusik in immer mehr Restaurants und Läden. Und zunehmender Lautstärke. Streß pur.
Da ist es schön, wenn der neue Direktor des Goethemuseums schreibt:
“Mein Team und ich wollen weiter allerfördersamst wirken”. Bei der Verwendung von “allerfördersamst” droht wohl kein Hip-Hop-Streß im Museum.