Montag, 11. August 2014

Licht im Dunkel - Sehen













Schnitt durch das Gehirn, etwa in der Mitte, Sicht von unten, vereinfachte Darstellung: Das rechte Auge liefert überwiegend nach links hinten und umgekehrt


Die Lichtstrahlen treffen auf die Netzhaut, werden dort in elektrische Impulse umgewandelt und über den Sehnerv auf der Sehbahn weitergeleitet in den Hinterkopf; erst dort, nach dem Weg durch den ganzen Kopf, werden die Rohdaten interpretiert und mit Bedeutung versehen. Die Bedeutungsmuster liegen bereit und werden den eintreffenden Rohdaten zugeordnet - oft teilweise oder gar ganz falsch - daher weichen die Aussagen von Augenzeugen in der Regel voneinander ab, besonders in emotional aufregenden Situationen.
Die im Gedächtnis gespeicherten Bilder sind keine fixierten Fotografien, sondern den normalen Gedächtnisvorgängen unterworfen. Bei jeder Erinnerung können sie modifiziert werden, Einzelheiten verblassen oder werden gänzlich vergessen, andere Bedeutungen können sich einschleichen und mitunter ändern sich nach vielen Bildaufrufen sogar die Hauptbedeutungen .
Goethe hat den Vorgang prägnant formuliert: "man sieht nur, was man weiß". In diesem Sinne ist es hauptsächlich die Sehrinde (Videocortex) im Hinterkopf (dort, wo es ganz dunkel ist), die etwas "sieht", indem sie nämlich aus den physikalischen Impulsen ein bedeutungshaltiges Bild erstellt, also konstruiert.