Mittwoch, 28. Januar 2015

Comenius und die Wohlfahrt der Länder




Das ist nicht Chomeini, sondern Comenius in Berlin-Neukölln im Comenius-Garten, geschaffen von dem Bildhauer Josef Vajce. 
(Foto: Schulz/Wiki.)




Ein interessanter Fall! Der Calvinist Comenius (1592-1670) im katholisch beherrschten Böhmen. Man sprach böhmisch, Wien sprach deutsch. Es wurde bei den Herrschern hin- und hergeheiratet und auf diese Weise Länder und Herrschaften erworben und Erbfolgekriege geführt. Das fand Comenius so geistlos und oberflächlich und unfruchtbar, wie es auch war. Entsprechend forderte er ein Selbstbestimmungsrecht der Völker zur Beförderung des Volksglücks in seiner Schrift "Gentis felicitas". Darin heißt es:


„(1) Ein Volk […] ist eine Vielheit von Menschen, die aus gleichem Stamme entsprossen sind, an dem selben Ort der Erde […] wohnen, gleiche Sprache sprechen und durch gleiche Bande gemeinsamer Liebe, Eintracht und Mühe um das öffentliche Wohl verbunden sind.
(2) Viele und verschiedene Völker gibt es […], sie sind alle durch göttliche Fügung in diesem Charakterzug gekennzeichnet: wie jeder Mensch sich selbst liebt, so jede Nation, sie will sich wohlbefinden, im wechselseitigen Wetteifer sich zum Glückszustand anfeuern.“
Danach stellt Comenius (jeweils mit Begründung und Erläuterung) 18 Merkmale für „Volkswohlfahrt“ zusammen, darunter einheitliche Bevölkerung ohne Mischung mit Fremden, innere Eintracht, Regierung durch Herrscher aus dem eigenen Volk und Reinheit der Religion.” (Wiki.)


Das ist sinnvoll gedacht, denn die gemeinsame Sprache bindet die Kommunikationen zusammen und verbindet dadurch, wie auch durch die gemeinsamen Sitten und Rituale der Religion. Daher ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker heute allgemein anerkannt und von der UNO überwacht.
Ein Patentrezept ist es gleichwohl nicht, denn die Entflechtung der verschiedenen Stammes-, Sprach- und Religionsgruppen war in der Regel nicht möglich und stiftete nachhaltig Unfrieden. Und förderte den Nationalismus, der leicht kriegerisch wird und, bei vitalen Völkern, imperialistisch entartet. So eroberte England Nordamerika, doch sagte sich die Kolonie los und wurde ein multiethnisches Einwanderungsland. Die Indianer wurden verdrängt, teilweise ausgerottet und galten der dominanten britischen Kultur als nicht gleichwertig. Bis heute haben sie Probleme mit der angelsächsischen Kultur, wie auch die Afroamerikaner. Die zuwandernden Nordeuropäer bildeten jedoch eine große Bereicherung, weil sie sich schnell anpaßten und die Sprache lernten. Die viel größere individuelle Freiheit lockt zudem bis heute agile und höchstqualifizierte Zuwanderer an, die das Land zur ökonomisch und wissenschaftlich führenden Multikulti-Nation machten. Das aber auch einen speziellen Nationalismus ausbildete und die Phlippinen und Hawaii kolonisierte bzw. annektierte.
Ob das angelsächsisch dominierte, einsprachige Multikulti-Konzept weiterhin erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Die vielen nicht anpassungsbereiten und anderssprachigen Zuwanderer aus Mexiko setzen da ein Fragezeichen. Wie die Afroamerikaner weisen sie zudem eine höhere Geburtenrate auf als die Gruppe der angelsächsischen Leitkultur. Deswegen bleiben die Prinzipien des Comenius - insbesondere gemeinsame Sprache und Kultur - auch heute von Bedeutung für ein vitales Gemeinwesen, das nicht in Parallelgesellschaften zerfällt und dadurch gelähmt wird.