Dienstag, 22. Januar 2013

Wo ist sie denn, die Vernunft?







Schnee und Frost trotz Klimaerwärmung - vermutlich ein Zentralbankkomplott







Sehr geehrter Herr Titus (Partei der Vernunft Bayern), der Sie mißbräuchlich mit der Schweizer Flagge werben,
die Schweiz bietet viele Anregungen und darf mit ihrer Kantonsselbständigkeit als vorbildlich gelten. Sie sollten mal hinfahren und die Zentralbank besichtigen. 

Hayeks Privatgeld ist grundsätzlich ein interessanter Gedanke, aber nicht einmal Gerhard Schwarz von Avenir Swiss denkt konkret über eine Einführung nach. Schon die Verfassungen stehen dagegen. Aber auch viele, sehr viele technische Probleme. Die großen Währungen $, € und Yen berühren sich heute auf dem Weltfinanzmarkt so hautnah, daß keine private Institution mehr für ein Privatgeld in Frage kommt. Außer vielleicht Bernard Madoff, falls er freigelassen würde. Oder Kim Schmitz. Draghi und Weidmann sind mir da aber lieber. Zudem bieten heute bei niedrigen Transaktionskosten individuell gestaltete Währungs- und Rohstoffkörbe die Möglichkeit privater Absicherungen, die es zu Hayeks Zeiten nicht gab. 
Zudem ist inzwischen fraglich geworden, was Friedmans monetaristische Botschaft war, daß nämlich Inflation immer und überall ein monetäres Problem sei, also ein Geldmengenproblem. Ottmar Issing, ein halber Hayekianer und ein halber Monetarist, hat zwar für die EZB bei seinem Zwei-Säulen-Modell die Geldmenge berücksichtigt, aber obwohl die EZB davon abgeht, sieht er den Euro nicht in Gefahr. Der werde ihn lange überleben, sagte er der FAZ, obwohl ihm Friedman bei der Gratulation zu seiner Ernennung zum EZB-Chefvolkswirt nur etwa 5 Jahre Lebensfrist für den Euro vorhergesagt habe. Der theoretische "Vater des Euro", der Ökonomie-Nobelpreisträger Robert Mundell, ist von seinem theoretischen "Kind" nach wie vor auch praktisch überzeugt, warnt aber zurecht vor einer Fiskalunion. 
Haben die Schweizer Kantone eine Fiskalunion? Ja, natürlich, haben sie. Obwohl im französischen Genf effektiv 24% Gewinnsteuern gelten, im schweizerdeutschen Luzern aber nur 12,2% (NZZ 12.1.13). Die Welschschweizer sind auch bei der Einkommenssteuer bereit, mehr zu zahlen, wie Umfragen bestätigen. Die Mentalität ist eine andere, aber die italienischen und die deutschen Schweizer gehen damit pragmatisch um. Sie sind keine libertären Ideologen wie Murray Rothbard (Das Schein-Geld-System), dessen Freunde sich in der sektiererischen Partei der Vernunft tummeln. Die einen Vorsitzenden gewählt hat, der Autor eines Buches voller Verschwörungsphantasien ist (Das Kapitalismus-Komplott). Nicht in privaten Briefen teilte Janich seine kruden Spinnereien mit, sondern er publizierte sie. Die  Partei der Vernunft setzte ihn aber nicht ab, der Sektierer ist weiterhin der Parteichef. Wer soll denn diese Partei ernstnehmen?  
So weit, so schlecht, sehr geehrter Herr Titus. Machen Sie mal einen Schweizer Kurs in Pragmatismus. Schminken Sie sich den Rothbard ab und die Abschaffung des Zentralbankmonopols.  
Und grüßen Sie die Schweizer Nationalbank bei Ihrer Schweizer Erkundungsreise!

PS: Euro heute 1,3344 zum USD