Samstag, 5. Dezember 2015

Schnell wurde sie vom Papst aufgehoben, dann wurde sie zur Legende

Vortragsveranstaltung "800 Jahre Magna Carta" (in Akademie der Wissenschaften NRW)

Die Magna Carta steht für den Anfang einer politischen Entwicklung in England, bei der am Ende die „Bill of Rights“ aus dem Jahr 1689 stehen, in denen sich König Wilhelm III. verpflichtete, Gesetze fortan nur noch gemeinsam mit den gewählten Volksvertretern zu erlassen. Dies waren die Grundgedanken, die später die Amerikanische wie auch die Französische Revolution stark beeinflussten – und damit letztendlich die westliche Demokratiebewegung insgesamt.
Die „Große Urkunde der Freiheiten“ – die Magna Carta, ist am 15. Juni des Jahres 1215 von König Johann I. („Ohneland“) besiegelt worden. Sie gilt wohl als wichtigste Quelle des englischen Verfassungsrechts und als Meilenstein auf dem Weg zur modernen Demokratie. Mit der Magna Carta Libertatum sollten die Auseinandersetzungen des Königs mit dem englischen Adel und der Geistlichkeit beendet werden. Die Barone zwangen König Johann, allen freien Männern fundamentale Freiheitsrechte zu garantieren: So sollte keiner ohne Prozess ins Gefängnis geworfen werden können, und das Urteil sollte von seinesgleichen gesprochen werden. Auch sollte der König ohne gemeinsamen Rat keine Steuern erheben dürfen, woraus sich der Grundsatz „no taxation without representation“ entwickelte. Zwar ließ König Johann die Magna Carta wenige Wochen später vom Papst für ungültig erklären, aber die in ihr verankerten Grundsätze blieben bestehen und wurden immer wieder zitiert, vor allem in den revolutionären Auseinandersetzungen zwischen Krone und Parlament im 17. Jahrhundert und im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776-1783). Wie kam es, dass sich ein König des frühen 13. Jahrhunderts derart beispiellos Zugeständnisse abringen ließ? Wie kam es, dass er ein Widerstandsrecht gegen die eigenen königlichen Entscheidungen einräumte?
Einführung und Moderation
  • Prof. Dr. Peter Oestmann, Münster
  • Prof. Dr. Matthias Becher, Bonn
  • Vorträge
  • Das Angiovinische Imperium als Voraussetzung für die Magna Carta
  • PD Dr. Alheydis Plassmann, Bonn
  • Die Magna Carta in ihrem europäischen Kontext
  • Prof. Dr. Björn Weiler, Aberystwyth
  • Die Rezeption der Magna Carta im 17. und 18. Jahrhundert in England und Deutschland
  • Dr. Carsten Fischer, Zürich/Köln
  • Die Magna Carta heute – Geschichte als Argument in der Verfassungspolitik?
Man sieht es John auf der obigen Darstellung an, daß er wenig begeistert war von diesem lateinischen Text, der ihm da zur Unterschrift vorgelegt wurde. 
Die Barone nutzten seine Schwäche zu diesem Schritt, der einer von noch sehr vielen in Richtung eines Parlamentes war, wie es die spätere Glorreiche Revolution von 1688/89 hervorbrachte; die "Bill of Rights" machte den König, der importierte William III. von Oranien, zum "King in Parliament". 

Björn Weiler legte in seinem Vortrag "Die MC in ihrem europäischen Kontext" dar, daß es überall in Europa solche Versuche gab, die Königsmacht zu beschränken, sie waren nur nicht eingebettet in eine so erfolgreiche Entwicklung hin zu einem demokratischen Parlamentarismus. Nicht nur konnte die MC als eine Vorgängerin der englischen "Bill of Rights" erscheinen, sondern auch der amerikanischen "Bill of Rights", wie sie der Kongreß im September 1789 beschloß.