Mittwoch, 27. Oktober 2010

Denkt und spricht und noch viel mehr





Schläge auf die Schläfe findet es nicht gut





"Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. ..."
(Kleist, Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden)

Allein: wie kodiert das Gehirn, wenn ihm auffällt, daß etwas gar kein SEIN ist, sondern etwas ganz Anderes, und daß dort, wo die Sprache ein solches Sein nahelegt, es sich tatsächlich um zB kommunikative Phänomene handelt?

Oder um den "Aufbau interner Komplexität", wie Luhmann meint:
"Die Sprache hat vielleicht nicht so sehr nur eine kommunikative Funktion, sondern gerade auch eine Funktion des Aufbaus interner Komplexität. Ohne Sprache könnten wir niemals sehr komplexe psychische Prozesse haben."
(N. L., Archimedes und wir, 1987; s. auch Soz. Systeme, Vorwort S. 12f.)

Ich habe den Eindruck, das Gehirn ist mit seinem Operationmodus der vorgefundenen Sprachumwelt immer ein Stückchen voraus, wenn es zB befindet:

"Es ist eine Schande, die meisten unserer Wörter sind mißbrauchte Werkzeuge, die oft noch nach dem Schmutz riechen, in dem sie die vorigen Besitzer entweihten. Ich will mit neuen arbeiten oder ... nur mit mir selbst in alle Ewigkeit sprechen." (Lichtenberg, Sudelbücher, Heft B, 341)

Auf weitere Klärungen darf man gespannt sein. Da im Gehirn alles mit allem verbunden ist, und noch der ganze Körper daranhängt, dürfte auch alles zusammenwirken in einer Generalsprache, einem Zeichensystem, in dem der kleine Zeh unten links sich mit dem Sehhirn oben hinten unterhält.

"Die Verteilung der Moleküle in den angrenzenden Hirnregionen legt zudem den Schluss nahe, dass die Organisation der Sprachbildung auch dem Broca-Areal angrenzende Hirngebiete im prämotorischen und im präfrontalen Kortex einschließen. Die feinkartierten molekularen Landschaften lassen darauf schließen, dass das Broca-Areal nicht nur motorische Aufgaben der Laut- und Sprachbildung übernimmt, sondern dass auch andere kognitive Funktionen des Gehirns hier angesiedelt sind. Welche das sind, muss erst noch geklärt werden." (Wenn Worte Wurzeln schlagen, FAZ 6.10.10)