Die Rheinische Marktwirtschaft betrachtet den Endkunden gern als lästige Laus, dem man seine Sachen schnell irgendwohin stopft - hier in den Briefkasten.
“FAZ 22.04.2013 · Sozialismus und Kapitalismus waren Brüder: Der eine wollte die Zukunft beherrschen, der andere mit ihr spielen. Was wird nach dem Tod des einen? Wir müssen die Ideologien vergessen.
Von HANS ULRICH GUMBRECHT”
Waren sie denn wirklich Brüder, Sozialismus und Kapitalismus? Auf der Seite des realen Sozialismus könnte man diese Behauptung gelten lassen, denn sowohl die Sowjetunion als auch Rotchina enteigneten das private Eigentum restlos und unterwarfen sämtliche Bürger ihrer Blutherrschaft. Selbst die eigenen Genossen erschossen sie nach Gutdünken, um Angst zu verbreiten und jede Opposition unmöglich zu machen. Aber die Marktwirtschaft, vulgo Kapitalismus, existierte und existiert in vielen Formen. Die Schweizer Bauern und ihre Genossenschaftszusammenschlüsse sind ein Modell, das historisch erfolgreich war und auch in der Industriegesellschaft gibt es noch die Genossenschaften in verschiedenen Formen. Es gab und gibt die stärker zentralistisch ausgerichtete französische Elyssee-Marktwirtschaft, während die angelsächsische Richtung stärker wettbewerblich ausgerichtet ist.
Im letzten Quartal wuchs die US-Wirtschaft mit 2,6%, während der EU-Raum überwiegend schrumpfte. Darüber freuen sich besonders alle notorischen Staatsschuldenmacher, denn Washingston druckt hemmungslos Geld und treibt seine bereits hohen Staatsschulden weiter in der Höhe. Wie das der spanische Sozialist Zapatero auch machte und den Bauboom lostrat, dessen Folgen heute 6 Mio. spanische Arbeitslose ausbaden. Auch die Amerikaner hatten ihre Häusermarktkrise wesentlich durch lockere staatliche Geldpolitik verursacht. Und ähnlich in Japan, auch eine Marktwirtschaft, aber eine asiatische-kollektivistische, wo sich eine Immobilienblase bildete, deren Platzen bis heute eine forcierte Niedrigzinspolitik mit hohem Schuldenstand und niedrigem Wachstum mit Deflation zur Folge hat.
Die Niedrigzinspolitik und das staatliche Schuldenmachen hat Keynes in die Welt gebracht, diese Mittel erleben eine neue Renaissance. Da die Wohlfahrtsstaaten nicht in der Lage sind, ihre Schulden wieder abzubauen, verbietet sich diese Politik. Hayek hat sich vielfach dazu geäußert. Die Niedrigzinspolitik enteignet überall die Sparer, besonders die ‘Einfachsparer’ ohne ökonomische Kenntnisse. Sie wirkt allerdings in den verschiedenen Marktwirtschaften unterschiedlich. In den Ländern mit hoher Regulierungsdichte und Hang zu Staatsprogrammen wie Frankreich und Spanien bauen sich durch die politische Dummheit wie Bauprogramme und 35-Stundenwoche hohe Risiken auf, die in platzende Blasen münden oder langfristig belasten. Auch die Art der Staatsverschuldung spielt eine Rolle: Japan ist großenteils bei den eigenen Bürgern verschuldet, was größere Stabilität bedeutet.
All diese vielen Unterschiede sieht der Romanist Gumbrecht in seiner simplen Brüdermetaphorik “Kapitalismus-Kommunismus” nicht. Vor allem übersieht er den größten Unterschied: die Krisen der Marktwirtschaften sind geradezu niedlich im Vergleich mit der Armutssklaverei des Kommunismus und der ständigen Totschlagsbedrohung durch Stasi, Sekuritate und KGB.