Montag, 14. Januar 2013

Medienmassage









Die Entwicklung des kindlichen Gehirns von der Zeugung bis zum Reifezeugnis - ein Buch wert und ein Blog dazu:
http://www.welcometoyourbrain.com/



Das Medium ist die Botschaft, hieß es, the medium is the message. Im Original bei McLuhan stand ursprünglich “Massage”, und das ergibt auch einen Sinn. Ein gedrucktes Buch ist ein stiller und geduldiger Gegenstand, man kann mit ihm machen, was man will, jedenfalls, was das Tempo des Lesens betrifft, das Innehalten, das Wiederholen, das Unterstreichen, das Anfertigen von Randnotizen. 


Ganz anders das Radiohören, das in ein Hörkorsett zwingt, das dem Hörer in eigenem Rythmus “auf die Ohren haut”, und nur im Digitalradio eine gewisse Wiederholung zuläßt. Im Fernsehen steigert sich diese Wirkung noch einmal um das Bildmaterial mit dessen Eigengesetzlichkeit. Da kann die Massage schon zur Knüppelei werden und wird sie auch oft. Das Fernsehen eignet sich deswegen für diktatorische, überhaupt politische Zwecke besonders gut.
Beim Internet besteht die Medienmassage in der Vielfältigkeit des Angebots, das ein hohes Ablenkungspotential besitzt und eiserne Disziplin erfordert. Bei Jungspunden kommen zusätzlich die vielen Spiele und Spielmöglichkeiten dazu.
So kam eine amerikanische Studie in Rumänien zu einem plausiblen Ergebnis:
"Kinder aus einem Haushalt, die einen Gutschein (für einen Computer, WD) gewonnen hatten, schnitten nicht besser, sondern wesentlich schlechter in Mathematik, Rumänisch und Englisch ab als Kinder, die keinen Gutschein gewonnen und keinen Computer zu Hause hatten. Ein wesentlicher Grund war, daß auf den Computern vor allem Spiele liefen." (Malamud, Pop-Eleches, NBER Working Paper 15814, Lisa Becker, Computer drücken die Leistung in der Schule, FAZ 2.8.10)

Wenn man die Mikrocomputer mit SMS und Email in der Schule dazunimmt, dann besteht auch während des Unterrichts ein gigantisches Ablenkungspotential.
Vielleicht sollte man die Klassen nach einem vereinfachten Intelligenz-Test zusammenstellen, um die Störungen der Schüler untereinander geringzuhalten. Die Autoren Sandra Aamodt und Samuel Wang von der Hirnfront haben ihn vorgeschlagen in ihrem Buch  
“Welcome to your Child's Brain.
Die Entwicklung des kindlichen Gehirns von der Zeugung bis zum Reifezeugnis”.

Der Test besteht ganz einfach darin zu stoppen, wie lange die Schüler neben einer Leckerei oder einem Smartphone sitzen können, ohne zuzugreifen. Der ernste Hintergrund dabei ist natürlich die Konzentrationsfähigkeit, ohne die kein Lernen stattfindet. Und je stärker die Fähigkeit zum Bedürfnisaufschub, desto konzentrierter das Lernen. Über die Jahre wachsen die methodischen Fähigkeiten und häufen sich die Wissensgegenstände. Wenn die Medienmassage streng kontrolliert wird.