Donnerstag, 28. Januar 2010
Darf es etwas weniger Schule sein?
Da hängen sie wieder in einem lichten Moment, aber sie tauen bei 1°C
Arthur Schopenhauer (1788 Danzig - 1860 Frankfurt/Main)
- "Schopenhauer und die Frankfurter Schule" : Essaywettbewerb der Schopenhauergesellschaft bis 31.5.10 . Die Welt als Wille und Vorstellung und Marxens Aufguß aufgegossen - wen das denn reizt. Sinnvoll sicher der Hinweis auf Schopenhauers praktische Philosophie, wie sie sich in seinen "Aphorismen zur Lebensweisheit" findet. Es handelt sich bei diesem lesenswerten Text weniger um Aphorismen - die sind enthalten, zB: „Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt.“ - als um eine durchgehende Betrachtung nach der Gliederung:
1. Was einer ist
2. Was einer hat
3. Was einer vorstellt
Bei den Frankfurter Neomarxisten lautete das obige Zitat: alle sollen in den gleichen guten Verhältnissen leben, denn alle sind gleich und sehen die gleiche Welt, und nach Adornos Erziehung zur Mündigkeit sind auch alle gleich gut. Die "Kritische Theorie" der Frankfurter Schule, jetziger Kardinalshutträger ist Habermas, eignet sich gut für geklonte Stallhasen.
Jeder sonst, schon genetisch etwas anders ausgefallen, muß seine begrenzte Lebenszeit bewirtschaften nach Maßgabe seiner Talente und Vorlieben, muß herausfinden, wer er ist, was er haben, erreichen und teilen will und wie er sich zu seiner vorgefundenen Umwelt und seinen Mitmenschen stellen will. Das ist schwierig und langwierig und geht nicht ohne viele Lernprozesse ab.-
Ob ihm die Schule dabei hilft, die Staats- oder die staatlich anerkannte Ersatzschule? Eine evangelikale deutsche Familie hat dieser Tage Asyl in den USA bekommen, sie wollten der deutschen Schulpflicht entkommen. Aus bibelgläubigen Gründen. Wenn sie denn zu den Amisch gehen, haben sie vielleicht das für sie Richtige getan. Die Schulpflicht stammt aus der bibelgläubigen Ecke, der "Schulfanatismus" des schottischen Calvinisten John Knox führte schon 1696 in Schottland zur allgemeinen Schulpflicht, in England erst 1876 (vgl. Paul Meissner, England im Zeitalter von Humanismus, Renaissance und Reformation, S. 470ff.). 1717 führte der calvinistische Friedrich Wilhelm I. in Preußen die allgemeine Volksschulpflicht für die Bediensteten der staatlichen Domänengüter ein, die sein atheistischer Sohn Friedrich II. dann in den späten Jahren ab 1763 landesweit ausbaute nach dem Motto: "Aufklärung ist Erziehung". In den protestantischen Bildungsimpetus mischt sich hier ein weiteres weltanschauliches Element hinein, das sich bis heute erhalten hat mit zwischenzeitlich schweren Mißbräuchen. Die öffentliche Schule hat sich nicht zuletzt in Europa durchgesetzt, weil Regierungen aller Art sie auch als Indoktrinationsanstalt betrachteten.
Gleichwertig stand aber daneben, eingeführt durch Schulreformer, daß alle unabhängig vom Elternhaus das Gleiche lernen sollten und daß das Schuldiplom statt des Standes den sozialen Werdegang bestimmen sollte. Heute soll die Gesamtschule das Gleichheitsstreben weitertreiben und die Schule soll, bei immer mehr verlängerter Schulzeit, allerlei politische und weltanschauliche Ziele vermitteln: Selbstverwirklichung, Anspruchsdenken, Klima"schutz" etc.
Die Selbsterkundung und die Kritikfähigkeit gegenüber dem Selbst, die Selbstbeherrschung kommen nur noch indirekt vor zugunsten von viel überflüssigem Katalogwissen und einem allgemeinen Moralisieren, das sich durch alle Fächer zieht. Der Schulabschluß wird zu einem Sozialausweis, der Schulversager, die zum Beispiel praktische Begabungen sein können, oft zu Sozialversagern macht. Dabei handelt es bei der belletristischen Schwatz- und Kataloglernschule wohl wirklich nicht um der Klugheit höchste Hervorbringung. Es fehlt an konstruktiven Schulalternativen, die auch praktisches Lernen integrieren und die Pflichtschulzeit verkürzen.
- Schlechter Schüler, brach die Realschule ab: Artur Fischer (1919 Schwaben), Dübel-Fischer, erfolgreicher Erfinder und Unternehmer.
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