Montag, 25. August 2014

Novalis


Mit 27 Philosoph, Jurist, Schriftsteller und Bergbauingenieur! So heißt es.

Das mache mal einer nach! Andere Leute brauchen dafür 50 Jahre. Allerdings haben sie dann die Chance, etwas Interessantes mitzuteilen. Mit 27 kann man ein guter Jurist, und auch ein guter Bergbauingenieur sein, aber nicht beides zusammen. Das Bergbauwissen des 18. Jahrhunderts war zwar sehr gering, gemessen am heutigen Stand, aber die Rechte waren ein bereits entwickeltes Gebiet. Und als Philosoph kann man ohne Lebenserfahrung natürlich nur ein Lehrling sein.

Bleibt der Dichter, dafür braucht man nicht viel Verstand:
"Getrost das Leben schreitet
zum ewgen Leben hin;
Von innrer Glut geweitet
Verklärt sich unser Sinn.
Die Sternwelt wird zerfließen
Zum goldnen Lebenswein,
Wir werden sie genießen
und lichte Sterne seyn
Die Lieb' ist frei gegeben.
Und keine Trennung mehr
Es wogt das volle Leben
wie ein unendlich Meer
Nur eine Nacht der Wonne -
ein ewiges Gedicht
Und unser aller Sonne
ist Gottes Angesicht."  (Novalis)
Das klingt schön, ist aber auch schön blöd, sozusagen romantisch. Und in der Romantik fängt der Gesamthumbug an:
"Die Welt romantisieren heißt, sie als Kontinuum wahrzunehmen, in dem alles mit allem zusammenhängt. Erst durch diesen poetischen Akt der Romantisierung wird die ursprüngliche Totalität der Welt als ihr eigentlicher Sinn im Kunstwerk ahnbar und mitteilbar." (Novalis)
Wenn man so denkt, kommt man nicht einmal zu einem besseren Zahnrad für eine Bergbaumaschine. Novalis hat sich da wohl mit dem Spaten begnügt und die anderen arbeiten lassen. Wie hieß der Buchtitel bei Schelsky? “Die Arbeit tun die anderen.”