Donnerstag, 2. Juni 2011

Knirschender Kalk





Tolles Herzchen
(Bild Wiki.)



- Ablagerungen innen an den Adern, den Blutgefäßen, können zu Verengungen führen und zu Schwierigkeiten der Blutversorgung, was am Herzen besonders unangenehm ist. Die Herzmedizin sprengt dann gegebenenfalls die Ablagerungen ab und setzt eine weitende Metallpassage, eine Gefäßstütze. Das sind medizinische Meisterleistungen, auch wenn das Verfahren nicht ungefährlich ist und sich erneut lebensbedrohende Ablagerungen bilden können. (S. Gerd Heusch, Uni Essen)

Ein interessanter Hinweis von anderer Herzmedizinerseite: Beim Aufschneiden großer Gefäße nach Ableben kann es laut knirschen wegen starker Innenverkalkung, aber der Patient sei nicht an einem Herzinfarkt verstorben und habe nicht an Gefäßverengungen gelitten.
Eine ungeklärte Frage sei, warum bei solchen Patienten trotz starker Verkalkung keine Infarkte wie bei anderen aufträten.
Die gleiche Frage stellt sich auf vielen Gebieten, etwa beim Rauchen, das teilweise erstaunlich gut vertragen wird (Ehepaar Schmidt), während es andere Menschen erheblich schädigen kann.
Bei allem angehäuften Wissen bleibt eben viel unbekannt. Bei der Medizin muß man jedoch die großartige Entwicklung als Naturwissenschaft beachten. Noch bis in das 19. Jahrhundert verhalfen sog. Ärzte durch unsinnigen Aderlaß zum Tode. Man sollte daher erst nach dem Einzug der Naturwissenschaften in die Medizin vom Beruf des “Arztes” sprechen, davor von “Quacksalbern” und “Heilern”, meist waren sie beides ununterscheidbar und oft waren sie tödlich. Goethe läßt deswegen seinen Faust sagen:

Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit höllischen Latwergen
In diesen Tälern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:
Sie welkten hin, ich muß erleben,
Daß man die frechen Mörder lobt.
Faust I, Osterspaziergang

Noch zu Lebzeiten Goethes bot die Weimarer Apotheke haarsträubende Produkte an, die mit heutigen Arzneimitteln fast nicht zu vergleichen sind.
Daher hielt man sich am besten an alte Hausmittel, die zwar auch nicht verläßlich waren, aber stärker auf Erfahrungswissen beruhten. Um Quacksalber wie den jungen Schiller machte man am besten einen großen Bogen, wenn einem sein Leben lieb war. Schillers Berufswechsel war ein großer Gewinn für alle, vielen Menschen rettete dieser Wechsel das Leben.

Mitte Mai gab es ein ZEITZEICHEN (WDR5) zu einer alten Apotheke des 11. Jahrhunderts. Dabei wurde, vermutlich aus Unkenntnis, der Eindruck erweckt, als habe die alte Quacksalbermedizin etwas mit der modernen, naturwissenschaftlichen Medizin zu tun. Die mittelalterliche Apotheke wurde sogar als Errungenschaft für einfache Leute dargestellt, die sich keinen Quacksalber leisten konnten. Sehr abwegig. Wer den Kontakt mit Quacksalber (alias "Arzt") und Quacksalber-Apotheke vermied, lebte länger. Siehe Faust. Siehe noch Ignaz Semmelweis.