Samstag, 28. November 2009

Mittelschicht, Luhmann



Strizz, Reiche, FAZ

- Nicht ganz, aber ziemlich falsch: '
" Es gibt kein Entkommen vor Aristoteles!
Harry LeRoy (Cimon)
Das eigentliche Problem ist der Schwund der Mittelschicht nicht im Hinblick auf die hier postulierten sozialromantischen Wunschträume, sondern in seinen politischen Folgen, da nur eine starke Mitte einem Staat Festigkeit und Stetigkeit zu verleihen vermag, was Aristoteles sehr genau beobachtet hat: "In allen Staaten gibt es drei Teile, die sehr Reichen, die sehr Armen und die Mittleren. Wenn nun das Maß und die Mitte anerkanntermaßen das Beste sind, so ist auch in bezug auf die Glücksgüter der mittlere Besitz von allen der beste. Denn in solchen Verhältnissen gehorcht man am leichtesten der Vernunft. Schwierig ist es dagegen, wenn man übermäßig schön, kräftig, adlig oder reich ist, oder umgekehrt übermäßig arm, schwach und gedemütigt. Die einen werden leicht übermütig und schlecht im Großen, die andern bösartig und schlecht im Kleinen; die einen tun im Übermut unrecht, die andern in Boshaftigkeit. (...) Auf diese Weise gibt es denn einen Staat von Herren und Knechten, aber nicht von Freien; die einen beneiden und die andern verachten, und beides widerstrebt im höchsten Maße der Freundschaft und politischer Gemeinschaft. Denn diese Gemeinschaft hat Freundschaftscharakter" ' Komm. zu Kloepfer, Nichts geht mehr, FAZ

- - Die Einteilung in drei Schichten ist völlig willkürlich, es können ebenso gut 5 oder 10 Schichten sein, das ist eine Frage der Konstruktion. Woran bemessen sich die sehr Armen? Am Lebenskomfort? Davon besitzt heute jeder HartzIV-Empfänger mehr als Perikles. Dafür hatte jeder Athener Mittelständler mehr Sklaven als Boris Becker, Berlusconi und Schwarzenegger zusammen. Die Konstruktion von Schichten selbst ist fragwürdig. Wie kommt es, wäre fruchtbarer zu fragen, daß aus mittellosen, einzelnen Einwanderern aus allen europäischen Ländern nach Nordamerika im 18. Jahrhundert innerhalb von 200 Jahren das wohlhabendste und mächtigste Land weltweit wird? Weil der Protestantismus ein guter Boden für Eigenaktivität war, weil diese Eigenaktivität im Wettbewerb stand, und weil der Staatsapparat diese Eigenaktivität nicht durch maßlose Steuern, Abgaben und Regulierungen bremste. Die sehr Reichen wirken hier sogar motivierend und leisten, weil sie viel Spielgeld zur Verfügung haben, hohe Investitionen in, 1990 etwa, völlig verrückte Unternehmen wie das Internet, das innerhalb von nur rund 10 Jahren eine Goldmine, Sozial- und Produktivkraft wurde. So etwas läßt sich mit dem Denken aus der Mottenkiste des Aristoteles nicht begreifen. Mit Luhmanns Perspektive funktional differenzierter Gesellschaften schon.

- Climategate Update: Lord Monckton On The Corbett Report (www.M4GW.com)
- 5 bis 8°C Schauerwetter
- Scheut den kalten Bauch nicht: eine einzelne Nacktschnecke treibt sich immer noch herum