Amthauer entwickelte den Intelligenz-Struktur-Test (IST)
Schon interessant, was der rer.nat.-Psychologe Rudolf Amthauer in seinem Buch “Test für Bildung und Beruf” (1985) präsentiert:
“Bei Leistungsuntersuchungen erreichen die in ihrer Entwicklung Vorsprüngigen, die Akzelerierten, im allgemeinen bessere Ergebnisse. Sie haben bessere Schulzeugnisse und erreichen höhere Schulabschlüsse. Die Retardierten, die in ihrer Entwicklung verzögerten, werden weniger günstig beurteilt. … In früheren Arbeiten konnten wir jedoch nachweisen, daß körperlich akzelerierte Jugendliche im Denken eher gefestigt, rigide, und körperlich retardierte Jugendliche im Denken eher beweglich und flexibel sind. … Insgesamt gesehen haben nach unseren Befunden die Akzelerierten geringere, die Retardierten größere Entwicklungsmöglichkeiten.” (S. 30f.)Die Hochleistungssportler, dürfen wir annehmen, fallen zum größeren Teil in die Gruppe der Akzelerierten, sonst können sie keine Sportkarriere machen. Wer spät beginnt, findet keinen Leistungsanschluß mehr. Hochleistungssportler sind also im Denken eher gefestigt, rigide. Dazu kommen noch die Sportschäden: Turnergelenke sehen von innen aus wie die von 70jährigen, der Cortisolspiegel von Marathonläufern liegt fast so hoch wie bei chronisch Depressiven, Gewichtheber leiden oft unter Bewußtseinsausfällen etc. Hochleistungssportler “haben statistisch gesehen die geringste Lebenserwartung”. (Biologe Manfred Reitz, Sterben Sportler früher? UNIVERSITAS 648, Juni 2000)
Die gerade veröffentlichte Sport-Studie widerspricht dem nicht.
Was meint Kafka dazu?
Auf der Galerie
Wenn irgendeine hinfällige, lungensüchtige Kunstreiterin in der Manege auf schwankendem Pferd vor einem unermüdlichen Publikum vom peitschenschwingenden erbarmungslosen Chef monatelang ohne Unterbrechung im Kreise rundum getrieben würde, auf dem Pferde schwirrend, Küsse werfend, in der Taille sich wiegend, und wenn dieses Spiel unter dem nichtaussetzenden Brausen des Orchesters und der Ventilatoren in die immerfort weiter sich öffnende graue Zukunft sich fortsetzte, begleitet vom vergehenden und neu anschwellenden Beifallsklatschen der Hände, die eigentlich Dampfhämmer sind - vielleicht eilte dann ein junger Galeriebesucher die lange Treppe durch alle Ränge hinab, stürzte in die Manege, rief das: Halt! durch die Fanfaren des immer sich anpassenden Orchesters.
Da es aber nicht so ist; eine schöne Dame, weiß und rot, hereinfliegt, zwischen den Vorhängen, welche die stolzen Livrierten vor ihr öffnen; der Direktor, hingebungsvoll ihre Augen suchend, in Tierhaltung ihr entgegenatmet; vorsorglich sie auf den Apfelschimmel hebt, als wäre sie seine über alles geliebte Enkelin, die sich auf gefährliche Fahrt begibt; sich nicht entschließen kann, das Peitschenzeichen zu geben; schließlich in Selbstüberwindung es knallend gibt; neben dem Pferde mit offenem Munde einherläuft; die Sprünge der Reiterin scharfen Blickes verfolgt; ihre Kunstfertigkeit kaum begreifen kann; mit englischen Ausrufen zu warnen versucht; die reifenhaltenden Reitknechte wütend zu peinlichster Achtsamkeit ermahnt; vor dem großen Salto mortale das Orchester mit aufgehobenen Händen beschwört, es möge schweigen; schließlich die Kleine vom zitternden Pferde hebt, auf beide Backen küßt und keine Huldigung des Publikums für genügend erachtet; während sie selbst, von ihm gestützt, hoch auf den Fußspitzen, vom Staub umweht, mit ausgebreiteten Armen, zurückgelehntem Köpfchen ihr Glück mit dem ganzen Zirkus teilen will - da dies so ist, legt der Galeriebesucher das Gesicht auf die Brüstung und, im Schlußmarsch wie in einem schweren Traum versinkend, weint er, ohne es zu wissen.