Montag, 28. Dezember 2020

Luhmann und die Empirie


 


Luh. interessiert sich einfach nicht für konkrete Empirie, Experimente liegen außerhalb seiner Beachtung. So, wie der theoretische Physiker sich wenig für die Experimentalphysik interessiert, die die “Klempner” betreiben. Popper, der Physik studiert hat und dessen Bezugsrahmen vor allem die Physik seiner Zeit darstellt, will auf das “Selektionssieb der Falsifikation” (Manfred Eigen) auf keinen Fall verzichten, weder im Konkreten, noch bei den Theorien. Die Theorien sollen sterben anstelle der Menschen, das ist seine zentrale Botschaft angesichts des kriegerischen Denkmülls, den die Geistes- und Sozialwissenschaften hervorgebracht haben, wobei er speziell an Platon, Marx und Hegel gedacht hat. (Vgl. “Die offene Gesellschaft”) Läßt sich Popper aufgrund seiner Zeiterfahrungen als engagierter Beobachter bezeichnen, so bleibt Luh. einfach ein praktisch uninteressierter Beobachter mit skeptischer Erkenntnishaltung, er hätte wohl nie eine Schrift wie Poppers “Elend des Historizismus”geschrieben. 

“Nicht die Technik wird isomorph zur Natur konstruiert, sondern die Natur in dem jeweils relevanten Kombinationsraum isomorph zu dem, was man technisch ausprobieren kann.” (WdG 263) Das paßt ganz gut zu Röntgens “Klempnereien”. Aber brauchte Röntgen für seine Strahlen eine Theorie? Kaum. Auch für die eventuelle Falsifikation wäre keine nötig gewesen. Das Gleiche trifft, denke ich, auf die soziologischen Experimente von Zimbardo, Pilgram, William F. Whyte etc. zu. 

Poppers “Wir wissen nicht, sondern wir raten” (Logik der Forschung) könnte sich immerhin berühren mit Luhmanns “Wissenschaft … muß daher auch den Anspruch, andere über die Welt belehren zu können, zurücknehmen.” (WdG, S. 714) 

Fazit: Luh. hat keine Experimente durchgeführt, er hat auch keine entworfen, Luh. schätzt deren Erkenntniswert nicht sehr hoch ein, alles ist konstruiert, und das gilt für Wissenschaft und Wissenschaftsbetrieb insgesamt; nannte Luh. das nicht seinerzeit “Abklärung der Aufklärung”?