Sonntag, 25. Januar 2009

Areva, Qimonda: Politikversagen? Managementfehler? Gewerkschaftsdestruktion?

Strizz, Reiche, FAZ
Nichts ist schlechter zu ertragen als eine Reihe von guten Jahren. Oder: Rock it, baby, till it breaks.

- "Servus, Zukunft. Von Carsten Knop.
24. Januar 2009 Schon wieder verabschiedet sich Deutschland von zwei Zukunftstechnologien, und beide Nachrichten stammen von ein und demselben Tag: Siemens wird sich aus dem deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen Areva NP zurückziehen, in dem seit acht Jahren die verbliebene Kompetenz des Konzerns (und damit der Deutschen) rund um die zivile Nutzung der Kernenergie gebündelt ist. Und der Speicherchiphersteller Qimonda, ebenfalls ein ehemaliger Teil von Siemens, hat einen Insolvenzantrag gestellt.
Es wird viele Leute geben, die über beide Fälle nicht traurig sind. Wer ohnehin gegen Atomkraftwerke ist, darf sich über eine konsequente Entscheidung von Siemens freuen, die sich schon lange abgezeichnet hat. Und wer sich in der Chipindustrie auskennt, wird einem Unternehmen, das Halbleiter-Massenware zu teuer hergestellt hat, ebenfalls keine Träne nachweinen. Insofern ist es gut, dass die öffentliche Hand nicht bereit ist, in das Subventionsgrab Qimonda noch mehr Steuergeld zu werfen.
Deutsche Technik in asiatischer Hand.
Aber es gibt noch eine andere Wahrheit. So ist Qimonda dabei, eine hochmoderne Chiptechnologie zur Serienreife zu bringen, die dem Wettbewerb wieder voraus gewesen wäre und die nun wahrscheinlich vollständig in asiatischer Hand landen wird. Siemens wiederum steigt zu einem Zeitpunkt aus der Kernkraft aus, in dem diese Energiequelle eine Renaissance erlebt - jedenfalls jenseits der deutschen Grenzen. Fachleute erwarten, dass mittelfristig rund 400 neue Kernkraftwerke in der Welt gebaut werden.
Nun sind bei Qimonda vor allem Managementfehler an der Misere schuld, und die werden eben manchmal bestraft. Im Fall der Kraftwerkstechnik hingegen handelt es sich um das Ergebnis einer gesellschaftlichen Entwicklung, für welche die Deutschen jetzt die Zeche zahlen müssen. Das Gemeinschaftsunternehmen mit den Franzosen, das bei der Gründung noch Framatome hieß, hätte nie gebildet werden müssen, wenn man wenigstens einen kleinen gesellschaftlichen Konsens über die Zukunft der Atomenergie in Deutschland gefunden hätte. Jetzt muss sich Siemens mit der Brennelementtechnik völlig vom "heißen" Teil dieser Energiequelle verabschieden und sich in den nächsten Jahren einen neuen Partner suchen, möglicherweise gar einen aus Russland. So etwas sollte Deutschland nicht mehr zu oft passieren.- " FAZ 24.1.
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Politikversagen? Managementfehler? Gewerkschaftsdestruktion?
Dem Tenor des Kommentars kann man nur beipflichten! Handelt es sich da bei Siemens um einen Managementfehler? Ob solche bei Qimonda vorliegen, vermag ich nicht zu beurteilen, da Managementfehler in einem komplexen Hochunsicherheitsbereich stattfinden. Managementfehler sind eben keine Montagefehler oder KfW-300-Millionen-Überweisungen aus Nachlässigkeit. Öffentliche Hilfmittel verbieten sich generell, besonders, wenn die Belegschaft, der größte Kostenblock eines Unternehmens, keine Lohnsenkungen angeboten hat, wie das dringend geboten gewesen wäre.

- Apropos O. : - Trau keinem unter fünfzig. Daß Obama inzwischen Michael Jackson als King of Pop abgelöst hat, daran kann kein Zweifel bestehen. Daß er etwas von Kosmetik versteht, mag man glauben. Was aber ist mit seiner Lebenserfahrung? Mit Handelskriegstönen zu spucken, und hier geht es um ein ganz großes ökonomisches und zugleich bedeutendes außenpolitisches Thema, das kündigt keinen Meister an.

Teures grünes Spielzeug: Im Praxistest durchgefallen


Nachtfrost, -2 bis 3°, s

- "Im Praxistest durchgefallen.
Ihr Leitartikel „Im schiefen Dreieck“ sowie die Daten im Brief von Leser Professor Dr. Horst-Joachim Lüdecke „EU-Klimapaket als gelungener Faschingsbeitrag“ (beide in der F.AZ. vom 9. Januar) treffen genau ins Schwarze. Aus eigener Erfahrung möchten wir sie um drei Beispiele aus der Praxis ergänzen.
Für unseren Betrieb haben wir zwei Hybridfahrzeuge angeschafft, einen Honda und einen Lexus 400h, die in Bad Homburg und im Umkreis von zehn Kilometern eingesetzt werden. Der Honda verbrauchte etwa zehn Liter Superbenzin im Kurzstreckenbetrieb, im Winter noch mehr. Der Lexus zirka 15 bis 16 Liter.
Für die Beheizung eines Wintergartens haben wir eine Wärmepumpe installieren lassen. Die Heizleistung geht bei Temperaturen unter null Grad so stark zurück, dass der Raum nur mit zusätzlicher Beheizung durch einen Elektroheizkörper bewohnbar ist.
Die Stromerzeugung der Photovoltaikanlage auf unserem Dach ging im Winter gegen Null, da die Module schon bei geringem Schneefall verschneit wurden. Wenn man die Energieeinsparung-/Erzeugung am nötigsten hat (Kfz im Stadt-/Kurzstreckenbetrieb, Wärmepumpenbeheizung bei Temperaturen unter Null, Stromerzeugung auf dem Dach bei Schnee/Kälte), versagt die alternative Energieerzeugung fast total und man ist auf Benzin beziehungsweise Heizöl oder Gas angewiesen.
Hoffentlich erzeugen wir mit der Schilderung unserer Praxiserfahrungen einen Denkprozess bei all den Wählern, die durch gegenteilige Behauptungen verunsichert sind. "
Erika und Ernst Günter Fischer, Bad Homburg. LB FAZ 22. Januar 2009

- "Zinslose Staatspapiere für die schlechten Banken.
Jetzt wird über eine „Bad Bank“ nachgedacht. Sie soll den Geschäftsbanken faule Kredite abkaufen. Mit etwas Glück könnte die Bad Bank später zumindest einen Teil doch noch zu Geld machen. Finanzminister Steinbrück ist gegen eine solche Lösung - und zwar zu Recht. Ein Standpunkt von Ulrich van Suntum. ..." FAZ 23.1. //
Recht überzeugend: Aus einer größeren Krise kommt man nicht völlig elegant heraus, aber van Suntums Vorschlag scheint mir einer der besten zu sein, die auf dem Tisch liegen, weil in der Tat das Bonitätsproblem schnell lösbar wäre und die Banken nicht aus der Verantwortung entlassen würden. Die Beruhigung könnte schnell eintreten. Viele Detailprobleme der Bewertung blieben schwierig zu klären. Auch die Bilanzrichtlinien sollten eine Zeitlang weiter gelockert werden in Richtung des alten HGB.

- Eine gute Adresse in Berlin: http://www.humboldtgesellschaft.de/index.php

- Popper in der Nußschale:

Alles Wissen ist Vermutungswissen. Wir wissen nicht, wir raten.

Es gibt keine sicheren Wahrheiten. Es gibt nur Hypothesen, zu deren Aufgabe man jederzeit bereit sein muß.

Die Kritik ist wichtiger als das Dogma.

Es gibt Wahrheiten, aber keine Sicherheit.

Beispiel: Der Induktionsschluß (Der Weg vom Einzelnen zum Allgemeinen): Bei der Beobachtung eines Sees sieht der Betrachter eine große Anzahl von weißen Schwänen. Er schließt: Alle Schwäne sind weiß! Doch plötzlich sieht er einen schwarzen Schwan. Die Hypothese muß als falsch gelten.

Alle Theorien sind vorläufig.

Man muß naturwissenschaftliche Hypothese so gestalten, daß man die Ereignisse benennen kann, nach deren Eintreten die Theorie als falsch zu gelten hat. (Falsifikation)

Lernen durch Versuch und Irrtum.

Falsifikation statt Verifikation.

Mutmaßung statt Anmaßung .

(den Weltklimapropheten gewidmet)

- - Linksliberale und Linke haben eine deutliche Präferenz für Jazz, klass. Musik, Motorrad fahren, Gedichte lesen, Tagebuch schreiben; Konservative und Rechte präferieren deutlich TV-Dokumentationen, Country Music, Komödien, Barbesuch. (John Jost, NYU, "Die geheimen Leben von Linken und Konservativen", Focus 7/2007 // Wenn denn die Studie sauber gearbeitet wäre, könnte die Enthaltsamkeit bei Dokumentationen den linken Hang zum Irrealismus beleuchten. Ganz im Sinne des Al.-v.-Humboldt-Wortes: "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben."

- Die Traumtänzerei des Feuilletons: "Jochen Schmidt hat sich länger mit Proust befaßt, als dieser gelebt hat."