Freitag, 13. November 2009
Grünland auf Grönland, Warme Römerzeit
War das schön, als es in Grönland noch so warm war (Henri Rousseau, Der Traum, 1910) - Oder war so wie das Bild rechts zeigt? Egal, jedenfalls gab es Schmetterlinge.
- Grünland auf Grönland. Molekulare Fossilien
Von Reinhard Wandtner, FAZ 05. Juli 2007
Sattgrüne lichte Wälder mit Kiefern, Fichten und Erlen, ein glasklarer See, in dem sich der blaue Sommerhimmel spiegelt und an dessen warmen Ufern bunte Schmetterlinge herumflattern - so idyllisch erscheint eine Region im Süden Grönlands auf dieser künstlerischen Darstellung. Das Bild ist aber nicht einer überschäumenden Phantasie entsprungen, sondern es beruht auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die bei der molekulargenetischen Analyse von Eisbohrkernen gewonnen wurden.
Die virtuelle Landschaft spiegelt nicht das heutige Grönland, sondern jenes vor 450.000 bis 800.000 Jahren. So alt ist nämlich das Eis, in dem eine internationale Forschergruppe um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen nach molekularen Spuren früheren Lebens gesucht hat. Was dabei herausgekommen ist, lässt die Geschichte Grönlands in grünerem Licht erscheinen. ... Grönland war bewaldet
Durch die molekularen Fossilien unter dem zwei Kilometer dicken Eisschild ist jetzt erstmals bezeugt worden, dass der Süden Grönlands in jener Zeit bewaldet war. Diese Erkenntnis ist auch für die Klimaforschung und die Prognosen zu den Folgen der globalen Erwärmung bedeutsam.
Denn anders als weithin angenommen, überstand der Eispanzer offenbar die Zwischeneiszeit vor 130.000 bis 116.000 Jahren. Damals war es um rund fünf Grad wärmer als heute. „Wenn unsere Daten korrekt sind“, meint Willerslev, „bedeutet das, dass die Eiskappe im Süden Grönlands stabiler ist als vermutet.“ FAZ 5.7.07
- Warme Römerzeit: Die Römer stiegen in Sandalen über die eisfreien Alpen (Hannibals Elefanten waren sogar barfuß!). Die fanden das sogar prima. Warm fanden die gut. Wer wollte ihnen das verdenken? Das warme Mittelalter-Optimum führte zu Ernteüberschüssen und ermöglichte die vielen europäischen Stadtgründungen mit ihren neuen Berufen, die die europäische Technikentwicklung begründeten, die uns bis heute ernährt. Warmzeiten waren und sind gute Zeiten, aber die Temperaturen sinken seit etwa drei Jahren wieder - Herr Röttgen und Herr Mrusek sollten mal aufs Thermometer sehen und im übrigen das erhellende FAZ-Interview mit den Leitern der drei deutschen Geoinstitute lesen, in dem zB Reinhard HÜTTL, Leiter des Geoforschungszentrums Potsdam, äußert : " Wärmephasen waren nicht immer katastrophal. Sie haben auch zur Artenvielfalt beigetragen. Oder schauen Sie sich die Entwicklung vom Homo sapiens seit der letzten Warmphase vor 150 000 Jahren an. Unsere Spezies hat in dieser Zeit den Klimawandel gemeistert. Wir sind außergewöhnlich anpassungsfähig. Nur haben wir zuletzt eben eine glückliche Situation mit relativ stabilem Klima gehabt. Daher kommt sicher auch die Forderung nach der Zwei-Grad-Grenze. Das ist politisch wünschenswert, aber aus geowissenschaftlicher Sicht nicht haltbar." (28.10.09 FAZ)(Komm. auf faz.net)
- Sozialistische Produktivität: ' Der Spezialist für Sowjetkultur Boris Groys erkennt in der deutschen Hauptstadt die Bilderbuchversion des sozialistischen Traums, haben doch schon im Ostblock die Menschen wenig gearbeitet: "Viele haben in der Arbeitszeit halb geschlafen oder gefrühstückt, Kaffee getrunken, eingekauft." ' Die Utopie im Milchkaffee, Lob der Stagnation: Warum sich das sozialistische Ferienparadies Berlin vor der eigenen Dynamik zu fürchten hat, FAZ 12.11.09
- Sozialismuszusammenbruch, Kissinger, Brandt oder Giscard D'Estaing : " 9. November. Schluss mit den Mauerlegenden!
Das zum Jahrestag des 9. November ständig wiederholte Mantra, das Ende des Kommunismus sei unvorhersehbar gewesen, ist eine Entstellung der Tatsachen. Untergangsprophezeiungen gab es genug. Man wollte sie nur nicht hören, meint der französische Intellektuelle Bernard-Henri Lévy. ... Ich erinnere mich an Schriftsteller, von Schalamow bis Solschenizyn, die sehr deutlich vorausgesehen haben, dass der Kommunismus untergehen würde. Ich erinnere mich an die Männer und Frauen, die man Dissidenten nannte und die - wie Andrei Amalrik, der schon 1970 ein Buch schrieb, das den Titel trug „Kann die Sowjetunion das Jahr 1984 erleben? ... Die Haltung eines Kissinger, Brandt oder Giscard D'Estaing, die vor den Unterdrückten im Osten die Türe zuschlugen; die Haltung Thatchers oder Mitterrands, die, wie wir heute wissen, bis zum letzten Augenblick alles taten, um die Wiedervereinigung Deutschlands zu verhindern und die alte Ordnung zu retten; die Haltung schließlich eines intellektuellen Klerus, der in seiner übergroßen Mehrheit, in Schweden oder Norwegen wie in Frankreich, nichts über den fortdauernden Skandal zu sagen wusste, der die Hälfte Europas in einem Raum, einer Zeit und einer Zivilisation gänzlich anderer Art gefangen hielt ..." FAZ 12.11.09
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