Mittwoch, 28. Dezember 2016

Joana Gama // Für Alina (Arvo Pärt)

Kalligraphie ist allenfalls Kunstgewerbe







Die handwerklich hochstehende, aber doch alberne Engelchenkunst der Christensekte wurde in der Renaissance Stück für Stück überwunden. Der Blick ging auf den Menschen, wie schon in der Antike, aber immer mehr auf den individuellen Menschen - wie hier bei Dürer. Der Maler beschaut sich auch selbst und malt Selbstporträts, in den Augen der Pfaffen eine Vermessenheit, denn nur ihre erfundenen Götter waren in ihrer Verblendung der Abbildung wert. 

Dürer porträtierte sich zeitlebens, das früheste Selbstporträt von 1493 zeigt ihn als jungen Mann von 22 Jahren, das letzte könnte dieser Akt gewesen sein, Dürer starb mit 57 Jahren 1528. 
Eine merkwürdige Dialektik zeigt die Reformation, die ohne den Buchdruck und die vielen Lutherbilder der Cranachs ausgefallen wäre. Der eitle Luther läßt sich gerne malen, aber die protestantischen Kirchen sind bilderlos, besonders die reformierten. Der protestantische Bildersturm auf katholische Kirchenbilder und kunstvolle Altäre zerstörte viele von ihnen. Nur die Legendensammlung, Bibel genannt, sollte im Mittelpunkt stehen (sola scriptura). Das war ein schlimmer Rückfall im Hinblick auf die Selbstbetrachtung des Menschen, die ja zur Entwicklung der Psychologie führte. 
Für die Alphabetisierung der Welt war es ein großer Fortschritt. So janusköpfig ist alles in der Geschichte. Die anhaltende Eitelkeit der Päpste, etwa der Medici, war wiederum ein Segen für die italienische Malerei. 


2 Medicis auf einen Streich, lebensecht: 

Porträt des Papstes Leo X. mit den Kardinälen Giulio de’ Medici, dem späteren Clemens VII. und Luigi de’ Rossi, Gemälde von Raffael, um 1518–1519, Florenz, Uffizien. 
Leo ist der Giovanni de' Medici.  > Wikip.