Wenn hier nicht der heilige Geist persönlich anwesend ist,
dann halte ich den Papst für einen spiritistischen Hallodri
(Bild: www.meteoros.de/halo.htm.)
Brechungen und Spiegelungen des Lichts sind auffällig wie
ein Regenbogen und recht reizvoll. Mit wenig Verstand und viel Glauben kann den
Betrachter ein heiliger Schauder durchfahren. Mit viel Intelligenz und
ebensoviel Glauben läßt sich daraus die Offenbarung des Johannes stricken.
So viel
Intelligenz besaß unsere Hilde nicht, enthielt doch ihre Heilkunst ein bißchen arg
schlichte Rezepte: Wer ein krankes Herz hat, nehme einen Hyazinth und schlage
damit das Kreuz über dem Herzen, und die Schmerzen werden verschwinden. Hat
Dirk Bach wahrscheinlich nicht probiert. Hilde war aber durchtrieben und
selbstbewußt genug, mit solchen Sperenzchen ihre mittelalterliche Welt
teilweise zu beeindrucken. Und ihre Halo-Sucht benutzte sie geschickt, um sich
selbst zu überzeugen und die Mystiksüchtigen in ihrem Umkreis noch dazu. Sie
bot auch sonst allerlei:
>> "Ungewöhnliche Nachrichten über eure
Gewohnheit gelangten zu uns: Eure Ordensfrauen tragen beim Psalmsingen lange,
gelöste Haare, sie hüllen sich in Gewänder aus Seide, die bis zum Boden
herabfallen, auf dem Kopf tragen sie Kronen aus Gold und ihre Finger schmücken
goldene Ringe."
Die Äbtissin Tenxwind von Andernach kann die Empörung in
ihrem Brief an Hildegard von Bingen kaum verbergen. Seidengewänder und goldene
Kronen gehören nicht ins Kloster, sondern werden von den adeligen Frauen an den
Fürstenhöfen getragen. Zudem ist Tenxwind entsetzt darüber, dass die Nonnen in
Hildegards Kloster lange, gelöste Haare tragen und sich nicht an die
vorgeschriebene Tonsur halten.
"Außerdem - und das scheint uns nicht weniger
verwunderlich als all das - nehmt ihr in eure Gemeinschaft nur Frauen aus
angesehenen, adeligen Familien auf. Wohingegen ihr Frauen mit weniger Vermögen
und geringere Herkunft den Eintritt ins Kloster verweigert. Darüber sind wir
überaus erstaunt, hat nicht Christus selbst arme Fischer und einfache Leute als
Apostel auserwählt. Wir haben auch die Kirchenväter durchforstet und nirgendwo
einen Beleg für eure Gewohnheiten gefunden." >>
(Rüdiger Achenbach, Die Klosterfrau und Prophetin aus der
Sicht der religionsgeschichtlichen Forschung, Teil 3, 4.10.12, Manuskript im
DLF nachzulesen)
Mit Dieter Bohlen zusammen wäre sie Deutschlands Superstar
geworden, aber ohne Bohlen wurde sie erst einmal lange vergessen. Die rationalen Theologen der Scholastik behielten die Oberhand. Aber
römisch-katholische Dunkelmänner gruben die adelsstolze Schamanin wieder aus,
und der Chef aller römisch-katholischen Dunkelmänner befördert sie heute zur
Kirchenlehrerin. Das ist die Stärke der Katholen: Zwielichtiges Spektakel
gekonnt zu inszenieren. Das kann Benedikt noch besser als Bohlen.