Dienstag, 10. März 2015

Gibt's nicht geschenkt, die nationale Identität


Ich habe mein gesamtes Forscherleben mit Versuchen zugebracht, Gefühl und Sinn für die gemeinsame Menschlichkeit zwischen reichen Gesellschaften in den Industrieländern und den armen Gesellschaften, den Entwicklungsländern, zu erwecken. Nach einem langen Forscherleben muss ich mich aber der Realität stellen, dass der bei weitem wirkungsvollste Ausdruck einer breiten gegenseitigen Beziehung, welche menschliche Gesellschaften erzielt haben, auf nationalen Identitäten beruht, die große Bevölkerungen umfassen. Es erscheint mir nicht als peinlicher Anachronismus, eine gemeinsame nationale Identität zu haben; es ist auch kein gefährlicher Freibrief für Hass auf Fremde und Einwanderer. In einer moderaten Form ist eine nationale Identität ein wunderbares Erbe von immensem sozialen Wert, das wir pflegen sollten.

Paul Collier ist Professor für Ökonomie und Public Policy an der Universität Oxford und einer der führenden Entwicklungsökonomen der Welt. Sein Buch „Exodus“, das die Probleme der Massenmigration untersucht, hat eine breite Debatte ausgelöst.
Aus dem Englischen übersetzt von Philip Plickert.“ -


So ist es. Es war schwierig genug, zu allgemeineren Identitäten zu finden und zudem mit den Übertreibungen des Nationalismus verbunden. Dieser war aber eher eine Regressionsform, er wiederholte, was auf Clan- und Stammesebene üblich war und es noch immer ist. Auch in Europa. Auf dem Balkan. Serben, Bosnier und Kroaten sind sich nicht grün. Sie empfinden sich nicht als „Jugoslawen“. Sie bekämpfen sich derzeit durch Verwaltungsdestruktion, wobei sich Politiker und ihre Banden befehden. Das Chaos mit hoher Arbeitslosigkeit und (Banden-)Kriminalität scheint ein Teil des Kalküls zu sein, um zu neuen Trennungen zu gelangen. Die bosnischen Serben, die islamisch beeinflußten Bosnier und die Kosovo-Albaner wollen keine Gemeinsamkeiten. Die Lage ist desolat, und man hört allenthalben das Lob der titoistischen Diktatur.