Mittwoch, 31. Oktober 2012

Ich schenk dir was




Bilder zur Fälschung:
Kaiser Konstantin hatte gerade seine Familie umgebracht und schenkte blind um sich - das war aber nur katholisches Fälscherwerk

(Bild: Wiki.)






315 soll Kaiser Konstantin, den es nach Osten zog, wo er Byzanz als seinen Regierungssitz gründete, Rom und den Rest des weströmischen Reiches an die Katholische Kirche und an Papst  Silvester I. verschenkt haben. Erst Mitte des 15. Jahrhunderts wurde auf philologischem Wege der fromme Betrug von Cusanus und Valla aufgedeckt.
Wo es den Gelehrten um philologische Sauberkeit ging, da ging es anderen um persönlichen und institutionellen Machtgewinn und Machterhalt. Dies ist immer und überall so, da Machtmenschen (sog. Alphatiere) keine philologischen Interessen besitzen. Häuptlinge haben immer und überall die verschiedensten Methoden für ihre Interessen eingesetzt. Allein die Führer der “Wahrheitsorganisationen” fühlen sich dabei besonders legitimiert. Wahrheitsorganisationen sind solche, die glauben, im Besitz eines besonderen Heilswissens zu sein, also Religinsgemeinschaften aller Art, ob Katholische Kirche oder Kommunistische Partei, spielt dabei nur eine Nebenrolle. Konstantin selbst weihte Byzanz der Tyche und vergöttlichte sich als sol invictus; dabei ließ er sich von einem Arianer taufen. Die Arianer wurden von den Nicäa-Bischöfen mehrheitlich bekämpft, auch mit dem Schwert noch im 9. Jahrhundert. Konstantin ging mit dem christlichen Unsinn also recht großzügig um, so großzügig wie die katholische Kirche mit Betrug und Fälschung. Die katholischen Killer brachten es sogar fertig, einen philologischen Zweifler an der Schenkungsurkunde aus ihren eigenen Reihen zu verbrennen.
Den „Wahrheitshäuptlingen“ der verschiedensten Richtungen ist auch heute noch jedes Mittel recht, ihre Ansprüche durchzusetzen. Nur christliche Theologen haben sich zivilisieren lassen. Sie verwenden heute vor allem die „Wohltätigkeit“ für ihre Machtzwecke, allerdings schreiben sie den Mitarbeitern die Befolgung ihrer Dogmen vor bei Strafe der Kündigung.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Selbstfindung









Ein Menschenleben


Von dem Augenblick an, wo er das Licht der Welt erblickt, sucht ein Mensch aus ihrem Wirrwarr, in welchem auch er mit allem anderen bunt durcheinander herumgewürfelt wird,  s i c h  herauszufinden und   s i c h   zu gewinnen.
Doch wehrt sich wiederum alles, was mit dem Kind in Berührung kommt, gegen dessen Eingriffe und behauptet sein eigenes Bestehen.
Mithin ist, weil Jegliches   a u f s i c h   h ä l t ,  und zugleich mit anderm in stete Kollision gerät, der   K a m p f   der Selbstbehauptung unvermeidlich.”

Max Stirner, Der Einzige und sein Eigentum, 1844, Erste Abteilung

Das hat Stirner, trotz Studium bei Hegel, recht empathisch erfaßt. Der Säugling, das hat die spätere Psychologie herausgefunden, fühlt sich noch eins mit der Mutter und besitzt noch kein Bewußtsein seiner selbst. Wenn ihn nicht schlimme Deprivationen treffen, absoviert er aber das Studium der Lebens- und Weltdifferenzen interessiert und gutgelaunt, vom Zahnen und Kinderkranheiten einmal abgesehen. Entsprechend vervielfacht sich die synaptische Vernetzung in seinem Kopf. Doch dann erfolgt der hormonelle Tsunami der Pubertät, ausgelöst von Neuronen im Hypothalamus. Das Gehirn baut sich um, es herrschen Übergangsverwirrungen, die sehr beträchtliche Grade annehmen können, wie bekannt. Drogen und Altruismus können gewissermaßen als “Übersprungsverhalten” und Ausweichstrategien die Reifung, die auch ein vielfältiger Leidensprozeß ist, behindern oder sogar stark verzögern. Es gilt dabei besonders das NICHTS ZUVIEL, das den Apollon-Tempel zierte, um diese Phase ohne große Blessuren zu überstehen.  

Montag, 29. Oktober 2012

»Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!«





Max Stirner (1806-1856), gezeichnet von Friedrich Engels - unbraver Hegelschüler

(Quelle: Wiki.)





"Was soll nicht alles Meine Sache sein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürsten, Meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend andere Sachen. Nur Meine Sache soll niemals Meine Sache sein. »Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!« “

Max Stirner, Der Einzige und sein Eigentum, 1844, Prolog  

Sonntag, 28. Oktober 2012

Newtons Testosteron und Mutter Theresas Oxitocin











Was tun? 
Das entscheidet das Zwischenhirn. Genauer eine Struktur darin, das Limbische System, darin das Bewertungssystem und das Belohnungssystem. Das Bewertungssystem verteilt Noten für verschiedene Handlungsmöglichkeiten aus dem Archiv des Belohnungssystems. Wenn sich nach der Handlung ein gutes Gefühl einstellt, die Belohnung also, am Ende steht immer das gute Gefühl als die Belohnung, dann haben die beiden gut zusammengearbeitet, unabhängig davon, ob es um den Genuß von Schokolade geht, um Almosengeben, um einen Waldlauf oder die Tötung eines Konkurrenten hinter der Hominidenhöhle. Im letzteren Fall wird eventuell noch das Gehirn des Getöteten in der Gruppe rituell verspeist, was die Handlung dann auf die Gruppenebene hebt und im Gruppenbewußtsein positiv verankert. So war das noch vor hundert Jahren bei den Marind-anim (Tugeri) auf Neuguinea. Junge Marind-anim übernahmen durch ihre Sozialisation die positive Bewertung solcher Handlungen durch die Gruppe in ihr individuelles Bewertungs- und Belohnungssystem, wodurch es für ihre Handlungsauswahl leitend wurde. 

Das extreme Beispiel mag aufzeigen, daß es ein "moralisches Gefühl" als einen festen Wert, wie sich das Kant vorgestellt hat, nicht gibt. Vielmehr sind historische Sitten und Gebräuche der Herkunftsgruppen das Fundament für individuelle Verhaltensleitung. 
Das gilt auch für das Phänomen des "altruistischen" Verhaltens. Comte wollte damit eine Unterscheidung zu 'Egoismus' treffen. In pragmatischer Hinsicht erscheint das einleuchtend, um stark unterschiedliche Verhaltenweisen zu erfassen, etwa die persönlich unangenehmen, unfreundlichen Handlungen eines Isaak Newton mit niedrigem Oxitocinspiegel, und die fürsorglichen Handlungen der rumänischen Nonne Theresa. Die Unterscheidung hilft aber nur im persönlichen, familiären, im Kleingruppenbereich, um vielleicht asoziales Verhalten zu benennen. Denn obwohl Newton ein unangenehmer Knilch war, hat er doch durch seine Arbeiten in der klassischen Mechanik vielen Menschen sehr genützt, obwohl ihm diese Absicht fernlag. Natürlich hat auch die Nonne Theresa vielen anderen Menschen im ganz anderen Rahmen ihrer geistigen Fähigkeiten Nutzen verschafft. Beide haben sich nützlich verhalten, aber auf außerordentlich verschiedene Weise. Die Begriffe Altruismus/Egoismus stoßen hier an Grenzen sinnvoller Verwendung. 
Ein Beispiel F.A.v. Hayeks relativiert die Bedeutung der Altruismus-Egoismus-Unterscheidung weiterhin. Der findige Handwerker der Vorzeit, der sein Produkt, statt in der eigenen Gruppe zu tauschen, hinausbringt aus der eigenen Siedlung und um eines höheren Preises willen bei Fremdgruppen verkauft, bereichert sich persönlich und stiftet gleichzeitig Handelsbeziehungen und friedlichen Austausch, wo vorher nur Überfall und Raub zwischen Nachbargruppen, Klans und Stämmen herrschten. Hayek greift dafür den altgriechischen Begriff "Katallaxie" auf, der soviel bedeutet wie "durch Handel einen Freund machen". 
Die Bedeutung überindividueller Muster und Marktverfassungen für den Nutzen der Einzelnen und der Gesellschaft wird auch in einem vierten Beispiel deutlich. Die Versteigerung der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000 erbrachte für die Staatskasse rund 100 Mrd. DM. Eine riesige Summe für die blaue Luft über Deutschland, die die bietenden Firmen an den Rand des Ruins brachte und die Errichtung der UMTS-Netze für Jahre verzögerte. Damit entstand Unternehmen und Bürgern ein Schaden durch verspätete Einführung einer fortgeschrittenen Technik, die zudem die hohen Telefontarife der alten Mobilfunk-Technik hoch hielt. Der staatliche Versteigerer, der keinerlei Leistung einbrachte, schadete damit den privaten und gewerblichen Mobilfunk-Kunden. Er handelte im Sinne des Begriffs "Egoismus", er preßte ohne Gegenleistung so viel aus den Unternehmen heraus, wie er konnte, obwohl staatliches Handeln an den Begriff des "Gemeinwohls" gebunden sein soll. 

Diese Begriffe entziehen sich jedoch einer klaren Füllung, weswegen sie schon früh das geworden sind, was sie vor allem auszeichnet: moralische Erziehungs- und Kampfbegriffe ohne rechten Bezeichnungswert.  
Handelnde verhalten sich nach Mustern, die teilweise angeboren sind, meist aber einen historisch-kulturellen Hintergrund besitzen. Eine eindeutige Bewertung fällt schwer, insbesondere in modernen Gesellschaften mit vielen überindividuellen und abstrakten Verhaltensregulierungen. "Das Wohl der anderen" kann meist nur in sehr simplen Fällen eindeutig bestimmt werden. Etwa behauptet die Bindungsforschung (Bowlby u.a.), die Verhaltensforschung (Hassenstein u.a.) sowie die Kindermedizin (Largo u.a.), daß der extrem unselbständige menschliche Säugling in den ersten Jahren der stabilen, persönlich interessierten Interaktion bedarf, in der Regel mit der Mutter mit ihrem für die Situation eingestellten Oxitocinspiegel. Dies entspricht auch anthropologischen Einsichten (Wickler, Seibt, Eibl-Eibesfeldt u.a.) Trotzdem werben aber zahlreiche Agenten in Politik, Journalismus, Feminismus und Wirtschaftsverbänden für eine frühe Fremdbetreuung. Das Wohl eines Säuglings, obwohl altbekannt, wird also in einer bestimmten gesellschaftlichen Situation nicht anerkannt, von vielen Akteuren offenbar auch nicht erkannt. 
Ein weiterer Grund, die Altruismus-Egoismus-Unterscheidung mit dem fiktivem "Das Wohl der anderen" aufzugeben?   

Samstag, 27. Oktober 2012

Da capo






Da fliegen die Blätter im blauen Azur
Ach, flögen sie weiter und weiter nur
Aber nein, verdammt, das tun sie nicht
Sie landen alle in kurzer Sicht
Rechen und rechen
Und nochmal von vorn
Verflucht die Blätter!
Die Stiele bald brechen.

Freitag, 26. Oktober 2012

Mörderische Religion
















Pianist und Komponist Fazil Say wegen “Gotteslästerung” vor türkischem Gericht

Flucht aus dem orthodoxen (chassidischen) Leben

Wenn Jugendliche in den USA ihre ultraorthodoxen jüdischen Familien verlassen  DLF 25.10.12  


Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Inkarnation des primitiven Aberglaubens. Und das jüdische Volk, zu dem ich gern gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Qualität als alle anderen Völker. So weit meine Erfahrung reicht, ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppierungen, wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Ansonsten kann ich nichts ,Auserwähltes’ an ihm wahrnehmen.“  (Albert Einstein, Zitat bei Wikipedia)  

Burma: Seit Monaten Konflikt zwischen Buddhisten und Mohammedanern


Neues Attentat der frommen Taliban in Afghanistan ermordet 30 Menschen


Der Historiker Elie Barnavi hat in Paris eine Ausstellung zum Thema "Religionen der Welt" gestaltet, die gerade eröffnet wurde:


Gebrauchsanweisung für Götter

Pariser Ausstellung Ausstellung will mehr Bewusstsein für Unterschiede wie Gemeinsamkeiten von Religionen wecken  DLF 26.10.12


Donnerstag, 25. Oktober 2012

Kam ohne Rock










Diese beiden jungen Frauen werden vermutlich nie für das Direktorium der EZB kandidieren, wie Yves Mersch tut, der vom sog. Europaparlament wegen Verstoßes gegen die „Geschlechtergerechtigkeit“ abgelehnt wurde. Frauen haben eigene Interessen, diese beiden legten beispielsweise bei niedriger Temperatur von 15°C ihre Mäntel ab, um sich stundenlang im Wald gegenseitig zu fotografieren.

Oder diese junge Dame bei der exzellenten Zeichnerin Katja Klengel, die ihr Gesangsstudium abbricht und sich, Eichendorff läßt grüßen, offenbar auf die "Taugenichts"-Tour begeben will:

(auf: blattonisch-diary.blogspot.de/, Abdruck in der FAZ)

Sie wird auch nicht Ökonomie mit dem Schwerpunkt „Geldpolitik“ studieren und einen Lehrstuhl für Finanzwissenschaft anstreben.  Selten sind (noch?) Frauen wie Claudia Buch, Uni Tübingen und Mitglied des Sachverständigenrates. (Sie hat übrigens in einer Studie herausgearbeitet, daß höhere Eigenkapitalvorgaben für Banken keine Verknappung der Kreditausgabe verursachen. Ob das wasserdicht ist?)
Auch Renate Ohr, die Kritikerin der Währungsunion,  entwickelte zielstrebig ihre ökonomischen Interessen. Ihrem Lebenslauf auf ihrer Internetseite stellt sie ein Horvath-Zitat voran: 
"Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu." 
Die meisten Menschen kommen nicht dazu, und sie sind auch gar nicht so anders. Und vielfach sind sie auch in ihrem Verhalten recht geschlechtspezifisch. Die Genetikerin Nüßlein-Volhard, mit 70 immer noch tätig an ihrem MPI, sagte dieser Tage, daß sie bei der Förderung von talentierten Frauen immer auch überlege, ob sie ihnen bei der Ermunterung zu einer wissenschaftlichen Karriere einen Gefallen tue.
Recht hat sie. Es kommt nicht auf die Erfüllung von Doktrinen an, wie den Doktrinären des „Europaparlaments“ bei der Ablehnungs Merschs vorschwebt.   








Mittwoch, 24. Oktober 2012

"Anfreuen"













Nicht immer sind sie so nett wie hier




Psychosomatiker Schultz-Venrath, Chefarzt der Evangelischen Klinik für Psychiatrie in Bergisch-Gladbach, wies in seinem Interview mit hr2 DK darauf hin, daß sich das Baby erst freue, wenn es “angefreut” werde. Man habe für das erste halbe Jahr eines Säuglings 30.000 solcher "Freude-Interaktionen" gezählt.  
Auf wieviele mag man in einer Kindertagesstätte kommen bei Bediensteten des Öffentlichen Dienstes?
Die Bindungsforschung mißt diesen Interaktionen große Bedeutung zu. Die Kindertagesstätte stellt in jedem Falle eine gravierende Verschlechterung dar. Wer dafür eintritt, muß sehr schwerwiegende Gründe haben.

"Lohn ist ein Zeichen von Sklaverei", notierte Cicero in "Von den Pflichten". Das kann man ja heute anders sehen. Dubios ist es aber, die Zumutungen und Beschränkungen der Berufstätigkeit zu verschweigen, ihre Verblödungsphänomene, und zu erklären: Lohnarbeit mache frei und glücklich. Es fehlen im Deutschland der Frau von der Leyen und anderer wichtigtuerischer Funktionärinnen nur noch die großen Flächenplakate im DDR-Format, die das verkünden. Die Zeitungsanzeigen des Ministeriums sind ja schon da.  

Dienstag, 23. Oktober 2012

Diese Suppe eß ich nicht






Das Blattgrün weicht zurück und andere Pigmente zeigen sich -
hübscher Einfall




“Gestaltung, Umgestaltung, des ewigen Sinnes ew’ge Unterhaltung”, nannte es Goethe. 
Da war der Riechphysiologe Hanns Hatt in der Vorrede zur Biodiversitätstagung ein Stück mutiger, als er auch den Tod direkt ansprach. Viele Tiere durchlaufen ein Entwicklungsstadium, in dem sie ihren Körper stark verändern, etwa der Schmetterling, der eine Raupe war. Goethe reagierte auf Krankheit und Tod allergisch, schon der Gedanke erfüllte ihn offenbar mit Entsetzen. Er wohnte nie einer Beerdigung bei, auch der seines Freundes Carl August, auch der seiner Frau Christiane blieb er fern. Daher dekretierte er, daß es nur den Gestaltswechsel gebe. Das ficht die Natur natürlich nicht an, in ihr wird gestorben, gefressen und krepiert. Auch über einen längeren Zeitraum, wenn die Wespe ihre Eier in die Vogelspinne legt, die, durch ein Gift gelähmt, lebendig der Wespenlarven harrt, die sie von innen auffressen werden. Die Natur ist nicht so romantisch wie das Bild, das viele Menschen über Bilderbücher von ihr besitzen. Sie machen sich gern ein Bild, und am liebsten ein schönes, besonders gerne ein kitschiges wie in Genesis II. Der Entwurf solcher Bilder ist sinn- und interessengeleitet und hat mit den unterliegenden Erscheinungen der Natur nichts zu tun. Goethe hat in dieser Hinsicht seine Phantasie im Zaum gehalten, doch hat er auch schreckhaft Gedanken an den Tod verbannt. Es ist ja auch "ein Ding, das keiner ganz aussinnt", wie Rilke es formuliert. 
Aber gestorben wird natürlich trotzdem, der Mensch ist Teil der Natur, zweifellos ihr bester, aber dennoch steigen keine Schmetterlinge aus den Gräbern auf. Vielleicht hätte Goethe ein Hinweis Epikurs geholfen: 

"Der Tod geht uns nichts an. Denn was sich aufgelöst hat, hat keine Empfindung. Was aber keine Empfindung hat, geht uns nichts an." (Epikur, Katechismus) 

Aber wahrscheinlich war seine Angst zu groß, sich überhaupt auf den Tod einzulassen. Was er nicht denken wollte, dachte er nicht, und was er nicht sehen wollte, sah er nicht. Eckermann mußte ihn daher selbst über Naheliegendes wie die Weimarer Vogelwelt aufklären. Wäre er ein präziser Naturbeobachter gewesen, speziell der belebten Natur, das Phänomen des Todes hätte er überall erblickt. Und vielleicht hätte er still erwogen: 

"Sondern wenn uns das Geschick hinausführt, werden wir kräftig auf das Leben spucken und auf jene, die sinnlos an ihm kleben; wir werden aus dem Leben heraustreten mit einem schönen Lobgesang, verkündend, daß wir gut gelebt haben." (Epikur, Spruchsammlung 47)   

Montag, 22. Oktober 2012

Alles so schön blau und die Sonne scheint






Beim Stichwort “Artenvielfalt” werden gerne hübsche Bildchen vorgelegt.


Bestimmte Tiere werden dabei systematisch diskriminiert. Neotrombicula autumnalis, zum Beispiel, die Herbstgrasmilbe. Sie bohrt sich in die Haut, die sie dann verdaut. Heftiger Juckreiz folgt. Sonst ist sie harmlos.

Diskreter verhält sich der Gemeine Holzbock, Ixodes ricinus, die heimatliche Zecke. Sie bohrt nur ihren Saugrüssel in die Haut, um dort Blut zu saugen. Allein die Weibchen, übrigens.
Die warmen Tage haben sie wieder hervorgelockt, ich habe mir gestern eine Nymphe eingefangen, was die Zeckenzahl dieses Jahres auf nur vier bringt; voriges Jahr waren es über zehn.
Man sollte vermuten, daß im Biologieunterricht die heimischen Tierchen Vorrang vor überflüssigen Eisbären und Tigern besitzen, doch kennen offenbar viele Biologielehrer Zecken nur vom Hörensagen (Test am Gymnasium).  





Heinz Mehlhorn macht es gern ein bißchen spannend - der Vormarsch hält sich in Grenzen - aber das Buch füllt einen Lücke, daher ist den beiden Mehlhorns zu danken.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Nach der Regenzeit











Mein Alle-Jahreszeiten-Ahorn glänzt  







Junge, Junge, der Sommer war nicht groß!
Die Tage ist es etwas besser.
Viel Sonne, Wärme, Zeit im Schoß,
Auf Bank und Wiese, Wald und Moos.

Doch auf den Wettergott ist kein Verlaß!
Das teilt er mit den andern Göttern.
Kaum ist getrocknet Bank und Gras,
Macht er gleich wieder alles naß.










Samstag, 20. Oktober 2012

Weg mit Herbstgrasmilben und Wühlmäusen!







"Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben, bleibt im Dunkeln unerfahren, mag von Tag zu Tage leben."
(Goethe)


Man muß in der Tat die Geschichte im Auge haben, am besten die von Goethe verlangten 3000 Jahre. 
Aber auch tausend Jahre sind außerordentlich hilfreich, da hat Reichholf recht.
In seinem Buch kommt er u.a. zu der Aussage, daß die Ausrottung von Arten zum Stillstand gekommen sei, sogar wüchsen manche Bestände wieder. Dies betreffe vor allem größere Tiere weltweit. Vom Aussterben betroffen seien teilweise endemische Arten, etwa auf abgelegenen Inseln. 

Vor Aussagen zu den Wühlmäusen, die Wurzeln aller Art, besonders gern Obstbaumwurzeln und Feuerdornwurzeln, von unten abfressen, hat sich Zoologe R. aber gedrückt, ebenso verliert er kein Wort über die gemein juckenden Herbstgrasmilben. 
Weg damit, ausrotten! kann ich da nur sagen.
Aber sonst ist sein Buch unbedingt lesenswert.

Reichholf rezensierte gerade in der FAZ Dagmar Röhrlichs “Urmeer” und bemängelte u.a. die Perspektive Röhrlichs, daß die Evolution, wie bei den Kreationisten, ein gerichteter Prozeß sei. Diese Vorstellung ist ja der Urgrund der Religionen und daher sehr verbreitet. In seiner “Naturgeschichte” betont er dagegen, wie Konrad Lorenz seinerzeit, daß die Zukunft offen sei:

“Leben ist daher seiner Natur nach steter Wandel.”
(Reichholf, Kurze Naturgeschichte, 2007, S. 323)

Freitag, 19. Oktober 2012

Platz da!






Aussterbeereignisse in der Erdgeschichte; dargestellt ist der Anteil der ausgestorbenen, meeresbewohnenden fossilienbildenden Spezies im Verlauf der letzten 500 Millionen Jahre (Wikipedia)

End P: Ende Perm
End K: Ende Kreidezeit 
Late D: Spätes Devon
End O: Ende Ordovizium



Das waren Zeiten!
Sechs große und acht kleinere Massenaussterben gab es schon. Am bekanntesten das am Ende der Kreidezeit, als die Dinosaurier ausstarben. Die konnten dann die späteren Menschenvorläufer nicht mehr zur Beute nehmen. Es entstand Platz für neue Arten bei Pflanzen und Tieren, für Futterpflanzen, die dann Pflanzenfresser ermöglichten, die wiederum dem Menschen zur Nahrung dienten. Ohne Massenaussterben gäb's uns also nicht. 
Also besten Dank, Dinos! könnte man salopp sagen. 
Arten kamen immer neu und gingen wieder seit Entstehung des Lebens vor etwa 2,5 Milliarden Jahren. 

Ende des Perms fand wohl das größte Massenaussterben statt, das etwa 95 % der Meerestierarten und rund 66% der Landtierarten betroffen haben soll. Damals hat das niemanden aufgeregt, und heute existieren eben neue Arten wie die Zweibeiner. Auch heute sterben Arten aus, aber das betrübt einige Menschen sehr. 
Deswegen gibt es darüber Tagungen und Konferenzen. Gerade gab es eine in Düsseldorf in der Akademie der Wissenschaften, wo Wolfgang Wägele aus Bonn (Forschungsmuseum Alexander Koenig) seine übergroßen Sorgen präsentierte. Man hatte den Eindruck, als wollte er den Planeten am liebsten einzäunen. Ähnlich auch Stefanie Engel (ETH Zürich), die, so schien es, am liebsten alles regulieren und mit Steuern und Abgaben belasten würde. 

Als Biologe sei er Optimist, meinte dagegen Josef Reichholf, bekannter Ökologe und Zoologe aus München. Er verwies auf den zunehmenden Artenreichtum in den Städten, in Berlin beispielsweise gebe es die meisten Nachtigallen in Deutschland. Dort sei eben nicht die Landwirtschaft zugange, die stark dünge und auch noch Biospritmais anbaue. Artenvielfalt sei eine Erscheinung des Mangels, so Reichholfs Kernaussage. Auf dem Magerboden existierten die meisten Arten. Eine sinnvollere Landwirtschaft forderte er, schon die Streichung von Subventionen würde helfen. Wichtig wären auch weniger Naturschutz, damit Kinder und Jugendliche besseren Zugang zu Tieren und Pflanzen, zum Naturerlebnis überhaupt hätten. 
Prima, kann man da nur anmerken.   

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Muntermacher





Sieht ja ziemlich aufgeräumt aus hier – das Herrnhuter-Viertel in Neuwied; die Herrnhuter sind protestantisch-pietistisch geprägt.
(Foto: F. Lang, Wiki.)

 


Wie kann man eine in Tradition, Einfallslosigkeit  und Trägheit erstarrte Bevölkerung aufmuntern?
Durch Transferzahlungen?
Durch einen Sparkommissar?
Durch eine Bürokratie?
Durch Zentralismus?

Nicht unbedingt.
Man lockt aufgeweckte, unternehmerisch gesonnene, aktive Kräfte ins Land.
Oder in die Stadt:
„Verbriefte Freiheiten lockten immer mehr Zuwanderer in die junge Stadt. Unter Friedrich Wilhelms Sohn Johann Friedrich Alexander – seit 1784 in den Reichsfürstenstand erhoben und ein Vertreter des Aufgeklärten Absolutismus – lebten im 18. Jahrhundert Angehörige von sieben verschiedenen Religionsgemeinschaften in Neuwied: Calvinisten (denen auch das Grafenhaus angehörte), Lutheraner, Katholiken, Mennoniten, Inspirierte, Herrnhuter und Juden.“ (Wiki.)

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Heiligs Blechle









Himmlisches Material,  der Edelstahl




Ein wirklich tolles Zeug aus Eisen, Chrom und Nickel! 
Wurde vor hundert Jahren von KRUPP zum Patent angemeldet. 
Benno Strauß (protestantisch-jüdischer Hintergrund) war Entwickler mit seinem kongenialen Mitarbeiter Eduard Maurer.   
Die Sparte wurde jetzt nach Finnland verkauft, sie war leider seit Jahren verlustträchtig. Auch wegen des hohen Strompreises. Das Schmelzen braucht sehr viel Energie.

Woher die tüchtigen Krupps stammen, ist nicht ganz geklärt. Das Ahrgebiet und der Niederrhein kommen in Frage, Arndt Krupe alias Krupp verlegt jedenfalls das erste Essener lutherische Gesangbuch, weswegen vermutet wird, er sei seiner Konfession wegen nach Essen gekommen, das als lutherische Hochburg galt. (Vgl. http://bit.ly/IsntS7) Die Konfessionsthese paßt sowohl zur Ahr, da käme als Station Neuwied in Frage, das Glaubensfreiheit gewährte und viele Protestanten anzog, als auch der reformierte holländische Niederrhein.

Vor hundert Jahren entstand auch FRESENIUS, der Dialyse-Weltmarktführer, im protestantischen Frankfurt. In dieser unternehmerischen Familie gab es sogar namhafte protestantische Theologen.

Ähnlich auch in der Textilfabrikanten-Familie Engels im protestantischen Wuppertal. Sohn Friedrich arbeitete zunächst bei seinem pietistischen Vater in Barmen und Manchester und finanzierte Marx. Er selbst dogmatisierte dann die neue christliche Ideologie und wurde deren Petrus. 
Die beiden bildeten ein erfolgreiches Duo; ihre Ideologie wurzelt in christlichen Utopien wie Morus’, „Utopia“ und Campanellas, „Sonnenstaat“.   

Dienstag, 16. Oktober 2012

Alles wird besser





Wo heute die Zeichen der guten, neuen Naturreligion stehen, pflügten wir in der schlimmen alten Adenauerzeit die Fluten.

Montag, 15. Oktober 2012

Geld verbuddeln in unnötigen Flughäfen hat Spanien nicht gestärkt










Reife Volkswirtschaften wachsen naturgemäß weniger, die Nachfrage ist tendenziell gesättigt. 

Schwellenländer wie China und Indien wachsen entsprechend mit Raten von 5 bis 10%, weil die Nachfrage sehr groß ist; Ähnliches gilt für Rußland, das jedoch trotz hoher Energiepreise als Energielieferant unter Wachstumsproblemen leidet, weil die staatlich gelenkten Unternehmen ineffizient arbeiten. 
Weite Bereiche der Instandsetzung, Förderung und Erschließung werden wegen Bürokratie, Korruption, fehlender Technikkompetenz, Chauvinismus und fehlenden Mitteln nicht bedient. Ein effizientes Unternehmen wie Yukos, das amerikanische Kompetenz heranziehen wollte, wurde aus politischen Gründen zerschlagen. BP wurde übel mitgespielt und hat sich zurückgezogen. Ebenso RWE.  
Putins Patriarch Kyrill hält aber jetzt Messen für Erneuerungsinvestitionen, weil er neulich im Öl stand, das unaufhörlich aus den alten, maroden Röhren sickert.