Dienstag, 31. August 2021
Afghanistan, das gefeierte Desaster. Ein Studiobeitrag von Imad Karim
Montag, 30. August 2021
Klimaschau #62: Das Geheimnis der Wolken
Sonntag, 29. August 2021
Kultur?
Das ist ein weites Feld! Auf dem begegnet einem zuerst Fontane, von dem der Ausdruck stammt: ›Ach, Luise, laß ... das ist ein zu weites Feld.‹ (Effi Briest)
Weit oder zu weit? Das Feld ist schwer zu überschauen, und viele Parzellen gibt es da. Wir setzen mutig einen Fuß darauf und sagen: alles Geschaffene, alles Geformte ist Kultur; Kultur bezeichnet das Menschliche schlechthin, denn wo der Mensch aufscheint, dort hat er auch geformt und geschaffen. Denken wir an den Laokoon der griechischen Antike. Ein trojanischer Legendenstoff läßt den Bildhauer - es waren wohl drei - zu Fäustel (geformt) und Meißel (geformt) greifen und einen großen Marmorblock zu einer mit Bedeutung aufgeladenen Figurengruppe formen, die ihre Wirkung durch die Jahrhunderte entfaltet und zu vielen Sinngebungen anregt. In einem kulturellen Umfeld jedenfalls, das den Menschen ansieht und Abbilder formt, die symbolische Wirkung entfalten. Diese Wirkung hat Rilke in Sprache geformt, angeregt ebenfalls von einem geformten Marmorblock:
Archaïscher Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug,
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.
Rainer Maria Rilke
Samstag, 28. August 2021
Freitag, 27. August 2021
Höhere Gefühle
“Bruchlinienkriege
finden fast immer zwischen Menschen unterschiedlicher Religion statt, da die Religion das Hauptunterscheidungsmerkmal von Kulturen ist.”*
Kriege finden immer statt, aus den verschiedensten Gründen. Besonderer Kampfgeist kommt ins Spiel, wenn “höhere Gefühle” antreiben, zum Beispiel religiöse Gefühle, die immer seit Aufkommen des Monotheismus in der Geschichte eine große Rolle gespielt haben und dies in den “unaufgeklärten” Religionen immer noch tun.
Was aber ist Religion? “Unter Religion sei hier ein mehr oder weniger zusammenhängendes, auf ‘das Heilige’ sich beziehendes System gefühlsbetonter Überzeugungen und Handlungen verstanden, welches in der Regel durch bestimmte Einrichtungen überwacht oder vorgeschrieben wird: ein System, welches Einstellung und Tun seiner Anhänger maßgeblich bestimmt und welches sie, wenngleich in einer Vielfalt von Variationen, in ihrem persönlichen und öffentlichen Leben ernstnehmen. … Religiöse Vorstellungen sind aber ihrem Wesen nach nichtrational.” So das Wörterbuch der Soziologie (Hg. Wilhelm Bernsdorf, Joseph Maier)
Besonders eine “Rechtsreligion”, die in zahllosen Rechtsgutachten das gesamte zivile Leben ohne Ausnahme durchwirkt, entzieht sich weitgehend einer rationalen Intervention sowohl von innen wie von außen.
*Samuel P. Huntington: Kampf der Kulturen Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert S. 413
Donnerstag, 26. August 2021
Die Spirale
“Der Golfkrieg begann also als Krieg zwischen Irak und Kuweit, wurde dann zu einem Krieg zwischen dem Irak und dem Westen, dann zu einem zwischen dem Islam und dem Westen, um endlich von vielen Nichtwestlern als Krieg zwischen Ost und West angesehen zu werden, als ein ‘Krieg des weißen Mannes, ein neuer Ausbruch des altbekannten Imperialismus.’”*
Das ist die Interpretationsspirale, mit der jeder US-Politiker rechnen muß und deren Folgen einzukalkulieren sind. In Amerika wurde das inzwischen begriffen. In Afghanistan hat man sich noch lange eine Selbsttäuschung hingegeben. An anderen Orten wie Mali müssen sich die Europäer Gedanken machen, ob sie nicht lieber abziehen. Wie Afghanistan steckt Afrika voller junger Männer, die sich für jeden Krieg billig einkaufen lassen.
*Samuel P. Huntington: Kampf der Kulturen Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert S.408
Mittwoch, 25. August 2021
Klimaschau #61: Ist wirklich der Klimawandel an Dürre und Hungersnot in ...
Die Experten in den Ministerien
Islamische Staaten und Stämme liegen stets in Krieg und Konflikt miteinander. Seit der Schlacht von Kerbela ca. 768. So kämpfte der Irak gegen den Iran acht Jahre lang seit 1980.
So besetzte der Irak Kuweit Ende 1990. Und löste damit den 1. Irakkrieg aus, in dessen Verlauf die islamischen Staaten ihre Konflikte zurückstellten und sich gegen die USA mit Saddam Hussein solidarisierten. Hätte diese Erfahrung nicht den 2. Irakkrieg verhindern müssen? Und ebenfalls das ausgedehnte Engagement in Afghanistan?
Man wundert sich, auf welch hohem Niveau in den Ministerien falscher Rat erteilt wurde. Hinterher sind alle überrascht.
Montag, 23. August 2021
Klimaschau #60: Verändern Windkraftwerke das Klima?
TAG DES WISSENSCHAFTLICHEN IRRTUMS
TAG DES WISSENSCHAFTLICHEN IRRTUMS
Wissen ist schick. Und gewährt viele Vorteile. Besonders der Blick in die Zukunft, die niemand kennt und auf die man sich gerne einstellt, ist begehrt, um Schaden zu vermeiden. Priester und Seher aller Zeiten gaben vor, in die Zukunft blicken zu können. Aus dem Orakel von Delphi wurde eine Zunft von Untergangspropheten, aus dem Apokalyptiker Johannes wurde Oswald Spengler und heute Hans Joachim Schellnhuber. Der Blick in die Zukunft gibt sich in der Moderne gerne wissenschaftlich. Dabei wird gerne übersehen, daß die Wissenschaft aus einer Kette von Irrtümern besteht, die mühsam überwunden wurden und werden. Oft leisten dabei Außenseiter die Hauptarbeit, und ihre Arbeit wird manchmal erst nach ihrem Tode anerkannt. Der Arzt Ignaz Semmelweis (1838-65) landete sogar in der Psychiatrie, der Mathematiker und Physiker Ludwig Boltzmann (1844-1906) gar brachte sich um. Der Meteorologe und Entdecker der Kontinentalverschiebung Alfred Wegener (1880-1930) mußte den Spott der Geologen ertragen und wurde erst viel später anerkannt.
Mit der Erforschung der Gegenwart hatten die Wissenschaften stets genug Probleme. Die Zukunft ist ihnen nicht zugänglich.
Um einer Überschätzung der Wissenschaft zu begegnen, sollte man dringend einen TAG DES WISSENSCHAFTLICHEN IRRTUMS einführen.
Freitag, 20. August 2021
Die Lösung oder was Gulliver bei den Liliputanern fand
“Bei der Besetzung der Ämter nehmen sie mehr Rücksicht auf gute Sitten als auf Fähigkeiten, denn da eine Regierung für die Menschen einmal notwendig sei, genüge auch das gewöhnliche Maß des Verstandes für die eine oder andere Stellung; die Vorsehung habe die Behandlung der Staatsangelegenheiten nicht zu einem Geheimnis gemacht, das nur von wenigen Personen erlesenen Geistes verstanden werden könne … Dagegen hegen sie die Meinung, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und andere Tugenden könnten von jedem Menschen geübt werden. ...
Dagegen könne der Mangel an moralischen Tugenden durch überlegene Geistesgaben keineswegs ersetzt werden, und sie sind der Meinung, daß kein Amt so gefährlichen Händen anvertraut werden dürfe”.*
Unverkennbar gibt hier der Frühaufklärer Swift den Engländern dringende Hinweise für ein demokratisches und gutes Regiment. Schon Seneca tat das als Erzieher Neros in der Schrift “De Clementia” (Von der Milde), genutzt hat es nichts. Auch den in der Zeit folgenden Fürstenspiegeln als Anweisungen für gutes Regieren - heute good Government geheißen - war nicht mehr Erfolg beschieden. Auch nicht Barbara Tuchmans historische Abrechnung von 1983 “Die Torheit der Regierenden”.
Woran könnte das liegen? “Unsere Regierungs- und Gesetzesinstitutionen spiegelten deutlich unseren großen Mangel an Vernunft und somit auch an Tugend wider, denn Vernunft allein genüge schon, ein vernünftiges Geschöpf zu regieren”**, erfährt Gulliver von den Houyhnhnms, England betreffend. Und so sieht das auch die Historikerin Tuchman und der Kognitionspsychologe Steven Pinker. Mehr Aufklärung, mehr Vernunft! rufen sie uns zu. Da schmunzeln die Taliban.
*Swift, Reisen in verschiedene ferngelegene Länder der Erde von Lemuel Gulliver, BDW 1983, S. 60; **S. 285f.
Donnerstag, 19. August 2021
Das passiert mit Kritikern des IPCC
Die Erklärung der Menschenrechte ist ein europäische Sonderweg
Im 11. Jahrhundert sei bereits alles Wichtige, alles Grundlegende vorhanden gewesen, soll der französische Anthropologe Louis Dumont regelmäßig in seinen Vorlesungen verkündet haben. So Michael Mitterauer in seiner Monographie “Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs”. Neben der frühmittelalterlichen Agrarrevolution und dem Lehnswesen sieht er mit der gattenzentrierten Familie und der zweiseitigen Verwandtschaftsbewertung wichtige Faktoren am Werk, die durch das späte europäische Heiratsalter dominant werden und auch zur ‘Erfindung des Individuums’ führen.
Diese Betrachtung ist ziemlich schlüssig, wenn auch bis zur Gegenwart noch viele kulturelle, soziale und politische Phänomene dazugetreten sind. Sie hätte auch zu dem Urteil geführt, daß Interventionen in streng patrilinearen Gesellschaften mit früher Verheiratung mutmaßlich erfolglos bleiben.
Das Paschtunwali - der archaische Rechtskodex des Paschtunenstammes - ist ein besonders extremes Beispiel für patrilineare Kodifikation.
Mittwoch, 18. August 2021
Max Weber wieder bestätigt
Helmut Schmidts und Scholl-Latours Analyse aufgrund geschichtlicher, geographischer und ethnographischer Betrachtung vor rund 10 Jahren war realitätstüchtig. Die ideengeschichtlich fundierte Analyse der Neokonservativen in den USA war überwiegend falsch, ein kleiner Teil der Afghanen war erreichbar. Die Biden-Administration hat jede Gestaltungsfähigkeit des Rückzugs vermissen lassen. Leichtmatrosen wie Maas und Merkel haben völlig versagt.
So gräßlich ist Geschichte. "Es ist durchaus wahr und eine ... Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft: nein, geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
(Max Weber, 'Politik als Beruf', Reclamausg. S. 64f. )
Damit muß man leider leben. Und die Grenzen schützen.
Sonntag, 15. August 2021
Kriege führt man mit jungen Männern
“Daß Afghanistans Bevölkerung zwischen 1983 und 1993 von 14 auf bald 22 Millionen hochzieht (Lahmeyer 2003) bevor 1994 der Aufstieg der Taliban und deren voluminöse Tötungen und millionenfache Vertreibungen beginnen, wird für belanglos gehalten (im Westen, WD). Auch das von den Taliban durchgesetzte Ausbildungs- und Arbeitsverbot für Frauen wird vorrangig als antifeministischer Exzeß gegeißelt, obwohl es den Kriegern vorrangig darum geht, die Frauen zu Gebärmaschinen im Dienste zukünftiger Siege zu machen.”
(Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht, 2003, S. 52)
38 Mio. Einwohner besitzt Afghanistan geschätzt 2019 (Wikip.), die Hälfte davon dürfte wie bisher unter 20 Jahren sein.
Samstag, 14. August 2021
Der gräßliche Fatalismus der Geschichte
Al Kaida wurde in Afghanistan zerschlagen. Das ist der Erfolg.
Doch der Aufbau einer demokratischen Zivilisation gelang nicht trotz großer Anstrengungen, riesiger Geldmittel und menschlicher Verluste.
War das absehbar?
Zumindest war der Ausgang fraglich nach der Niederlage der Sowjetunion 1989. Fraglich blieb auch die Entwicklung der islamistischen Nachbarn Bangladesch und Pakistan. Zehntausende pakistanische Koranschulen sorgten seit jeher für Kämpfer, forciert aber seit der Machtübernahme Zia-ul-Haqs 1977. Und die Reislamisierung der Türkei seit den 90er Jahren nach Jahrzehnten des Säkularismus konnte ebenfalls nur als Warnung verstanden werden. Die erfolgte dann sehr ausführlich und fundiert durch den Politologen Samuel Huntington in seinem Buch von 1996 “Kampf der Kulturen” (engl. “Clash of Civilizations?”)
Da hätte man in Washington 2001 eine andere Strategie ergreifen müssen. Zumal der furchtbare Anschlag auf das World Trade Center von Hamburg aus erfolgte und in Deutschland überall islamistische Einwanderung durch Sozialhilfe gefördert wurde und bis heute gefördert wird. Eine der Botschaften Huntingtons läßt sich in einem Satz zusammenfassen: Eher geht der Islam durch ein Nadelöhr, als daß er die universalistischen Werte des Westens übernimmt. Huntington hat recht behalten.
Sonntag, 8. August 2021
Klimaschau #56: Simulation des Grönlandeises kann keinen Kipppunkt fests...
Der Erfolg Europas
Ich erinnere mich, wie ich aus arabischem Munde hörte, daß Kinderreichtum für den Mann auch eine öffentliche Demonstration der Potenz darstelle. Das erstaunte mich, den Mann aus Europens Gefilden. Der Hintergrund ist auch im Fehlen einer religiösen Überhöhung der ehelichen Fruchtbarkeit zu sehen; das Christentum bewertet aufgrund des gestörten Sexualverhältnisses Kinderreichtum nicht so hoch wie andere Religionen und Ideologien. Darin liegt für Mädchen und Frauen die vielleicht bedeutendste Quelle für Entwicklung und individuelle Freiheit und generell für Individualisierung. Im mittelalterlichen Gesindedienst lernten junge Frauen und Männer außerfamiliäre Verhältnisse kennen und reiften darin, bevor sie spät heirateten.
Aus dem Gesindedienst entwickelten sich Ausbildungen aller Art. Lange Schulzeiten haben aber heute oft den Nebeneffekt einer Reifungsverzögerung.
Samstag, 7. August 2021
Innerfamiliale Rolle des Christentums im Vergleich
“Obwohl sicher auch in der europäischen Gesellschaftsentwicklung die Religion die jeweiligen Rollen der Geschlechter beeinflußt hat, so läßt sich doch im interkulturellen Vergleich sagen, daß das Christentum für die innerfamiliale Stellung von Frau und Mann von relativ geringer Bedeutung war. Selbst in der altägyptischen Kultur, in der die Geschlechterrollen sehr ausgeglichen waren, konnten nur männliche Familienmitglieder die Totenopfer für die verstorbenen Eltern darbringen. In Indien, China und Japan erscheint der Vorrang der Männer im Hinblick auf ihre ausschließliche Kultfähigkeit beim Ahnenopfer noch stärker ausgeprägt. Im Christentum fehlt jeder Ansatz zu einem solchen Unterschied. Auch im Vergleich zum europäischen Judentum zeigt sich, daß die religiösen Bedingungen der Geschlechterrollen sowie der innerfamilialen Stellung der Frau und Mann in christlichen Gesellschaften eine relativ geringe Rolle spielten. Im Judentum hat die auf die Männer beschränkte Verpflichtung zum Studium der heiligen Schriften die Unterschiede der Rollenbilder sehr stark beeinflußt - von der Unterschiedlichen Ausbildung von Knaben und Mädchen über die innerfamiliale Arbeitsteilung bis hin zu den Idealvorstellungen des äußeren Erscheinungsbildes. Im Judentum spielte auch der häusliche Kult eine viel stärkere Rolle, wodurch sich eine sakrale Fundierung der Stellung des Hausvaters ergab. Im Christentum als einer ausgeprägten Gemeindereligion fehlen solche Ansätze.”Die christliche Kirche spielt hier nach Mitterauer eine passive, insofern nicht blockierende Rolle. Das ist auch hier, jenseits der proaktiven Faktoren von mittelalterlicher Agrarrevolution, zweigeteilter Grundherrschaft und später Heirat kein ideengeschichtlicher Ansatz wie bei Larry Siedentop in “Die Erfindung des Individuums: Der Liberalismus und die westliche Welt“ und erscheint damit erklärungskräftiger.
*M. Mitterauer, Sozialgeschichte der Familie, S. 25
Freitag, 6. August 2021
Führt die lange Jugendphase des europäischen Heiratsmusters zum “Single”?
Michael Mitterauer, der sich u.a. auf John Hajnal bezieht, sieht überall das europäische Heiratsmuster am Werk. Zumindest ist das ein wesentliche Faktor, denn die konsensuale gattenzentrierte Familie - man kann sich dabei immer Storms Paar aus dem “Schimmelreiter” vor Augen stellen - ist kein schottischer Klan am Rande des Landes oder eine türkische Großfamile oder ein Zulu-Stamm. So, wie diese Familienmuster mit Frühheirat weiterhin in der Moderne existieren und gerade in Afghanistan spektakulär gegenüber der westlichen Begriffsstutzigkeit reüssieren, so verhält es sich auch mit dem europäischen Muster. Das allerdings an Verletzlichkeit stark zugenommen hat, was die hohen Scheidungszahlen belegen. Zuneigung kann eben leicht umschlagen in Abneigung, und der Sozialstaat öffnet dafür alle finanzielen Türen. Noch nie gab es so viele Alleinerziehende, Geschiedene und Singles in Einzelhaushalten. Und den chronifizierten Junggesellen zieht es massenhaft in die Stadt, in die Großstadt, wo er sein Lebenskonzept der anhaltenden Pubertät pflegen kann und eine Partei vorfindet, die sich den pubertären Geist auf die grüne Fahne geschrieben hat.
Vgl. M. Mitterauer, Sozialgeschichte der Familie, S. 22ff.
Donnerstag, 5. August 2021
15°C kälter!
Wir erinnern uns:
Mittwoch, 4. August 2021
Die lange Jugendphase
Der Gesindedienst im Rahmen der mittelalterlichen Grundherrschaft sorgte für eine lange Jugendphase und späte Heirat. Das scheint tatsächlich ein sehr wesentlicher und weltweit einzigartiger Faktor zu sein für die Stärkung der weiblichen Seite in der ebenfalls einzigartigen konsensuellen Gattenfamilie. Dazu paßte die von der christlichen Kirche propagierte Einehe und deren Aufhöhung als Sakrament. Merowingische und karolingische Herrscher pflegten noch die Polygamie, fanden damit aber keine kirchliche Anerkennung. Fürstenverhalten hat zudem keine breitenwirksame Ausstrahlung, während der Gesindedienst und die späte Heirat landauf, landab wirksam waren und ihr Freiheitspotential entfalteten. Ein spätes Heiratsalter stärkt die konsensuelle Partnerwahl.
Vgl. M. Mitterauer, Sozialgeschichte der Familie, S. 22f.
Dienstag, 3. August 2021
Eine Wurzel des Jugendkults
Ahnenkult
“Komplexe Großfamilienformen, patrilineares Verwandtschaftssystem bzw. Klanverfassung sind in außereuropäischen Kulturen häufig mit religiösen Systemen verbunden, in denen die Verehrung der Ahnen eine große Rolle spielt. Für die Entwicklung der europäischen Familienverfassung dürfte es von großer Bedeutung gewesen sein, daß die diesen Großraum prägende Religion den Ahnenkult nicht kennt. Überall, wo in Europa in frühen Entwicklungsphasen Ahnenverehrung bestand, wurde sie durch die Christianisierung zurückgedrängt.”*
Großmäulige Pubertätsrebellionen wie 1968 stehen da auf der Sollseite. Das Fehlen des Ahnenkults wirkt zunächst befreiend, heute wirkt es infantilisierend.
*M. Mitterauer, Sozialgeschichte der Familie, S. 17
Sonntag, 1. August 2021
Klimaschau #54: Was die Tagesschau beim letzten Amazonas-Hochwasser vers...
China hat spezielle Absichten bei seiner „Klimapolitik“; erklärtes Ziel ist die Schwächung des Westens, auf daß die Neue Seidenstraße zur Autobahn werde.
1934 Torstein-Südwand
Mit 29 Jahren kraxelte Foerster im Dachstein und bezieht sich darauf am Ende des langen Interviews. Bergsteigen ist eine faszinierende Dummheit, die in Seilschaften begangen wird. Dieses AM-SEIL-GEHEN empfiehlt er als eine Art ethischen Imperativs.*
Ich finde das sehr schwach, Imperative sind leblose Floskeln. Es braucht schon etwas Struktur und Tradition zur Wirkung. Foersters Denken gründet im konstruierenden Individuum, das insofern ein einsames ist. Doch ist dieses Individuum auch Säugetier und Gruppenmitglied und besitzt eine weit zurückreichende Stammesgenetik. Darüber macht sich Foerster leider keine Gedanken, obwohl er selbst in einer recht begabenden Familienreihe stand.
*H.v. Foerster, B. Pörksen, Wahrheit, S. 165f.