Sonntag, 2. Juni 2013

Ziemlich perforiert







[Mephistoles] Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerhöchste Kraft,
Laß nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem Lügengeist bestärken,
So hab ich dich schon unbedingt! –
Faust I, Studierzimmer I

Die Kraft, die Wissen schafft, ist leider ziemlich begrenzt. Bei den Geisteswissenschaften handelt es sich ohnehin nur um ziemlich unverbindliche Hinsichten, die im Dutzend angeliefert werden. 
Für die Naturwissenschaften hat der sehr begabte Jan Hendrik Schön sehr eindrücklich gezeigt, wie gefälscht wird, wenn die strenge Kontrolle fehlt. Schöns Fälschungen fielen erst viel später auf, obwohl die Experimente überprüfbar waren. Bei den Modellbasteleien mit vielen Variablen der Klimaphantasten ist anzunehmen, daß hier jede nüchterne Selbstbeschränkung dem wahnhaften Ehrgeiz geopfert wurde. Ohnehin zieht der Verstand meist den kürzeren, wenn es um Geltung und soziale Anerkennung geht. 
Und bei den Sozialwissenschaften zählen oft nur weltanschauliche Theorien. Selbst dort, wo im Labor getestet wird, kann sich später herausstellen, wie bei dem berühmten Milgram-Experiment, daß der Untersucher nur ein dümmlicher Spinner war.
So sind sie eben, die Wissenschaften und die Wissenschaftler. Man darf ihnen nur in einem eng fokussierten Bereich über den Weg trauen. Wenn man selber nachprüfen kann.  

Ach ja, für Freunde der Prostata:
Wie viele Männer einen Nutzen und wie viele einen Schaden haben, lässt sich laut IQWiG abschätzen: Studienergebnisse zeigten, dass der PSA-Test innerhalb von elf Jahren einen von 1.000 älteren Männern davor bewahren könne, an Prostatakrebs zu sterben. Dem stehe als wichtigster Schaden gegenüber, dass 36 von 1.000 Männern eine Krebsdiagnose erhielten, ohne von der frühen Entdeckung zu profitieren.© hil/aerzteblatt.de” + “Richard Albin, gewissermaßen der Erfinder des PSA-Tests, spricht angesichts dieser Zahlen in der "New York Times" von einem "Desaster für das Gesundheitswesen". Auch dem SPIEGEL sagte der US-Immunologe, dass der Bluttest kaum genauer als ein Münzwurf sei.” Spiegel online
Albin empfiehlt den Test nur für Patienten nach einer Operation.









Samstag, 1. Juni 2013

Alter Aristokrat und Shakespeare




Pindar als Büste im Museum in Neapel
(Bild: eng. Wiki.)







ʺWe are such stuff as dreams are made on/
And our little life is rounded with a sleep.ʺ
Shakespeare, Tempest, IV./1

"(...) Wir sind solcher Zeug
Wie der zu Träumen, und dies kleine Leben
Umfasst ein Schlaf.
(Der Sturm, IV./1, Z. 156-158)

Mir hat diese Stelle immer gut gefallen. Sie dreht das Fernglas um und entrückt das Tagesgeschehen, um den Blick auf das Gesamt zu lenken. Ein Geschehen, das abläuft.
Shakespeare scheint sich hier auf Pindar zu beziehen:


Creatures of a day! What is a man?
What is he not? A dream of a shadow
Is our mortal being.
Pindar, Pythian 8, line 95-8; pages 162-3. (446 BS)

Es ist erstaunlich, daß uns diese subjektiv-individuell anmutende Perspektive im fünften Jahrhundert vor Seneca entgegentritt. Sie scheint zu belegen, daß Einzelne stets die kollektiven Sehweisen überwinden konnten.
Etwa auch hier:

War is sweet to those who have no experience of it,
but the experienced man trembles exceedingly at heart on its approach.
Fragment 110; page 377

Die Rezeption dieser antiken Texte hat von Montaigne bis Shakespeare, von Francis Bacon bis Goethe, Stirner und Nietzsche starke Impulse gesetzt, ohne aber die stammesgeschichtlich-manneigene Aggressionsneigung wesentlich dämpfen zu können. Man mag es als Fortschritt werten, daß Mannschaftsspiele die Jungmänneraggressivität wenigstens teilweise binden. Allerdings verblöden sie auch leicht.

Freitag, 31. Mai 2013

Macht man das? Der Politik dazwischenreden?

www.youtube.com/watch?v=p_M5pzvb4AY



" Israelischer Militärexperte van Creveld

Kann nur Assad ein noch größeres Blutbad in Syrien verhindern?

Seit zwei Jahren tobt in Syrien ein blutiger Bürgerkrieg. Präsident Baschar al-Assad geht mit großer Brutalität vor. Trotzdem glaubt der israelische Militärexperte Martin van Creveld, dass Assad der einzige ist, der das Land noch zusammenhalten kann. » Focus 26.5.13

Wie weit das Urteilvermögen der Obamas, Kerrys, Camerons, Hollandes reicht - da kann man nur die größten Zweifel hegen, wie bei allen Politikern. Martin van Creveld hat ein bißchen mehr Überblick als Leute, die Jurisprudenz studiert haben, oder gar Physik. Zudem verfolgen Politiker oft verdeckte Ziele und sind Meister im Täuschen und Betrügen. Crevelds Stimme ist zumindest hörenswert.

Donnerstag, 30. Mai 2013

Sunny boy







Wo ist sie denn, die Sonne? Die Wiese blüht trotzdem.  

Der Chef hat sein zweites Schloß am Rhein gekauft, von TV-Unterhalter Gottschalk, aber seiner Solar-Firma SOLARWORLD macht größeren Verlust bei schrumpfendem Umsatz. Der kleine Sonnenkönig Asbeck war Motor der europäischen Solarabzocker, die das EU-Verfahren gegen chinesische Anbieter erfolgreich betrieben haben. Ob die Chinesen unter Selbstkosten anbieten, kann ich nicht beurteilen, allerdings steht fest, daß es Firmen wie Asbecks SOLARWORLD ohne die direkten und indirekten Subventionen gar nicht gäbe. Die Stromkunden in Mietshäusern zahlen bei den Zuschüssen, wenn sich Hauseigentümer Solarbretter auf das Dach legen, und sie zahlen weiter bei jeder ins Netz eingespeisten Kilowattstunde, die Einspeisevorrang genießt. Das garantiert das mit großer Mehrheit vom Bundestag beschlossene EEG-Gesetz. Merkel hat sich gegen EU-Strafzölle ausgesprochen, aber nicht, weil dieser Energie-Fanatikerin die Heuchelei des Verfahrens peinlich wäre, sondern weil der neue China-Chef Li mit Gegenmaßnahmen gedroht hat.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Eigenschaften



Der Bahnarbeiter Phineas Gage schoß sich 1848 bei einem Unfall eine große Eisenstange durch den Schädel. Schon nach Minuten konnte er wieder sprechen und nach einer Stunde sogar gestützt laufen. Er überlebte das schreckliche Ereignis nicht nur, er war sogar nach zwei Monaten wieder gesund und arbeitsfähig. Die entsprechenden Gehirnteile waren unverletzt geblieben, doch andere wurden zerstört. Gages Verhalten änderte sich stark. Der Hirnforscher Antonio Damasio bespricht den Fall ausführlich in seinem Buch „Descartes’ Irrtum“.
(Digitale Rekonstruktion bei Wiki.) 

Leben ist geordnet. Beim Aufbau eines neuen Lebewesens bauen viele Informationen vielfältige und zahlreiche Ordnungsprozesse auf. Im Falle des Menschen ist ihre Zahl astronomisch hoch und unüberschaubar. Nur durch ständige spezifische Energiezufuhr können diese Prozesse unterhalten werden. Der Körper regelt das weitgehend unbewußt. Auch der Verkehr mit der äußeren Umwelt verlangt nach Ordnungsprinzipien, die sich weitgehend intuitiv herstellen:
„Nach eigenschaftspsychologischer Auffassung erzeugen Eigenschaften stabile Beziehungen zwischen den Situationen und den Reaktionen einer Person. Eigenschaften werden (…) als Verhaltensdispositionen betrachtet.“
Jens B. Asendorpf, Psychologie der Persönlichkeit, S. 36

Hier dürfte das Fundament individueller Identität angesprochen sein. Würden die Eigenschaften regellos wechseln, ginge nicht nur dem Handelnden die Orientierung verloren, er würde auch von anderen Handelnden nicht akzeptiert werden.

Endlich gilt auch, daß alle Körper zu einem niedrigeren energetischen Zustand zurückkehren.
Mit Gryphius:
Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
(Es ist alles eitel)


Entropie, Wandlung, Wandlungsgehalt heißt’s in der Physik.
Energetisch günstiger und stabiler Zustand bei stark reduzierter Informationsmenge.