Montag, 9. Februar 2015

Gewaltverhältnisse sind das Ursprüngliche











Der Begriff “primitiv” wird nicht mehr oft verwendet. Er gilt als arrogant. Alles ist möglich, anything goes, und alles ist gleichviel wert. So das Credo des Kulturrelativismus. “Primitiv” bedeutet aber, abgeleitet von lat. ‘primitivus’, einem frühen oder früheren Stadium angehörig.
In diesem Sinne kann man die Ausübung von Gewalt im Konfliktfall als “primitiv” bezeichnen, denn die alltägliche Gewalt bestimmte in der Frühzeit das Leben der Menschen wie auch das anderer Säugetiere. Ein ständiger Konflikt drohte in der Fremdschwangerschaft; nur die durch die eigenen Gene erzeugten Kinder waren es den Männern wert, durch lange Jahre hindurch aufwendig aufgezogen zu werden. Daher wurden die Frauen streng überwacht, wie dies auch heute noch in traditionalistischen Gesellschaften geschieht. Es handelt sich also im Kern um eine Reproduktionssicherung, eine Familienplanungsmaßnahme, wie sie schlichtem, unentwickeltem, unzivilisiertem, primitivem Denken zur Verfügung steht. Als Kulturmuster verallgemeinert gilt Gewalt zur Durchsetzung der Familienplanungsnormen in traditionalistischen, primitiven Gesellschaften als positiv, in entwickelten Gesellschaften wurde die Gewaltanwendung delegitimiert und für die Familienplanung zivilisiertere Möglichkeiten erschlossen, wie  inzwischen auch sogar die Frauenemanzipation die gleichen Rechte für Frauen durchgesetzt hat. Dies war in Europa im Jahre 1000 so unvorstellbar, wie es das heute in Pakistan oder Indien ist. In Indien, das als englische Kolonie immerhin graduell zivilisiert wurde, gibt es daher jede Woche Meldungen wie diese: “Bislang habe die Polizei bei der Suche nach den Tätern noch keinen Erfolg gehabt, sagte der Polizeichef von Haryana am Montag. Die verstümmelte Leiche der 28 Jahre alte Nepalesin war laut lokalen Medien in einem Feld in Rohtak gefunden worden, etwa 75 Kilometer von der Hauptstadt Neu Delhi entfernt. Ihr Unterleib sei zerfetzt sowie Steine und Stöcke in ihren Körper gesteckt worden.” Focus online 9.2.15, http://www.focus.de/politik/ausland/erneuter-vergewaltigungsfall-geistig-behinderte-frau-in-indien-zu-tode-geschaendet_id_4462582.html  
In Pakistan kommen solche Verbrechen aus Primitivität gar nicht erst in die Medien. Die Kulturmuster in diesen Ländern behindern den Prozeß der Zivilisation, der ein schwieriger Prozeß der De-Primitivisierung ist.
Da die Regression auf frühe Verhaltens- und Zivilisationsstufen jederzeit möglich ist - Golding hat dazu den Roman “Gott der Fliegen” geschrieben - wird es nicht einfach sein, den in Westeuropa und den USA erreichten Zivilisationsstand gegen unqualifizierte Einwanderung zu halten.





Sonntag, 8. Februar 2015

Der Primitivismus von Individuen und Gesellschaften folgt Kulturmustern













Vor zehn Jahren ermordete die 11köpfige Familie Sürücü aus Ostanatolien, die ca. 1970 dreiköpfig nach Berlin einwanderte, ihre Tochter Hatun. 

Der Vater hatte den Auftrag gegeben, die Söhne führten ihn aus. Natürlich war der Vater, ein Hilfsarbeiter, ein primitiver Schlächter, wie auch seine Söhne, aber sie folgten einem kulturellen Muster, das im ganzen Orient vorherrscht - der Rollenzuweisung. Die Individuen bekommen ihre Rollen von den herrschenden Autoritäten zugewiesen - in der Familie vom Vater. 

Bei Frauen gibt es nur eine Rolle, die des Sexobjektes und der Mutter. Fähigkeiten und Wünsche werden nicht berücksichtigt. 

Deshalb wurde Hatun mit 16 Jahren nach Istanbul zwangsverheiratet mit einem Cousin. Die genetisch üble Verwandtenheirat folgt ebenfalls einem primitiven Muster, dem der totalitären Rolle von Familie, Sippe und Stamm. 

Hatun folgte aber dem Musterorientierung LEISTUNG und SPEZIFITÄT, sie lernte erfolgreich das Elektrikerhandwerk, bevor sie am Ende der Lehre von dem jüngeren Bruder dreimal ins Gesicht (anatolisches Brutalitätsmerkmal) geschossen wurde.  


Der Mord an Hatun ist also ein Familienmord nach kulturellen Mustern. Diese Muster sind hier:

  • Zuschreibung gegen Leistung: Anhand dieser Variablen kann eine Handlung danach analysiert werden, ob sie gegenüber einer anderen Person oder Personengruppe aufgrund von Zuschreibung vorgenommen wurde, oder aufgrund von Begabungen, Leistungen und Verdiensten, die diese Person(en) erworben haben.

  • Kollektivorientierung gegen Selbstorientierung : Alternative zwischen Eigeninteressen (Eigenwünschen, Eigennutz) und dem Bezug auf kollektive Orientierung (Familie, Sippe, Stamm, Nation etc.)

  • Diffusität gegen Spezifität: Alternative zwischen Handlungen, die auf die ganze Person (z.B. Familienvater: Rolle als Versorger, Erzieher, liebender Vater) und solchen, die auf spezielle Segmente, d. h. einzelne, klar definierte „Teile“ (Rollen) des Individuums bezogen sind (z.B. als Heizungsmonteur)

(siehe Talcott Parsons (1902-79), “pattern variables”, kulturelle Muster, Eintrag Wikip.)

Die Kulturmuster sind handlungsleitend für die Individuen und eignen sich auch zur Analyse von Gesellschaften und zur Erklärung der Unterentwicklung und Rückständigkeit.


Je stärker die Pole ZUSCHREIBUNG, KOLLEKTIVORIENTIERUNG und DIFFUSITÄT dominieren, desto traditionalistischer, ärmer, unsicherer, gewalttätiger, kollektivistischer und wissensfeindlicher ist das Land bzw. die Kultur.








Samstag, 7. Februar 2015

Hatun Aynur Sürücü, geb. 17. Januar 1982 in Berlin; ermordet von ihrer Familie am 7. Februar 2005 ebenda







Tradition ist so wichtig wie klebrig. Zentrale Instanz der Traditonsweitergabe ist die Familie, nicht die Schule. Hier lernen die Kinder während der langen Jahre der Erziehung Regeln und Verhaltensweisen von den Eltern, vor allem durch Nachahmung. Durch die Verinnerlichung bleibt das Gelernte meist lebenslang erhalten. Auch fern des eigenen Kulturkreises. Daher gibt es in Berlin und in anderen deutschen Städten viel sunnitisches Kurdistan und viel Anatolien. Besonders der Import junger anatolischer Bräute, die kein Deutsch können und denen die Regeln und Gesetze Deutschlands völlig unbekannt sind, ist für eine besonders engstirnige Traditionsweitergabe in der Familie effizient. 

Die Kinder werden meist nicht nur traditionell, sondern sogar traditionalistisch - eine verschärfte Form - aufgezogen. In den Kulturvereinen und Moscheen kann jederzeit auf dieses Erziehungsgut rekurriert werden. So bleibt die Primitivität und Brutalität der anatolischen Kultur auch in Berlin erhalten.


























Freitag, 6. Februar 2015

Hemingway : „Ich töte gerne“ in Rainer Schmitz, Was geschah mit Schillers Schädel









Ein bekannter Friedensfreund




“Die Nachricht, daß der Krieg endlich erklärt worden war, versetzte den damals 58jährigen Sigmund Freud in eine Hochstimmung: ‘Ich fühle mich aber vielleicht zum ersten Mal seit dreißig Jahren als Österreicher und möchte es noch einmal mit diesem wenig hoffnungsvollen Reich versuchen.’ Und an anderer Stelle: ‘Meine ganze Libido gehört Österreich-Ungarn.’” 
(Clark, Schlafwandler, S. 602)
Freud schrieb dies in einem Brief an Karl Abraham am 26.7.14 in Karlsbad.

Die angebliche Kriegsbegeisterung von 1914 gab es nicht, sie war eine Erfindung und - teilweise - Inszenierung von interessierter Seite.
Umsomehr überrascht diese Äußerung Freuds, der nicht zu den handelnden Politikern gehörte, nicht einmal Bürobote im Außenministerium war. Aber Intellektuelle, besonders Schriftsteller und Professoren, waren immer allerhand Blödsinn zugänglich. Während überall in Europa eine gedrückte Stimmung herrschte, auch in den Regierungen und Ministerien, da fühlt sich der Psycho-Fabulierer im reifen Alter plötzlich von Kriegshochstimmung bewegt. Seltsam. Diese Anwandlung kam ihm später wohl selbst rätselhaft vor, und das könnte der Grund für die Erfindung seines "Todestriebs" gewesen sein in der Schrift "Jenseits des Lustprinzips" von 1920.


Es wäre aber sinnvoller gewesen, sich seine Stimmung von 1914 eher mit der drohenden Primitivität Rußlands und der aggressiven Giftigkeit Serbiens und dem Chauvinismus Frankreichs zu erklären, als mit einem ominösem Todestrieb. Freud war ja kein vitales Mannsbild, der gerne an den damals beliebten Dorfschlägereien teilnahm. Für diesen maskulinen Typus, der sich gerne schlug, für den hätte er im Testosteron eine endokrinologische Erklärung finden können. Zu allen Zeiten wurde Krieg geführt. Der Typus "Achill" spielte darin stets eine große Rolle. Auch in den Söldnerheeren, mit denen viele Heerzüge bestritten wurden. Erst mit der Emergenz des Nationalismus in der Französischen Revolution änderte sich das. Napoleons zog mit national Kriegsbegeisterten bis Moskau, und er mußte erst aufgeben, als die Hälfte der französischen Männer tot und Frankreich ruiniert war.






Donnerstag, 5. Februar 2015

Ungleiche Brüder











Jules Cambon 1845-1935


Die Brüder Cambon waren beide Botschafter, aber sonst recht verschieden geartet. 
Paul Cambon war ab 1898 Botschafter in London und betrieb u.a. mit dem Außenminister und Deutschenhasser Delcasse die Annäherung an England, was zur Entente cordiale und folgend zur Triple entente mit Rußland führte, schlußendlich zur Aufgabe der englischen Neutralität. Der jüngere Jules Cambon war ab 1907 Botschafter in Berlin. 

“Im Frühjahr 1912 machte sich Jules Cambon Sorgen, daß der Chauvinismus der französischen Presse das Risiko eines Konflikts steigern könnte: 
‘Ich wünsche mir, daß jene Franzosen, deren Beruf es ist, die Meinung zu bilden oder zu repräsentieren, (sich zurückhalten) würden, und daß sie nicht ihren Spaß daran hätten, mit dem Feuer zu spielen, indem sie von einem unvermeidlichen Krieg schreiben. In dieser Welt ist nichts unvermeidlich ...’” 
Clark, Schlafwandler, S. 307