Mittwoch, 11. März 2015

NEUDEUTSCH


Was deutsch sei, fragte eine Propagandasendung des Deutschlandfunks heute. Das läßt sich am besten von Ausländern beantworten. Deren tausend Antworten aus 100 Ländern muß man dann versuchen dahingehend auszuwerten, daß man eine Schnittmenge DEUTSCH erhält.
Was NEUDEUTSCH, fällt einem da und dort auf. Zum Beispiel, wenn die Verkäuferin um 18.50h bei MANUFAKTUM den Kunden darauf hinweist, “daß wir gleich schließen”. Das kommt in allen möglichen Geschäften regelmäßig vor und kann daher als verläßlich NEUDEUTSCH gelten. Nennen wir es DIENSTUNFREUDIGKEIT.     

Dienstag, 10. März 2015

Gibt's nicht geschenkt, die nationale Identität


Ich habe mein gesamtes Forscherleben mit Versuchen zugebracht, Gefühl und Sinn für die gemeinsame Menschlichkeit zwischen reichen Gesellschaften in den Industrieländern und den armen Gesellschaften, den Entwicklungsländern, zu erwecken. Nach einem langen Forscherleben muss ich mich aber der Realität stellen, dass der bei weitem wirkungsvollste Ausdruck einer breiten gegenseitigen Beziehung, welche menschliche Gesellschaften erzielt haben, auf nationalen Identitäten beruht, die große Bevölkerungen umfassen. Es erscheint mir nicht als peinlicher Anachronismus, eine gemeinsame nationale Identität zu haben; es ist auch kein gefährlicher Freibrief für Hass auf Fremde und Einwanderer. In einer moderaten Form ist eine nationale Identität ein wunderbares Erbe von immensem sozialen Wert, das wir pflegen sollten.

Paul Collier ist Professor für Ökonomie und Public Policy an der Universität Oxford und einer der führenden Entwicklungsökonomen der Welt. Sein Buch „Exodus“, das die Probleme der Massenmigration untersucht, hat eine breite Debatte ausgelöst.
Aus dem Englischen übersetzt von Philip Plickert.“ -


So ist es. Es war schwierig genug, zu allgemeineren Identitäten zu finden und zudem mit den Übertreibungen des Nationalismus verbunden. Dieser war aber eher eine Regressionsform, er wiederholte, was auf Clan- und Stammesebene üblich war und es noch immer ist. Auch in Europa. Auf dem Balkan. Serben, Bosnier und Kroaten sind sich nicht grün. Sie empfinden sich nicht als „Jugoslawen“. Sie bekämpfen sich derzeit durch Verwaltungsdestruktion, wobei sich Politiker und ihre Banden befehden. Das Chaos mit hoher Arbeitslosigkeit und (Banden-)Kriminalität scheint ein Teil des Kalküls zu sein, um zu neuen Trennungen zu gelangen. Die bosnischen Serben, die islamisch beeinflußten Bosnier und die Kosovo-Albaner wollen keine Gemeinsamkeiten. Die Lage ist desolat, und man hört allenthalben das Lob der titoistischen Diktatur. 



















Sonntag, 8. März 2015

So mancher junge Mann denkt sich so manches, besonders in der Philosophie



„AFRIKANISCHES DENKEN    Die Kunst des Palavers
Vincent Cespedes im Gespräch mit Michael Magercord
Wie können sich das westliche und afrikanische Denken gegenseitig befruchten? Im Gespräch mit dem DLF zeigt der französische Philosoph Vincent Cespedes eine Antwort auf. Eine der vielen spannenden afrikanischen Kulturtechniken sei das Palaver, das auch euro-afrikanisch funktionieren könne.
Michael Magercord: Ein Dialog der Kulturen - wie oft wird er eingefordert! Doch wie soll man ihn führen? Zumal, wenn die Dialogpartner zwei so unterschiedliche Kulturen sind wie die schwarzafrikanische und die westlich-europäische?
Der Blick auf Afrika ist geprägt von der Sorge vor Flüchtlingsströmen oder der Ausbreitung von Seuchen. Andererseits werden auf dem schwarzen Kontinent große Zukunftspotenziale verortet. Nicht mehr nur der Rohstofflieferant Afrika findet Beachtung, sondern auch seine junge und dynamische Bevölkerung.
Bislang dominieren wirtschaftliche Interessen den Austausch zwischen Afrika und Europa, doch gibt es darüber hinaus auch kulturelle Anknüpfungspunkte in den beiden benachbarten Kontinenten?
Der französische Denker und Autor Vincent Cespedes ist davon überzeugt. Als angewandte Philosophie bezeichnet der 41-Jährige seine zahlreichen Bücher, Fernsehauftritte und Vorträge, in denen auch immer wieder vom schwarzen Kontinent die Rede ist. Denn erst im Dialog mit Afrika könne die westliche Moderne die vornehmliche Aufgabe der Philosophie bewältigen, nämlich sich selbst zu erkennen.
Vincent Cespedes fordert ein großes Palaver zwischen den beiden Kulturen und bietet eine erste Anleitung dazu - mit ganz praktischen Folgen für den Alltag. Palaver. Afrikanisches Denken. Der französische Philosoph Vincent Cespesdes im Gespräch mit Michael Magercorf.
"Das aber bedeutet die Entzauberung der Welt: Nicht mehr wie der Wilde, für den es solche Mächte gab, muss man zu magischen Mitteln greifen, um die Geister zu beherrschen oder zu erbitten, sondern technische Mittel und Berechnung leisten das." Max Weber, 1919
Vincent Cespedes: Wir befinden uns in einer Sinnkrise, die Max Weber die Entzauberung der Welt nannte. Wir sind immer noch entzaubert, doch wollen wir uns wieder verzaubern lassen, wissen aber nicht mehr, wie das vor sich gehen könnte. Was wir stattdessen erleben, ist ein Rückzug der Religionen, der Ideologien, der großen, uns einigenden Erzählungen. Afrika aber könnte uns zeigen, wie man nach wie vor in den großen Erzählungen leben kann. ...“  (DLF 8.3.15)

Sinnkrise? Unsinn! Einzelne befinden sich immer in irgendwelchen Krisen. Das gehört zum Menschsein dazu. Auch Gesellschaften verändern sich, und auch dort gibt es Krisen. Auch Modekrisen. Zum Beispiel die Zulassung von illegalen Eindringlingen in großer Zahl aus unzivilisierten Ländern. Die die Beschneidung von Mädchen mit nach Europa bringen, nach Paris und London, oder ihre Familienkommandostrukturen. Oder gar den Aberglauben in den schlimmsten Formen:
Schon wieder ist nahe dem Viktoriasee in Tansania ein Albino bei einem Ritualmord getötet worden. Das Verbrechen scheint diesmal besonders verwerflich: Das Opfer war 18 Monate alt.
Im Norden Tansanias ist ein seit Samstag vermisstes Baby in einem Wald im Bezirk Geita tot und verstümmelt aufgefunden worden. Das gab die Polizei am Mittwoch bekannt. Yohana Bahati, ein 18 Monate altes Mädchen, war bei einem nächtlichen Überfall auf das Haus seiner Mutter entführt worden. Die Mutter, die sich gegen die Eindringlinge wehrte, liegt mit Verletzungen in einem Spital in Mwanza, dem Hauptort der gleichnamigen Region am Viktoriasee. Eine um zwei Jahre ältere Schwester des Opfers, ebenfalls ein Albino, steht unter Polizeischutz.
Makabrer Schwarzhandel
Die Verfolgung von Albinos kommt im zentralafrikanischen Gebiet der grossen Seen immer wieder vor, aber nirgends so häufig wie in Tansania. Laut einem Bericht des Uno-Hochkommissariats für Menschenrechte aus dem Jahr 2013 werden Albinos unter manchen abergläubischen Afrikanern als Gespenster angesehen, die kein irdisches Leben führen und straflos aus der Welt geschafft werden können. Laut Varianten des Irrglaubens bringen Körperteile von Albinos Glück. Irreguläre Goldgräber tragen manchmal Amulette aus Knochen von Albinos, Fischer im Viktoriasee knüpfen Haare von Albinos an ihre Netze, und Albino-Frauen müssen befürchten, vergewaltigt zu werden, weil es HIV-Infizierte gibt, die glauben, durch Sex mit ihnen geheilt zu werden. …” (NZZ 21.2.15)























Samstag, 7. März 2015

Nicco and the velvet oberground












Das Schlimmste sei die Unordnung, meinte Goethe. Deswegen, und nur deswegen, ist der Staat notwendig. Aber wie soll der Staat aussehen?

Platon, Bewohner des großen Dorfes Athen, machte sich in seinen Schriften POLITEIA und NOMOI dazu seine einflußreichen Gedanken. Er schlug den Philosphenkönig vor mit Weibergemeinschaft, Gemeinbesitz und einem Wächterstand, eine Mischung zwischen KGB und SS, der seinen eigenen Nachwuchs züchten sollte nach strikten eugenischen Merkmalen.
Diese Frühform einer kommunistischen Diktatur fanden die meisten Athener aber nicht so prima, erst Lenin und Stalin setzten so etwas durch. Vorübergehend.

Seit Platon gab es viele Staatsentwürfe, alle hatten Nachteile und Vorteile, manche waren sogar so furchtbar wie die Realität der Staatenwelt. Der erste, der sich empirisch mit dieser Staatenwelt um ihn herum auseinandersetzte unter dem Hauptgesichtspunkt, die Ordnung, welcher Fürstenart auch immer, stabil zu halten, war der Florentiner Niccolo Machiavelli (1469-1527). Seitdem dient er den idealistischen Ideologen als Watschenmann. Doch bemühte er sich nur um Realismus, und dabei untersuchte er in Kapitel 9 auch die Bundeskanzlerherrschaft:

9. Vom Volke übertragene Herrschaft. (Vom Volksfürsten)
Ich komme zu dem zweiten Falle: wenn nämlich Einer aus dem Volke nicht durch Verbrechen und Schandthaten, sondern durch die Gunst seiner Mitbürger Fürst in seinem Vaterlande wird. Dieses Fürstenthum von ganz eigner Art könnte man allenfalls ein bürgerliches nennen. Es wird nicht blos durch Talente oder Glück, sondern vielmehr nur durch eine glückliche und schlaue Geschicklichkeit erworben. Man gelangt dazu mittelst einer Begünstigung, entweder des Volks, oder der Großen in ihm.“

Und er sah darin durchaus Dauer und Stabilität:


„Stützt sich aber ein Fürst auf das Volk, der zu befehlen versteht und beherzt ist, so lasse er sich im Unglück nicht irre machen; er treffe alle nötigen Zurüstungen und erhalte durch seinen Geist und seine Befehle alles im Griff, so wird er sich vom Volke nicht betrogen finden und erkennen, daß er auf festen Grund gebaut hat.“




Freitag, 6. März 2015

Steuerliche Ausbeutung





Nicht quadratisch, aber praktisch und billig, Reclams Sachbücher





El-Andalus! Da hört man immer wieder allerhand Löbliches. Alle sollen dort glücklich und zufrieden gewesen sein, und die Aristoteles-Kommentare des Ibn Rushd (Averroës, 1126-98) waren angeblich sehr wichtig für die Entwicklung Westeuropas. 
Die Wirklichkeit war anders. Schon die Eroberung Spaniens war kein Vergnügen für die Eroberten. Dabei blieb es, sie mußten zahlen. „Insgesamt wird man den Muslimen Desinteresse und Gleichgültigkeit gegenüber der christlichen Religion und Kultur, die sie nicht als ebenbürtig betrachteten, bescheinigen müssen. Die islamische Haltung kennzeichnete weniger eine bewußt gelebte Toleranz als vielmehr Indifferenz.“ 
(Pierre Guichard, Die islamischen Reiche des spanischen Mittelalters 711-1492, in: Geschichte Spaniens, Hg. Peer Schmidt, 2002, S. 101)
Die Mohammedaner zerstörten allerdings praktisch alle gotischen Spuren, in den spanischen Museen gibt es nichts mehr aus der Zeit der westgotischen Reiche. Die verschiedenen Emire und Kalifen waren vor allem an der eigenen Macht und der eigenen Prunkentfaltung interessiert. Ibn Rushds Schriften und er selbst wurden verboten und verbannt. Und eine Minderung des aristotelischen Einflusses auf die Scholastik hätte den zisterziensischen Reformer Bernhard von Clairvaux sehr gefreut, wie auch alle empirisch-analytisch denkenden Wissenschaftsfreunde. Mit seinen „Zweckursachen“ hat Aristoteles die europäische Wissenschaftsentwicklung lange Zeit gehemmt. Zugunsten blödsinniger Abschreiberei.

„Indifferenz“, übrigens, kennzeichnet das mohammedanische Verhältnis zu den Wissenschaften seit jeher und bis heute. Daher rührt der wissenschaftliche und zivilisatorische Rückstand des Orients.