Samstag, 26. Dezember 2015

So ein Bart haftet




Hans-Werner Sinn„Ich bereue nichts“

Starökonom Hans-Werner Sinn tritt ab. Ein Gespräch über Freund und Feind, seine linke Vergangenheit und die hohe Kunst des Taxifahrens.


Was sollte Sinn denn bereuen? Merkwürdiger Titel! Er hat sein Leben sinnvoll bewirtschaftet und keine Jahre sinnlos vergeudet mit Weltreisen nach dem Abitur etc. Manches kommt mir recht bekannt vor, die Schülerarbeit etwa. Am 24. Dezember arbeitete ich im Blumengeschäft der Witwe Knuffmann, das um 18h schloß, die Aufräumarbeiten gingen noch bis etwa 19.30h. Die Unterschichteltern haben keine Vorstellung von geistiger Arbeit, sie kennen nur die konkrete. In dieser Zeit des jungen Sinn barg die Unterschicht noch intelligentes Potential, das ist heute kaum mehr der Fall, es ist abgeschöpft. 
Daher besitzt die Herkunftsfamilie in der Gegenwart eine viel größere Bedeutung für die Schullaufbahn der Kinder als vor 60 Jahren, als die Durchlässigkeit des Schulsystems noch weniger stark ausgeprägt war und nur klare Begabungen zum Gymnasium schickte. Eine konstruktive Erziehungsarbeit der Eltern schafft große Vorteile, die durch die Schule nicht ausgeglichen werden können. 
Heute wird das Niveau der Schule bedroht durch eine übergroße Öffnung für lernuninteressierte Schüler, die nur das Etikett "Abitur" erwerben wollen, und die die lerninteressierten Schüler ablenken und stören. 




















Donnerstag, 24. Dezember 2015

Gewählt wie genagelt



Günter hat wieder genagelt, so festlich wie nie. 
Allen Nägeln festliche Momente!





Peter Müller? Kennen Sie den? Den Boxer? Nein, den Verfassungsrichter, seit 2011. Ach, der! War saarländischer Ministerpräsident. Wurde vom Bundesrat einstimmig gewählt. Weil er besonders wenig Qualifikation für die Verfassungsgerichtsbarkeit mitbrachte. Am liebsten läßt das Parteienkartell halt Politiker wählen, die der Politik passen und keine Probleme erwarten lassen. Müller war nicht der erste Politprofi als Verfassungsrichter, sogar einen Politiker Müller gab es schon, Gebhard Müller, und der war ebenfalls Ministerpräsident. Für die Parteien sind Ministerpräsidenten die beste Wahl. Die wissen einfach besser, was die Politik vom Bundesverfassungsgericht erwartet.






















Mittwoch, 23. Dezember 2015

Man muß nur dran glauben



Abwehrzauber im 21. Jahrhundert! 
Gegen Wühlmäuse.



“Was aber soll man davon halten, dass selbst ein freier Geist und großer Gelehrter wie Gottfried Wilhelm Leibniz geweihte Gegenstände des katholischen Kults im Abwehrzauber instrumentalisierte? Wie er seinem Adlatus berichtete, habe er bei einer Seefahrt auf dem Mittelmeer 1689/90 mit Erfolg einen Rosenkranz räuberischen Mördern entgegengehalten. Doch, so grübelte noch vor einiger Zeit Hans Blumenberg, wieso führte Leibniz die geweihten Perlen überhaupt mit sich?
Dem vielbehandelten Thema "Magie im Mittelalter" widmet der Wiener Germanist Helmut Birkhan eine Darstellung mit weitgestreuten Beispielen.”
S. Rezension Borgolte, “Der Abwehrzauber hat nichts von seinem Reiz verloren
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.09.2010 Helmut Birkhans Darstellung der Magie im Mittelalter zeigt auch, wie lebendig deren Denkmuster blieben.”
Der Mensch ist nicht besonders rational, und viele Menschen lieben das Irrationale in vielen Formen. Ob der Franzl, der Linksaußen aus Argentinien, oder der Leibniz aus Hannover. Letzterer besitzt allerdings nur als Mathematiker Format, hat er doch u.a. die Infinitesimalrechnung gefunden, zeitgleich mit Newton. Und die Mathematik als eine besondere, realitätsferne Geisteswissenschaft verträgt sich gut mit Aberglauben aller Art.

















Montag, 21. Dezember 2015

Frans de Waal und die Gesellschaft


“Alle Primaten sind Konformisten. Sie ahmen andere nicht nur nach, sondern mögen es auch, wenn andere sie imitieren.”

Frans de Waal hat recht. Allerdings ist das keine neue Erkenntnis. Für den Primaten Mensch hat das schon der französische Soziologe Gabriel de Tarde in seinem Buch “Gesetze der Nachahmung” beschrieben, das 1890 erschien. Diese stammesgeschichtliche Anlage dient dem Zusammenhalt und der Eitelkeit von Vorbildern.  

“...Was die Empathie betrifft, so verdanken wir der Neurowissenschaft zwei grundlegende Erkenntnisse: Sie hat uns gelehrt, dass es zwischen den Emotionen von Menschen und Tieren keine klare Trennlinie gibt. Und sie hat nachgewiesen, dass Empathie von Körper zu Körper stattfindet...Da Empathie auf der körperlichen Schiene völlig unbewusst abläuft, neigen wir dazu, sie zu unterschätzen.” Frans de Waal, Der Mensch, der Bonobo und die 10 Gebote, S. 188/191

Die Hirnforschung hat einen uralten Befund bestätigt: Menschen verhalten sich unterschiedlich empathisch. Bei Mördern stellte man hirnliche Spezifika fest, u.a. James H. Fallon, Niels Birbaumer. 3 Promille von türkisch-arabischen Intensivtätern verüben 20% aller Straftaten in Berlin. Nur Männer. Diese Unterschiede ignoriert Waal, um seine Bonobo-Beobachtungen des Nahbereichs, der Gemeinschaft, auf die Gesellschaft zu übertragen.

In der großen Gesellschaft geht es aber anders zu als in der kleinen Gemeinschaft (vgl. F. Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft). Poppers WELT 3 der Theorien und Ideen spielt hier eine Rolle, es wird gekämpft um Macht und Ideen gesellschaftsweit, Parteiapparate werden dafür positioniert. Für Ideologien werden auch Kriege geführt. Die Empathie des Nahbereichs kann hier völlig ausfallen. Sogar in den Unterkünften für Asylbewerber in Deutschland werden viele Angriffe auf Christen von mohammedanischer Seite verübt - also selbst in en-face-Beziehungen obsiegt die Tradition einer Ideologie.

Waal sieht die Bedeutung von gesellschaftlichen Traditionen und Ideologien nicht.