Freitag, 24. August 2018

Sommerende



Benn
Tag, der den Sommer endet

Tag, der den Sommer endet,
Herz, dem das Zeichen fiel.
Die Flammen sind versendet,
die Fluten und das Spiel.

Die Bilder werden blasser,
entrücken sich der Zeit.
Wohl spiegelt sie noch ein Wasser,
doch auch dies Wasser ist weit.
18°C nach den heißen Hundstagen, dazu ein herbstlicher Wind - das ist so ein signifikanter Tag, der den Herbst ankündigt.
Benn wendet das jahreszeitliche Phänomen ins menschlich Existenzielle mit dem Fluchtpunkt des Todes - “doch auch dies Wasser ist weit”. Das spielt auf das mythische Wasser des Acheron an, auf dem der Fährmann Charon ins Schattenreich geleitet.
Auch Thomas Manns “Tod in Venedig” endet mit einem Wasserbild. Für Charons steht dort der “Psychagog”, der Seelenführer Tadzio.

Aber bekanntlich hat nicht nur der Herbst noch ein paar schöne Tage.














Noch nie gehört - die Koreaner machen das. /// Voces Intimae Op. 56 - Jean Sibelius

Donnerstag, 23. August 2018

Strenger Winter nach Dürre und Hitze









Auf die Sommerhitze von 1783 und die schlimme Dürre folgte ein strenger Winter mit viel Schnee. “An der Wetterwarte in Mannheim beobachtete man vom 24. Dezember 1783 bis zum 21. Februar 1784 29 Schneefallereignisse, die zum Teil tagelang andauerten.”
Die Schneehöhe erreichte anderthalb Meter und sperrte die Menschen in ihren Häusern ein.
“Die Nachrichten von dem außerordentlichen häufigen Schnee, welcher gegen Ende des vorigen Monats, in ganz Deutschland, Frankreich, Italien, Engelland, Holland und allen übrigen Ländern gefallen ist, überschreiten beinahe die Gränzen der Glaubwürdigkeit.”
(Hamburger Adreß- und Comptoir-Nachrichten 1784, zit. bei Rüdiger Glaser, Klimageschichte Mitteleuropas, 1000 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen, 2001, S. 205)

Ein Katastrophenjahr. Unsere Klima-Falschspieler verschweigen die Klimageschichte.























Mittwoch, 22. August 2018

V. Horowitz - Nocturne No. 13, Op. 119 (G. Fauré) [1977]

Riesenschultern











“Es ist lustig zu lesen und zu bemerken, welchen sonderbaren Einfluß der böse Nebel auf Menschenköpfe gehabt hat. Ein neuer Beweis liegt vor uns: In … ist ein Auszug eines Schreibens … von lauter Unwahrheiten vollgepropft.”
Nein, da ist nicht von Müller-Jung (FAZ) die Rede, nicht von Michael Odenwald (Focus), sondern von Frankfurter Journalisten von 1783. Die phantasierten über den Höhenrauch im Frühsommer, einen aggressiven Trockennebel, der von mehreren Vulkanausbrüchen in Island stammte. Es stank auch nach Schwefel. Da wären ja unsere Spezialjournalisten im Viereck gesprungen.
Und dann erst die Sommerhitze von 1783: Es “stellte sich eine außergewöhnliche Hitze und langanhaltende Trockenheit ein, die den ganzen Sommer über andauerte.”
Da wären Michael Odenwald (Focus) und Müller-Jung (FAZ) mit Schildern ausgezogen, mit Aufschriften wie DAS ENDE IST NAHE! und DIE HÖLLE WILL UNS VERSCHLINGEN! Bis Schilda wären sie gelaufen, weinend und jammernd.
Merke: Wir Jammerzwerge stehen auf den Schultern von Riesen!

(Zitate: Rüdiger Glaser, Klimageschichte Mitteleuropas, 2001, S. 204f.