In den westlichen Ländern grassiert der Schutz-Virus. Alles und jedes soll geschützt werden, vom Klima bis zum Plattdeutsch. Das zeigt viel Verwirrung, denn weder das eine noch das andere läßt sich schützen. Das Klima ist ein chaotisches System und kann deshalb gar nicht geschützt werden, und die Sprachen sind es in gewisser Weise auch. Beides spielt in Europa eine kostspielige Rolle, der Klima”schutz” ist geradezu ruinös. Die Übersetzungen in die vielen europäischen Sprachen sind wesentlich billiger. Aber der europäische Gedanke - das Wachsen einer gemeinsamen europäischen Kultur - hängt natürlich auch an den Verständigungsmöglichkeiten. In den USA setzte sich das Englische durch die starke Dominanz der englischsprachigen Siedler durch. In Europa breitet sich das Englische durch die Eliten in den Medien und der Technik aus. Das ist oft ärgerlich, aber im Interesse einer verbindenden Sprache in Europa lohnt sich ein puristischer Widerstand nicht. Englisch als Zweitsprache in den europäischen Ländern - ähnlich wie bereits in den Niederlanden - ist zu begrüßen, einfach, weil es der Verständigung dient. In der Vergangenheit hat das Latein diese Funktion erfüllt, aber nur für die Eliten. Das ist heute etwas besser. Allerdings lassen sich die Nationalsprachen durchaus weiter pflegen, es braucht nur den Willen dazu.
Mittwoch, 27. April 2022
Dienstag, 26. April 2022
Amerikanismus/Antiamerikanismus
“Der Einfluß des Amerikanismus ist so enorm, weil er in mancher Hinsicht anderen Geistesströmungen ähnelt, die den jungen Deutschen heute formen: Marxismus, die materialistische Geschichtsphilosophie, die rein animalistische Gesellschaftsdoktrin, Kommunismus, deren niveaulose Angriffe gegen das individualistische und das metaphysische Sein gerichtet sind.
Ich persönlich bin gegen Amerikanismus. Ich bin der Meinung, daß die Philosophie des rein utilitaristischen Denkens, des Optimismus a tout prix, des ‘keep smiling’, des dauernden Grinsens auf den Zähnen, dem abendländischen Menschen und seiner Geschichte nicht gemäß ist.”
Benn, Über den amerikanischen Geist, 1928, Ges. Werke 4, S. 202
So hat es nicht nur Benn gesehen, sondern auch viele andere, wobei sie sich auch auf Landeskundige wie Adolf Halfeld bezogen haben. Jeder Reisende nimmt seine Vorstellungen mit und biegt oft das, was er sieht, in seinem Sinne hin. So verfuhr Adolf Halfeld in den USA, so tat es der islamistische Ideologe Sayyid Qutb ebendort und bei Putin in Deutschland dürfen wir Ähnliches vermuten.
Samstag, 23. April 2022
Despotie statt Freiheit: Putins Weg
Bereits der Titel des Buches “Freiheit statt Demokratie” stellt sich als Dreistigkeit heraus, aber wenn man weiterliest, kommt es noch weit schlimmer. Das Buch ist eine Mischung aus banalem Gequatsche mit Wodka und Sauna, dann schürzt sich der Knoten: der Überfall auf die Krim gilt Thomas Fasbender als ein “Gewitter … mit der Kraft reinigender Blitze” (S. 25f.). Danach versackt es in Putin-und-Dugin-Propaganda: “Eurasien ist ein alternatives Europa” (S. 339, 3. Aufl. 2015)
Das zieht einem die Schuhe aus!
Der Putin-Troll hat sich den Wladimir-Orden 1. Klasse verdient!
Samstag, 16. April 2022
Auf den zweiten Blick
Er hatte Humor, er hatte originelle Einfälle, er konnte sie gekonnt in Vers und Zeichnung setzen. Aber ach, wenn man sein Werk durchmustert, so ist es eine Aneinanderreihung von Gemeinheiten, Bosheiten und üblen Rüpeleien. Fast möchte man kommentieren, wie sein Hans Huckebein schließt:
Der Tisch ist glatt - der Böse taumelt -
Das Ende naht - sieh da! - Er baumelt.
“Die Bosheit war sein Hauptpläsier,
Drum”, spricht die Tante, hängt er hier!”
Busch war leider auch ein depressiver Alkoholiker, gnadenloser Pessimist, Hausdespot und Menschenverächter. Sein Humor basierte auf Schadenfreude und Lust an Qual und Tod. Ein monströses Talent. Dabei ließ er nichts aus:
Und der Jud mit krummer Ferse,
Krummer Nas’ und krummer Hos’
Schlängelt sich zur hohen Börse
Tiefverderbt und seelenlos.
(Fromme Helene, 1. Kapitel, http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/helene/kapitel01.html)
Freitag, 15. April 2022
Lesen! Interpretieren!
Zu "Man muß lernen, die Kinder zu lesen, Für Remo Largo ist die Volksschule veraltet", NZZ 31.12.05
Lesen können inzwischen die meisten, aber interpretieren leider nicht. Und das ist hier von Largo gemeint. Das Verhalten der Kinder muß beobachtet und interpretiert werden, Aufmerksamkeit ist erfordert, die Wahrnehmung von Eigenarten und etwas Wissen um Entwicklungspsychologie. Erziehen war nie einfach, aber wahrscheinlich ist es schwieriger geworden, weil hundert Medien ihre zweifelhaften Einflüsse ausüben. Die lassen sich nicht einfach abschalten, selbst wenn der Wille dazu existierte. Und die Schule ist zwar sehr viel besser geworden, sie achtet heute Individualitäten mehr, aber es überwiegen schematische Anforderungen. Diese sind zwar heruntergesetzt worden, doch geht das auf Kosten der begabteren Schüler, die in ihrer Entwicklung behindert werden.
Die Steiner-Schulen (Waldorfschulen) sieht Largo etwas unkritisch, weil er die anthroposophischen Einflüsse übersieht, trotzdem können sie die angemessene Wahl vor Ort sein im Vergleich zu anderen Schulen.