mo 8°, mi 16° h . Der frühe Vogel fängt den Wurm? Nein, dafür hat er noch keine Zeit, bei Tagesanbruch singt er gegen die hundert Revierrivalen an, die desgleichen tun.-
2. Zecke; nach dem schönen, milden Winter 06/07 gab es fast keine Zecken; dieser lange Winter mit den vielen Nachtfrösten bis Mitte April scheint dagegen viele Zecken zu bringen.
- "Afrikas kaum genutztes Potential. Afrika ist vom Anstieg der Lebensmittelpreise besonders betroffen. Der Kontinent importiert ein Drittel der benötigten Nahrungsmittel. Eigentlich ... " 21.4. FAZ // S. Zimbabwe. Vom Exporteur zum Hungerland unter "Comrade Bob", wie ihn Mbeki noch nennt, Genosse Mugabe.
- "Rohstoff Bildung": "Warum hat die Schweiz keine IT-Industrie?", fragte Urs Fischer von HP Schweiz anläßlich des 150. Geburtstags der ETH Zürich in der NZZ v. 30.4.05. "ETH-Innovationen wurden schlecht vermarktet", war die Hauptantwort. Sie macht deutlich, daß Ingenieure und technisch-naturwissenschaftliche Intelligenz äußerst wichtig sind, aber viel wichtiger und wertvoller sind Marketinggenies, die aus dem "Rohstoff" einen Markterfolg machen können; s. Heinz Nixdorf und Bill Gates. Von dem geisteswissenschaftlichen 'Rohstoff' soll hier geschwiegen werden.
- Rohstoff Öl: "LÄNDERBERICHT: Saudi-Arabien
Spektakuläre Überschüsse aus dem Ölexport. Das Erdöl bleibt das Rückgrat der saudischen Wirtschaft. Das Königreich nutzt den hohen Preis, um seine wirtschaftliche Basis zu verbreitern. ... Obwohl das Erdöl noch mindestens 100 Jahre reicht ... " 21.4. // Was sagen die Spezialnobelpreisträger des Romklubs eigentlich zu den immer neuen Funden?
Mittwoch, 23. April 2008
Reichholf, Bühler Begegnung
Peter Voß im Gespräch mit Josef Reichholf
Schlägt die Natur zurück, Herr Reichholf?
Josef Helmut Reichholf, Zoologe und Evolutionsbiologe © dpa
Der Zoologe Josef Reichholf ist gebürtiger Bayer und bekennender Münchner. Und doch behauptet er Schlimmes: Die Bayern seien nur durch "Zufall" zum Bierbrauen gekommen und es sei noch nicht einmal ein "glücklicher" Zufall. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde das Klima in Bayern einfach zu schlecht zum Weinanbau. So mussten sich die bayerischen Winzer mit Hopfen und Malz anfreunden, denn diese Pflanzen gedeihen bei niedrigeren Temperaturen besser als die edeln Trauben. Dass die Bierliebe der Bayern nur aus einer Laune des Wetters entstand, könnte im Freistaat als Blasphemie gedeutet werden.
Das Wetter macht Geschichte - nicht nur in Bayern
Doch die Klimageschichte in Europa belegt eindeutig: In einer warmen klimatischen Phase von ab etwa 800 - 1200 n. Chr. war es, so Reichholf, sogar wärmer als heute. Währen dieses "Mittelalterlichen Optimums" wuchsen am Niederrhein Feigen und in Bayern Trauben. Das warme Klima brachte für die Menschen in Mitteleuropa viele Vorteile: Getreideanbau wurde sehr ertragreich, die bewirtschaftete Fläche weitete sich aus, die Bevölkerung nahm zu und viele Städte, auch München, wurden gegründet. Die Bevölkerung vermehrte sich so sehr, dass eine Überbevölkerung und damit soziale Unruhen in den Kreuzzügen "kanalisiert" werden mussten, behauptet Reichholf. Das Klima ist also nicht nur schuld daran, dass die Bayern Bier dem Wein vorziehen, sondern auch, an so mancher anderen Gegebenheit der Menschheitsgeschichte.
Alle reden vom Wetter - wir auch!
In seinem 2007 erschienenen Buch "Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends" erklärt Reichholf viele dieser Zusammenhänge. Sei es die Völkerwanderung, der Mongolensturm, die Volksmärchen vom bösen Wolf oder das Spätmittelalter mit seinen Epidemien der Hexenverfolgung und der Inquisition - all diese Ereignisse sind auf klimageschichtliche Hintergründe zurückzuführen, so Reichholf.
Was er mit seinem gelungenen Buch ebenso aufzeigen möchte: Das Klima ist variabel; es gibt kein "richtiges" Klima. Die Durchnittstemperaturen fallen und steigen, die Natur und der Mensch passt sich daran an. Reichholf - wir haben es an dem Beispiel der Bier-Bayern gesehen - behandelt eben auch "heiße Eisen" und argumentiert gegen den Common Sense. Klimaforscher weltweit warnen mehrheitlich vor der Klimaerwärmung. Diese führe zu einschneidenden Veränderungen im Leben der Menschen, vor allem verstärkt zu Naturkatastrophen. Reichholf merkt dazu an, eine Klimaerwärmung brächte für Deutschland durchaus auch Vorteile. Die Kurzformel könnte lauten: weniger Heizkosten, mehr Freibad. "Ich persönlich freue mich sogar auf mildere Zeiten", verriet er anti-alarmistisch vor einem Jahr im Spiegel.
Von Endzeithysterien und Klimaskeptikern
Diese These, es gebe kein optimales, kein richtiges Klima, hat in der aktuellen Debatte durchaus Brisanz und wirkt provokativ. Gespräche über das Wetter und Klima haben in den letzten Jahren ihre Unschuld verloren und Diskussionen über drohende Klimakatastrophen nehmen an schärfe zu. Der Zoologe Reichholf wehrt sich gegen die allgemeine Panikmache und räumt mit manchem Vorurteil auf, zum Beispiel die Klimaerwärmung würde zu einem Artensterben führen. Unsinn - sagt Reichholf. Es sei statistisch belegt, dass eine hohe Temperatur mit einer großen Artenvielfalt zusammenhänge. Von den Polargebieten zum Äquator hin steige die Biodiversität expotenziell an.
Reichholf teilt die negative Beurteilung der derzeitigen Lage der Erde nur bis zu einem gewissen Grad. Es wird Gewinner und Verlierer geben - die Klimazonen der Erde werden neu gemischt. Reichholf hält die Lage für schwierig, nicht hoffnungslos: "Weil ich Biologe bin, bin ich professioneller Optimist. Das Leben hat so viele Schwierigkeiten gemeistert" (Die Welt vom 17.12.2007).
Stadt und Natur sind keine Gegensätze
In seinem vorletzten Buch "Stadtnatur" widmet sich Reichholf einem anderen, scheinbar unauslöschbaren Vorurteil: Die Stadt sei ein naturfeindlicher Ort. Die Städter ziehe es zur Erholung aufs Land, wo sie glauben, sich in der Natur zu befinden. Doch in Wirklichkeit lässt sich überhaupt kein Gegensatz herstellen. Die Naturlandschaft der Felder und Wiesen ist unübersehbar eine Kulturlandschaft, in der weit weniger Arten vorkommen als in den Städten. Reichholf bezieht das auf Wildtiere und nicht auf Hunderassen oder andere Haustiere. Das klingt unglaublich, doch die Erklärung ist einleuchtend: In den überdüngten ländlichen Monokulturen halten sich nur noch wenige Tierarten auf. Der großstädtische Lebensraum dagegen, mit seiner unterschiedlichen Bebauung, seinen Gärten und Parks, zieht immer mehr Tiere an. Turmfalken, Wildschweine, Nachtigallen, Schleiereulen, ja sogar Wildschweine und Füchse zählen inzwischen zu den Stadttieren.
Josef Helmut Reichholf wurde 1945 in Aigen am Inn geboren. Nach dem Abitur studierte der Hochbegabte mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes in München Biologie. Heute ist Reichholf Professor für Naturschutz an der Technischen Universität München, leitet die Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung München und ist Präsidiumsmitglied des WWF. Er schrieb über 20 Bücher zu verschiedenen Bio- und Öko-Themen.
Eine Hörfunkfassung der "Bühler Begegnung“ mit Josef Reichholf wird am Sonntag, 27. April 2008, 23.03 Uhr, in SWR2 ausgestrahlt.
Literaturempfelung:
Josef H. Reichholf: Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. S. Fischer-Verlag, Frankfurt, März 2007, Preis: EUR 19.90, ISBN-13: 978-3100629425.
Josef H. Reichholf: Stadtnatur. Eine neue Heimat für Tiere und Pflanzen, Oekom Verlag, April 2007, Preis: EUR 24.90, ISBN-13: 978-3865810427.
Schlägt die Natur zurück, Herr Reichholf?
Josef Helmut Reichholf, Zoologe und Evolutionsbiologe © dpa
Der Zoologe Josef Reichholf ist gebürtiger Bayer und bekennender Münchner. Und doch behauptet er Schlimmes: Die Bayern seien nur durch "Zufall" zum Bierbrauen gekommen und es sei noch nicht einmal ein "glücklicher" Zufall. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde das Klima in Bayern einfach zu schlecht zum Weinanbau. So mussten sich die bayerischen Winzer mit Hopfen und Malz anfreunden, denn diese Pflanzen gedeihen bei niedrigeren Temperaturen besser als die edeln Trauben. Dass die Bierliebe der Bayern nur aus einer Laune des Wetters entstand, könnte im Freistaat als Blasphemie gedeutet werden.
Das Wetter macht Geschichte - nicht nur in Bayern
Doch die Klimageschichte in Europa belegt eindeutig: In einer warmen klimatischen Phase von ab etwa 800 - 1200 n. Chr. war es, so Reichholf, sogar wärmer als heute. Währen dieses "Mittelalterlichen Optimums" wuchsen am Niederrhein Feigen und in Bayern Trauben. Das warme Klima brachte für die Menschen in Mitteleuropa viele Vorteile: Getreideanbau wurde sehr ertragreich, die bewirtschaftete Fläche weitete sich aus, die Bevölkerung nahm zu und viele Städte, auch München, wurden gegründet. Die Bevölkerung vermehrte sich so sehr, dass eine Überbevölkerung und damit soziale Unruhen in den Kreuzzügen "kanalisiert" werden mussten, behauptet Reichholf. Das Klima ist also nicht nur schuld daran, dass die Bayern Bier dem Wein vorziehen, sondern auch, an so mancher anderen Gegebenheit der Menschheitsgeschichte.
Alle reden vom Wetter - wir auch!
In seinem 2007 erschienenen Buch "Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends" erklärt Reichholf viele dieser Zusammenhänge. Sei es die Völkerwanderung, der Mongolensturm, die Volksmärchen vom bösen Wolf oder das Spätmittelalter mit seinen Epidemien der Hexenverfolgung und der Inquisition - all diese Ereignisse sind auf klimageschichtliche Hintergründe zurückzuführen, so Reichholf.
Was er mit seinem gelungenen Buch ebenso aufzeigen möchte: Das Klima ist variabel; es gibt kein "richtiges" Klima. Die Durchnittstemperaturen fallen und steigen, die Natur und der Mensch passt sich daran an. Reichholf - wir haben es an dem Beispiel der Bier-Bayern gesehen - behandelt eben auch "heiße Eisen" und argumentiert gegen den Common Sense. Klimaforscher weltweit warnen mehrheitlich vor der Klimaerwärmung. Diese führe zu einschneidenden Veränderungen im Leben der Menschen, vor allem verstärkt zu Naturkatastrophen. Reichholf merkt dazu an, eine Klimaerwärmung brächte für Deutschland durchaus auch Vorteile. Die Kurzformel könnte lauten: weniger Heizkosten, mehr Freibad. "Ich persönlich freue mich sogar auf mildere Zeiten", verriet er anti-alarmistisch vor einem Jahr im Spiegel.
Von Endzeithysterien und Klimaskeptikern
Diese These, es gebe kein optimales, kein richtiges Klima, hat in der aktuellen Debatte durchaus Brisanz und wirkt provokativ. Gespräche über das Wetter und Klima haben in den letzten Jahren ihre Unschuld verloren und Diskussionen über drohende Klimakatastrophen nehmen an schärfe zu. Der Zoologe Reichholf wehrt sich gegen die allgemeine Panikmache und räumt mit manchem Vorurteil auf, zum Beispiel die Klimaerwärmung würde zu einem Artensterben führen. Unsinn - sagt Reichholf. Es sei statistisch belegt, dass eine hohe Temperatur mit einer großen Artenvielfalt zusammenhänge. Von den Polargebieten zum Äquator hin steige die Biodiversität expotenziell an.
Reichholf teilt die negative Beurteilung der derzeitigen Lage der Erde nur bis zu einem gewissen Grad. Es wird Gewinner und Verlierer geben - die Klimazonen der Erde werden neu gemischt. Reichholf hält die Lage für schwierig, nicht hoffnungslos: "Weil ich Biologe bin, bin ich professioneller Optimist. Das Leben hat so viele Schwierigkeiten gemeistert" (Die Welt vom 17.12.2007).
Stadt und Natur sind keine Gegensätze
In seinem vorletzten Buch "Stadtnatur" widmet sich Reichholf einem anderen, scheinbar unauslöschbaren Vorurteil: Die Stadt sei ein naturfeindlicher Ort. Die Städter ziehe es zur Erholung aufs Land, wo sie glauben, sich in der Natur zu befinden. Doch in Wirklichkeit lässt sich überhaupt kein Gegensatz herstellen. Die Naturlandschaft der Felder und Wiesen ist unübersehbar eine Kulturlandschaft, in der weit weniger Arten vorkommen als in den Städten. Reichholf bezieht das auf Wildtiere und nicht auf Hunderassen oder andere Haustiere. Das klingt unglaublich, doch die Erklärung ist einleuchtend: In den überdüngten ländlichen Monokulturen halten sich nur noch wenige Tierarten auf. Der großstädtische Lebensraum dagegen, mit seiner unterschiedlichen Bebauung, seinen Gärten und Parks, zieht immer mehr Tiere an. Turmfalken, Wildschweine, Nachtigallen, Schleiereulen, ja sogar Wildschweine und Füchse zählen inzwischen zu den Stadttieren.
Josef Helmut Reichholf wurde 1945 in Aigen am Inn geboren. Nach dem Abitur studierte der Hochbegabte mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes in München Biologie. Heute ist Reichholf Professor für Naturschutz an der Technischen Universität München, leitet die Wirbeltierabteilung der Zoologischen Staatssammlung München und ist Präsidiumsmitglied des WWF. Er schrieb über 20 Bücher zu verschiedenen Bio- und Öko-Themen.
Eine Hörfunkfassung der "Bühler Begegnung“ mit Josef Reichholf wird am Sonntag, 27. April 2008, 23.03 Uhr, in SWR2 ausgestrahlt.
Literaturempfelung:
Josef H. Reichholf: Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends. S. Fischer-Verlag, Frankfurt, März 2007, Preis: EUR 19.90, ISBN-13: 978-3100629425.
Josef H. Reichholf: Stadtnatur. Eine neue Heimat für Tiere und Pflanzen, Oekom Verlag, April 2007, Preis: EUR 24.90, ISBN-13: 978-3865810427.
Dienstag, 22. April 2008
Forschungsfreiheit, Wirtschaftsgeschichte
mo 5° s, mi 14° b
- "Oberboihingen
Geopferte Forschungsfreiheit.
22. April 2008 Der Wert der vom Grundgesetz garantierten Forschungsfreiheit lässt sich selten so anschaulich beobachten wie jüngst in Oberboihingen. In dieser württembergischen Gemeinde, nördlich von Nürtingen gelegen, befindet sich nämlich das „Hofgut Tachenhausen“, auf dem die Agrarwissenschaftler der Hochschule Nürtingen-Geislingen zu Versuchszwecken gentechnisch veränderten Mais anbauen wollten - auf 0,3 Hektar.
Seit 1992 hat die Hochschule viele Prozesse gegen Gentechnikkritiker gewonnen, sogar vor dem Bundesgerichtshof; jetzt traf die Leitung der Hochschule eine Entscheidung, die leider eine Niederlage für den Rechtsstaat ist: Sie gab dem Protest und dem öffentlichen Druck der Globalisierungsgegner nach und entschied, dem Agrarwissenschaftler Andreas Schier künftig die Freisetzungsversuche nicht mehr zu erlauben.
„Ich werde vorerst nicht mehr forschen, sondern ich werde theoretische Vorträge halten“, sagt Professor Schier. Die Gentechnik- und Globalisierungskritiker hatten den Acker, auf dem der Mais ausgesät werden sollte, verwüstet und ihn für den wissenschaftlich dokumentierten Versuchsanbau unbrauchbar gemacht.
Schier ist der einzige Professor in Baden-Württemberg, der Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen macht. Und für den transgenen, im Gewächshaus angebauten Hopfen in Hohenheim interessieren sich die Kritiker nicht. Der Wissenschaftler sagt, die Politik habe wenig zur Unterstützung beigetragen, die Studenten allerdings schon: Von 240 Studenten der Agrarwissenschaften unterschrieben 160 ein Kommuniqué.
Einige Studenten sehen die grüne Gentechnik auch eher kritisch, gegen die selbst auferlegte Beschränkung der Forschungsfreiheit wenden sie sich aber: „Es gilt klarzustellen, dass der Anbau von gentechnisch verändertem Mais zu Forschungszwecken in Tachenhausen nicht illegal ist, sondern vielmehr den geltenden gesetzlichen Regelungen entspricht“, heißt es in der Erklärung der Studenten.
Zwangsläufig stelle sich die Frage, wie es um das „demokratische Rechtsverständnis der Besetzer“ bestellt sei. Offenbar ist diesen nur das Grundrecht der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit etwas wert." FAZ 21.4.
- "Kaiser Zhengtongs Tragik. Angus Maddison analysiert die Welt seit Christi Geburt
Kaiser Zhengtong ist eine tragische Figur der Weltgeschichte. Er wollte das Beste für sein Volk und trieb es doch in eine fast 500 Jahre andauernde Stagnation. Verteidigen kann sich der chinesische Herrscher nicht mehr, doch die Statistiken von Angus Maddison sind entlarvend. Der emeritierte Professor aus Groningen beschäftigt sich seit langem mit makroökonomischen Zeitreihen.
Ab dem Jahr 1 stellt er für alle Weltregionen Wirtschaftswachstum, Bevölkerungsentwicklung, Wettbewerbsfähigkeit und anderes dar. Die Vergleichbarkeit dieser Zahlen erreicht er, indem er einen "internationalen Dollar" (Basisjahr 1990) zugrunde legt. So beträgt der Wohlstand pro Kopf im Jahr 1 gerade 500 Dollar. Am besten geht es den Menschen in Oberitalien. Rom ist auf dem Gipfel seiner Macht. Fünf Jahrhunderte später schwindet dieser Einfluss. In Europa herrschen Krieg und Armut.
Im Jahre 1000 beträgt der Wohlstand pro Kopf nur noch 400 Dollar. Bis sich dieses Niveau wieder auf den - nicht viel höheren - Wert von Christi Geburt einpendelt, vergehen erneut fünf Jahrhunderte. Erst dann besinnt sich Europa mit Renaissance und Aufklärung. Doch nun fällt Asien zurück: Indien erstickt am Kastenwesen, und Chinas Kaiser Zhengtong forciert die Abschottung von der Welt. Er - und seine Nachfolger - lassen aus Kostengründen die einzigartige Hochseeflotte des Landes verrotten.
Maddisons Zahlen belegen, dass das Land erst Mitte des 20. Jahrhunderts wieder mit dem Westen aufschließen kann. Den Menschen in Nordamerika und Europa geht es inzwischen immer besser. Grund sind eine Rechtsordnung mit Wettbewerb und Eigentumsschutz. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges liegt der Wohlstand pro Kopf bei 1500 Dollar, heutzutage sind es - auch dank des weltweiten Handels - 6500 Dollar. Maddison begnügt sich nicht mit dem weltweiten Durchschnittswert. Gut geht es, wo sich die Menschen eine Marktwirtschaft erstritten haben.
Weshalb aber gibt es auch hier immer noch Arme? Profitieren nur wenige Reiche, die den Durchschnitt nach oben verzerren? Diese Befürchtungen kann Maddison anhand Statistiken wie der Lebenserwartung zerstreuen. Er belegt: Die Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben breiter Schichten sind Wettbewerb und Recht. Ohne Wettbewerb und Recht würde noch heute jedes zweite kranke Kind sterben, fließendes Wasser wäre ein Traum und Internet nicht vorstellbar. Kein Globalisierungsgegner dürfte in das Mekka der "Zivilisationsaussteiger", nach Goa, fliegen, und vom Aufstand der tibetischen Mönche gegen chinesische Unterdrückung könnte keine Zeitung berichten.
Und was geschieht bis 2030? Deutschland geht etwas die Puste aus. Breite Bevölkerungsschichten müssen Verzicht üben. Grund sind zu wenig Wettbewerb und ein starres Arbeitsrecht. China brummt, wird Wirtschaftsmacht Nummer eins, aber auch die Vereinigten Staaten behaupten sich eindrucksvoll. ... FAZ 21.4. // Dazu kommt noch der zunehmende Umweltfanatismus, der nicht nur die Biotechnik gewaltsam bekämpft.
- Wer sieht, wie Saudis im Büro und Börsensaal auch beim Telefonieren ihr Kopftuch tragen, gewinnt einen Eindruck von der Klebrigkeit der Tradition. Sie ist Nachahmung über die Generationen hinweg.
- "Oberboihingen
Geopferte Forschungsfreiheit.
22. April 2008 Der Wert der vom Grundgesetz garantierten Forschungsfreiheit lässt sich selten so anschaulich beobachten wie jüngst in Oberboihingen. In dieser württembergischen Gemeinde, nördlich von Nürtingen gelegen, befindet sich nämlich das „Hofgut Tachenhausen“, auf dem die Agrarwissenschaftler der Hochschule Nürtingen-Geislingen zu Versuchszwecken gentechnisch veränderten Mais anbauen wollten - auf 0,3 Hektar.
Seit 1992 hat die Hochschule viele Prozesse gegen Gentechnikkritiker gewonnen, sogar vor dem Bundesgerichtshof; jetzt traf die Leitung der Hochschule eine Entscheidung, die leider eine Niederlage für den Rechtsstaat ist: Sie gab dem Protest und dem öffentlichen Druck der Globalisierungsgegner nach und entschied, dem Agrarwissenschaftler Andreas Schier künftig die Freisetzungsversuche nicht mehr zu erlauben.
„Ich werde vorerst nicht mehr forschen, sondern ich werde theoretische Vorträge halten“, sagt Professor Schier. Die Gentechnik- und Globalisierungskritiker hatten den Acker, auf dem der Mais ausgesät werden sollte, verwüstet und ihn für den wissenschaftlich dokumentierten Versuchsanbau unbrauchbar gemacht.
Schier ist der einzige Professor in Baden-Württemberg, der Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen macht. Und für den transgenen, im Gewächshaus angebauten Hopfen in Hohenheim interessieren sich die Kritiker nicht. Der Wissenschaftler sagt, die Politik habe wenig zur Unterstützung beigetragen, die Studenten allerdings schon: Von 240 Studenten der Agrarwissenschaften unterschrieben 160 ein Kommuniqué.
Einige Studenten sehen die grüne Gentechnik auch eher kritisch, gegen die selbst auferlegte Beschränkung der Forschungsfreiheit wenden sie sich aber: „Es gilt klarzustellen, dass der Anbau von gentechnisch verändertem Mais zu Forschungszwecken in Tachenhausen nicht illegal ist, sondern vielmehr den geltenden gesetzlichen Regelungen entspricht“, heißt es in der Erklärung der Studenten.
Zwangsläufig stelle sich die Frage, wie es um das „demokratische Rechtsverständnis der Besetzer“ bestellt sei. Offenbar ist diesen nur das Grundrecht der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit etwas wert." FAZ 21.4.
- "Kaiser Zhengtongs Tragik. Angus Maddison analysiert die Welt seit Christi Geburt
Kaiser Zhengtong ist eine tragische Figur der Weltgeschichte. Er wollte das Beste für sein Volk und trieb es doch in eine fast 500 Jahre andauernde Stagnation. Verteidigen kann sich der chinesische Herrscher nicht mehr, doch die Statistiken von Angus Maddison sind entlarvend. Der emeritierte Professor aus Groningen beschäftigt sich seit langem mit makroökonomischen Zeitreihen.
Ab dem Jahr 1 stellt er für alle Weltregionen Wirtschaftswachstum, Bevölkerungsentwicklung, Wettbewerbsfähigkeit und anderes dar. Die Vergleichbarkeit dieser Zahlen erreicht er, indem er einen "internationalen Dollar" (Basisjahr 1990) zugrunde legt. So beträgt der Wohlstand pro Kopf im Jahr 1 gerade 500 Dollar. Am besten geht es den Menschen in Oberitalien. Rom ist auf dem Gipfel seiner Macht. Fünf Jahrhunderte später schwindet dieser Einfluss. In Europa herrschen Krieg und Armut.
Im Jahre 1000 beträgt der Wohlstand pro Kopf nur noch 400 Dollar. Bis sich dieses Niveau wieder auf den - nicht viel höheren - Wert von Christi Geburt einpendelt, vergehen erneut fünf Jahrhunderte. Erst dann besinnt sich Europa mit Renaissance und Aufklärung. Doch nun fällt Asien zurück: Indien erstickt am Kastenwesen, und Chinas Kaiser Zhengtong forciert die Abschottung von der Welt. Er - und seine Nachfolger - lassen aus Kostengründen die einzigartige Hochseeflotte des Landes verrotten.
Maddisons Zahlen belegen, dass das Land erst Mitte des 20. Jahrhunderts wieder mit dem Westen aufschließen kann. Den Menschen in Nordamerika und Europa geht es inzwischen immer besser. Grund sind eine Rechtsordnung mit Wettbewerb und Eigentumsschutz. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges liegt der Wohlstand pro Kopf bei 1500 Dollar, heutzutage sind es - auch dank des weltweiten Handels - 6500 Dollar. Maddison begnügt sich nicht mit dem weltweiten Durchschnittswert. Gut geht es, wo sich die Menschen eine Marktwirtschaft erstritten haben.
Weshalb aber gibt es auch hier immer noch Arme? Profitieren nur wenige Reiche, die den Durchschnitt nach oben verzerren? Diese Befürchtungen kann Maddison anhand Statistiken wie der Lebenserwartung zerstreuen. Er belegt: Die Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben breiter Schichten sind Wettbewerb und Recht. Ohne Wettbewerb und Recht würde noch heute jedes zweite kranke Kind sterben, fließendes Wasser wäre ein Traum und Internet nicht vorstellbar. Kein Globalisierungsgegner dürfte in das Mekka der "Zivilisationsaussteiger", nach Goa, fliegen, und vom Aufstand der tibetischen Mönche gegen chinesische Unterdrückung könnte keine Zeitung berichten.
Und was geschieht bis 2030? Deutschland geht etwas die Puste aus. Breite Bevölkerungsschichten müssen Verzicht üben. Grund sind zu wenig Wettbewerb und ein starres Arbeitsrecht. China brummt, wird Wirtschaftsmacht Nummer eins, aber auch die Vereinigten Staaten behaupten sich eindrucksvoll. ... FAZ 21.4. // Dazu kommt noch der zunehmende Umweltfanatismus, der nicht nur die Biotechnik gewaltsam bekämpft.
- Wer sieht, wie Saudis im Büro und Börsensaal auch beim Telefonieren ihr Kopftuch tragen, gewinnt einen Eindruck von der Klebrigkeit der Tradition. Sie ist Nachahmung über die Generationen hinweg.
Montag, 21. April 2008
Nigel Lawson, Ein Appell an die Vernunft, Fischer
mo 10° heiter, mi 19° s, Frühling ; erste Zecke. 12.825 6.786 1,5868 WTI 117
- "Kühler Blick auf die Erderwärmung.
Dass Nigel Lawson ein unabhängiger Geist ist, hat schon Margaret Thatcher zu spüren bekommen, als sie und ihr damaliger Schatzkanzler in den späten achtziger Jahren aneinandergerieten. Der Untertitel von Lawsons Buch über seine sechs Jahre dauernde Amtszeit als Finanzminister lautete "Erinnerungen eines radikalen Tory". Sie belegen den scharfen Verstand des ehemaligen Journalisten, der ihm häufig als Hochmut ausgelegt wird - jetzt wieder in Zusammenhang mit seinem neuestem Buch "An Appeal to Reason" ("Ein Appell an die Vernunft").
Es ist eine schneidige Polemik gegen die "modische Verrücktheit", dass wir dem Tod geweiht sind, wenn wir nicht alle Kräfte aufbieten, um den Klimawandel einzudämmen. Lawson vergleicht den "Ökofundamentalismus" mit Dan Browns Bestseller "Sakrileg", der "ein Körnchen Wahrheit enthält und einen Haufen Unsinn". Wie der volle Titel des schmalen Bands verkündet, wirft Lawson "einen kühlen Blick" auf die Debatte über die Erderwärmung und stellt sowohl die alarmistischen Prognosen als auch die kostspieligen umweltpolitischen Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffemissionen in Frage, welche die vorherrschende Orthodoxie anordnet. Er zerpflückt die "falschen Statistiken" des UN-Klimarats und des britischen Ökonomen Nicholas Stern, um darauf zu verweisen, dass die naturwissenschaftlichen Grundlagen, auf denen die Panikmache basiere, nicht erwiesen seien. Lawson zählt zu den als "Klimawandel-Leugner" Verschrienen, die bezweifeln, dass die, wie er sagt, bescheidene Erderwärmung im späten zwanzigsten Jahrhundert tatsächlich vom Menschen verursacht wurde, statt die Folge natürlicher Prozesse zu sein.
Die einzige ehrliche Antwort lautet, so Lawson, dass wir es nicht wissen. Die Erfahrung als Finanzminister hat Lawson gelehrt, wie heikel langfristige Voraussagen sind. Eine Radikalkur wie jene, der er sich selbst unterzogen hat, als er dreißig Kilo verlor, hält der nunmehr schlanke Sechsundsiebzigjährige beim gegenwärtigen Wissensstand in der Umweltdebatte für töricht. Die sinnliche Küche seiner Tochter Nigella muss er sich wohl verkneifen, aber die Kolumnen seines Sohnes Dominic, der sich im "Independent" ähnlich skeptisch äußert über die "neue Religion der Erderwärmung", dürften ihm Geistesnahrung geben. Nigel Lawson ist vielfach getadelt worden, weil er sich als Nichtwissenschaftler in die Umweltdebatte einmischt. Seinen Kritikern entgegnet er, dass er bereit sei, den Mund zu halten, wenn dies unqualifizierte Politiker wie Blair und Brown ebenfalls täten. " GINA THOMAS FAZ 21.4.
- "- " Tagebuch: Die Umbonzung des Joschka Fischer
Von FOCUS-Chefredakteur Helmut Markwort. In einer Woche wird Joschka Fischer 60. Dann kann er in seiner Villa im noblen Berliner Grunewald, einem Symbol seines ehemaligen bürgerlichen Feindbildes, darüber sinnieren, wie hoch er bei seinem Marsch durch die Institutionen gestiegen ist.
Der frühere Straßenkämpfer genießt nicht nur die großzügige Altersversorgung deutscher Politiker, er bessert sein Einkommen auch mit Tagesgeschäften auf. Vor Kurzem hatte er von einem Züricher Bankhaus für einen Vortrag 24000 Euro kassiert. Schon am Vortag war er auf Firmenkosten angereist und hatte sich in einem 5-Sterne-Hotel einquartieren lassen. Zusätzlich arrangierte die Bank ein Abendessen mit hochkarätigen Gästen.
Diese real gelebte Karriere ist eindrucksvoller als jeder noch so fantasievolle Entwicklungsroman. Früher war Fischer Taxifahrer, heute wird er selber chauffiert. Früher störte er, wo er konnte. Heute bittet er sich Ruhe aus. Früher stahl er Bücher, heute schreibt er welche. Früher attackierte er die USA, heute erklärt er sie. Früher mussten sich Würdenträger vor ihm schützen, heute wird er selber bewacht. Für diese Art Revolution hat Milovan Djilas das treffende Wort „Umbonzung“ erfunden. Die Revolutionäre, die gegen Bonzen protestierten, wurden gern selber welche." FOCUS Nr. 15 (2008) // Frechheit siegt.
- "- "Die Renaissance des Nordsee-Öls. Von Christian Schubert . Hier wird investiert: Die Ölplattform Alwyn wird wieder aufgerüstet.
21. April 2008 Die Ölplattform Alywn in der Nordsee hat in den vergangenen Jahren viel Rost angesetzt. Am sogenannten "Kopf des Bohrlochs", dort, wo das Gemisch von Rohöl, Gas, Wasser, Kondensaten und Kohlendioxid in den Pipelines aus dem Meer aufsteigt und in ein Gewirr von Rohren, Tanks und Pumpen eintritt, macht die bröckelnde Farbe der Korrosion Platz. "Ich gebe zu, dass es nicht sehr neu aussieht", sagt Bill Cardno, Leiter der Ölplattform des französischen Konzerns Total. "Doch die Technik hier ist voll funktionsfähig und sicher. Das bestätigen uns die Prüfer, die unsere Anlagen alle sechs Wochen unter die Lupe nehmen", berichtet der schottische Manager.
Alle Welt redet von neuen Ölfeldern, die für den steigenden Energiebedarf gebraucht werden. Dabei sind viele alte Lager noch gar nicht ausgebeutet. Nun erlauben es der technische Fortschritt und der steigende Ölpreis, aus den vermeintlich ausgelaugten Fördergebieten mehr herauszuholen. "Als wir hier 1987 mit der Ölförderung anfingen, dachten wir, dass das Feld 15 bis 20 Jahre hält. Heute können wir mit weiteren 20 Jahren rechnen", freut sich Cardno. Die Plattform Alwyn erlebt daher ihren zweiten Frühling. Gerüste werden gebaut, Wände gestrichen und neue Wohneinrichtungen für die Arbeiter angefügt. Vor allem aber: Neue Rohre werden verlegt, denn von immer weiter entfernten Bohrstellen pumpen die Arbeiter Öl und Gas kilometerweit an, um es auf Alwyn zu trennen, zu behandeln und an Land weiterzuleiten. Neue Messmethoden sowie verfeinerte Bohrtechniken in alle Richtungen und Tiefen von bis zu sieben Kilometern verlängern der Nordsee das Leben als Ölreservoir. Bisher konnten bei typischen Ölfeldern häufig nur 20 bis 30 Prozent der Vorkommen gefördert werden. "Heute sind beispielsweise bei einem Feld wie Ecofisk in der norwegischen Nordsee mehr als 50 Prozent möglich", sagt Yves-Louis Darricarrère, der Chef der wichtigsten Total-Konzernsparte Exploration und Produktion.
Ein neues Ölfeld namens Jura
Total wird im Mai oder Juni - nur rund eineinhalb Jahre nach der Entdeckung - im nördlichen Teil der Nordsee ein neues Ölfeld namens Jura anpumpen, das die Reserven von Alwyn um 50 Prozent erhöht. Zudem nehmen die Franzosen zusammen mit anderen Unternehmen erstmals vielversprechende Bohrungen westlich der Shetland-Inseln vor. Auch die Konkurrenz ist daher zuversichtlich. "Einige unserer Anlagen sind 32 Jahre alt, doch wir sind immer noch sehr aktiv in der Nordsee. Wir befinden uns in einem lebhaften mittleren Alter", sagt eine Sprecherin von Shell. ..." FAZ 21.4.
- "Kühler Blick auf die Erderwärmung.
Dass Nigel Lawson ein unabhängiger Geist ist, hat schon Margaret Thatcher zu spüren bekommen, als sie und ihr damaliger Schatzkanzler in den späten achtziger Jahren aneinandergerieten. Der Untertitel von Lawsons Buch über seine sechs Jahre dauernde Amtszeit als Finanzminister lautete "Erinnerungen eines radikalen Tory". Sie belegen den scharfen Verstand des ehemaligen Journalisten, der ihm häufig als Hochmut ausgelegt wird - jetzt wieder in Zusammenhang mit seinem neuestem Buch "An Appeal to Reason" ("Ein Appell an die Vernunft").
Es ist eine schneidige Polemik gegen die "modische Verrücktheit", dass wir dem Tod geweiht sind, wenn wir nicht alle Kräfte aufbieten, um den Klimawandel einzudämmen. Lawson vergleicht den "Ökofundamentalismus" mit Dan Browns Bestseller "Sakrileg", der "ein Körnchen Wahrheit enthält und einen Haufen Unsinn". Wie der volle Titel des schmalen Bands verkündet, wirft Lawson "einen kühlen Blick" auf die Debatte über die Erderwärmung und stellt sowohl die alarmistischen Prognosen als auch die kostspieligen umweltpolitischen Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffemissionen in Frage, welche die vorherrschende Orthodoxie anordnet. Er zerpflückt die "falschen Statistiken" des UN-Klimarats und des britischen Ökonomen Nicholas Stern, um darauf zu verweisen, dass die naturwissenschaftlichen Grundlagen, auf denen die Panikmache basiere, nicht erwiesen seien. Lawson zählt zu den als "Klimawandel-Leugner" Verschrienen, die bezweifeln, dass die, wie er sagt, bescheidene Erderwärmung im späten zwanzigsten Jahrhundert tatsächlich vom Menschen verursacht wurde, statt die Folge natürlicher Prozesse zu sein.
Die einzige ehrliche Antwort lautet, so Lawson, dass wir es nicht wissen. Die Erfahrung als Finanzminister hat Lawson gelehrt, wie heikel langfristige Voraussagen sind. Eine Radikalkur wie jene, der er sich selbst unterzogen hat, als er dreißig Kilo verlor, hält der nunmehr schlanke Sechsundsiebzigjährige beim gegenwärtigen Wissensstand in der Umweltdebatte für töricht. Die sinnliche Küche seiner Tochter Nigella muss er sich wohl verkneifen, aber die Kolumnen seines Sohnes Dominic, der sich im "Independent" ähnlich skeptisch äußert über die "neue Religion der Erderwärmung", dürften ihm Geistesnahrung geben. Nigel Lawson ist vielfach getadelt worden, weil er sich als Nichtwissenschaftler in die Umweltdebatte einmischt. Seinen Kritikern entgegnet er, dass er bereit sei, den Mund zu halten, wenn dies unqualifizierte Politiker wie Blair und Brown ebenfalls täten. " GINA THOMAS FAZ 21.4.
- "- " Tagebuch: Die Umbonzung des Joschka Fischer
Von FOCUS-Chefredakteur Helmut Markwort. In einer Woche wird Joschka Fischer 60. Dann kann er in seiner Villa im noblen Berliner Grunewald, einem Symbol seines ehemaligen bürgerlichen Feindbildes, darüber sinnieren, wie hoch er bei seinem Marsch durch die Institutionen gestiegen ist.
Der frühere Straßenkämpfer genießt nicht nur die großzügige Altersversorgung deutscher Politiker, er bessert sein Einkommen auch mit Tagesgeschäften auf. Vor Kurzem hatte er von einem Züricher Bankhaus für einen Vortrag 24000 Euro kassiert. Schon am Vortag war er auf Firmenkosten angereist und hatte sich in einem 5-Sterne-Hotel einquartieren lassen. Zusätzlich arrangierte die Bank ein Abendessen mit hochkarätigen Gästen.
Diese real gelebte Karriere ist eindrucksvoller als jeder noch so fantasievolle Entwicklungsroman. Früher war Fischer Taxifahrer, heute wird er selber chauffiert. Früher störte er, wo er konnte. Heute bittet er sich Ruhe aus. Früher stahl er Bücher, heute schreibt er welche. Früher attackierte er die USA, heute erklärt er sie. Früher mussten sich Würdenträger vor ihm schützen, heute wird er selber bewacht. Für diese Art Revolution hat Milovan Djilas das treffende Wort „Umbonzung“ erfunden. Die Revolutionäre, die gegen Bonzen protestierten, wurden gern selber welche." FOCUS Nr. 15 (2008) // Frechheit siegt.
- "- "Die Renaissance des Nordsee-Öls. Von Christian Schubert . Hier wird investiert: Die Ölplattform Alwyn wird wieder aufgerüstet.
21. April 2008 Die Ölplattform Alywn in der Nordsee hat in den vergangenen Jahren viel Rost angesetzt. Am sogenannten "Kopf des Bohrlochs", dort, wo das Gemisch von Rohöl, Gas, Wasser, Kondensaten und Kohlendioxid in den Pipelines aus dem Meer aufsteigt und in ein Gewirr von Rohren, Tanks und Pumpen eintritt, macht die bröckelnde Farbe der Korrosion Platz. "Ich gebe zu, dass es nicht sehr neu aussieht", sagt Bill Cardno, Leiter der Ölplattform des französischen Konzerns Total. "Doch die Technik hier ist voll funktionsfähig und sicher. Das bestätigen uns die Prüfer, die unsere Anlagen alle sechs Wochen unter die Lupe nehmen", berichtet der schottische Manager.
Alle Welt redet von neuen Ölfeldern, die für den steigenden Energiebedarf gebraucht werden. Dabei sind viele alte Lager noch gar nicht ausgebeutet. Nun erlauben es der technische Fortschritt und der steigende Ölpreis, aus den vermeintlich ausgelaugten Fördergebieten mehr herauszuholen. "Als wir hier 1987 mit der Ölförderung anfingen, dachten wir, dass das Feld 15 bis 20 Jahre hält. Heute können wir mit weiteren 20 Jahren rechnen", freut sich Cardno. Die Plattform Alwyn erlebt daher ihren zweiten Frühling. Gerüste werden gebaut, Wände gestrichen und neue Wohneinrichtungen für die Arbeiter angefügt. Vor allem aber: Neue Rohre werden verlegt, denn von immer weiter entfernten Bohrstellen pumpen die Arbeiter Öl und Gas kilometerweit an, um es auf Alwyn zu trennen, zu behandeln und an Land weiterzuleiten. Neue Messmethoden sowie verfeinerte Bohrtechniken in alle Richtungen und Tiefen von bis zu sieben Kilometern verlängern der Nordsee das Leben als Ölreservoir. Bisher konnten bei typischen Ölfeldern häufig nur 20 bis 30 Prozent der Vorkommen gefördert werden. "Heute sind beispielsweise bei einem Feld wie Ecofisk in der norwegischen Nordsee mehr als 50 Prozent möglich", sagt Yves-Louis Darricarrère, der Chef der wichtigsten Total-Konzernsparte Exploration und Produktion.
Ein neues Ölfeld namens Jura
Total wird im Mai oder Juni - nur rund eineinhalb Jahre nach der Entdeckung - im nördlichen Teil der Nordsee ein neues Ölfeld namens Jura anpumpen, das die Reserven von Alwyn um 50 Prozent erhöht. Zudem nehmen die Franzosen zusammen mit anderen Unternehmen erstmals vielversprechende Bohrungen westlich der Shetland-Inseln vor. Auch die Konkurrenz ist daher zuversichtlich. "Einige unserer Anlagen sind 32 Jahre alt, doch wir sind immer noch sehr aktiv in der Nordsee. Wir befinden uns in einem lebhaften mittleren Alter", sagt eine Sprecherin von Shell. ..." FAZ 21.4.
Sonntag, 20. April 2008
82,20 Hz.öl, Strom aus der Keksdose, Issing, Homann
mo 5° b, mi 11° w; der Frühling kommt so zögerlich herangeschlichen, als wollte er unerkannt bleiben. Dem entsprechen die Heizölpreise mit 82,20 im 14-Städte-Durchschnitt (neuer Höchststand). Na 15°, sonnig.
- Seit Bismarcks Abgang verfallen immer wieder große Teile der Deutschen Bevölkerung in große geistige Verwirrung: "Klimapolitik nach dem Sankt-Florians-Prinzip
Bürgerproteste gefährden die Stromversorgung in Deutschland / Von Andreas Mihm. BERLIN, 18. April. Die Bundeskanzlerin zeigte sich höchst besorgt. Einerseits wollten viele Bürger und Politiker aus der Stromerzeugung durch Kernenergie aussteigen, andererseits lehnten viele den Bau von Kohlekraftwerken ab. "Wie man dann noch Versorgungssicherheit und niedrige Preise in Deutschland schaffen soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Auch dagegen muss man intensiv einschreiten." Frau Merkel sagte das am 15. Januar in Berlin. Damals war der überraschende Beschluss der Bürger im saarländischen Ensdorf gegen den Neubau eines 1600-Megawatt-Kohlekraftwerks durch RWE noch frisch in Erinnerung, und Hamburg hatte gerade ein neues Kohlekraftwerk genehmigt, das mit dem Abschluss der schwarz-grünen Koalition nun wieder in Frage gestellt ist. ..." FAZ
- ... große geistige Verwirrung: "Teurer Sonnenstrom
Von Georg Küffner. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Technik der Photovoltaik ist faszinierend, schafft sie es doch, die auf die Erde "niederprasselnde" elektromagnetische Strahlungsenergie direkt in elektrischen Strom umzuwandeln. Solarzellen erledigen ihre Dienste, ohne dass das für die
Erderwärmung verantwortlich gemachte Kohlendioxid entsteht. Doch sollte der Ausbau dieser Technik mit Augenmaß und Verstand geschehen, was man von der seit Jahren für Solarstrom praktizierten Förderpolitik nicht behaupten kann. Horrend hohe Vergütungssätze für Sonnenstrom führen dazu, dass mehr Photovoltaikanlagen installiert werden, als in einem so schattigen Land wie Deutschland sinnvoll ist. ..." // Die Vergütungssätze sind so verrückt hoch, das es profitabel ist, Solarzellen in den Keller zu legen und das Licht anzulassen.
- große geistige Verwirrung in Hamburg: "... Im zweiten großen wirtschaftspolitischen Streitpunkt, dem Bau eines Kohlekraftwerkes in Hamburg-Moorburg, gibt es noch keine Lösung. In der Hamburger Industrie arbeiten 118.000 Menschen. Damit zählt die Stadt zu den größten Industriestandorten Deutschlands. Insbesondere die energieintensiven Unternehmen wie die Kupferhütte Norddeutsche Affinerie oder der Hafenbetrieb HHLA brauchen ein standortnahes neues Kraftwerk, um ihre Grundlastversorgung auch nach dem Abschalten der Kernkraftwerke in Brunsbüttel und Krümmel zu verkraftbaren Preisen zu sichern. Daher hatte sich Beust persönlich für Moorburg eingesetzt. Jetzt ist ihm die kurzfristige politische Willensbildung wichtiger als die langfristige wirtschaftliche Planung für seine Stadt. Und das ist kein gutes Signal an die Investoren in aller Welt. ..." FAZ
- "John McCain schärft sein wirtschaftspolitisches Profil. Der republikanische Präsidentschaftskandidat setzt auf Steuersenkungen und Staatsgarantien für Hausbesitzer. ..."
- "Man liest zuviel geringe Sachen, womit man die Zeit verdirbt und wovon man weiter nichts hat ..." Goethe zu Eckermann am 9.3.1831: " 'Der Euro als Erfolgsgeschichte, Geburt - Erfolg - Zukunft'.
gb. FRANKFURT, 15. April. Enthüllungen aus dem Innenleben des Eurotower gibt es nicht. Otmar Issing, der langjährige Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank und der Europäischen Zentralbank (EZB), ist ein zu seriöser Mann, um das Schweigegelübde ehemaliger Mitglieder des Zentralbankrats zu brechen. ... Statt dessen schreibt Issing ausführlich über seinen wichtigsten Beitrag zum Euro: die Entwicklung der berühmten "Zwei-Säulen-Strategie", innerhalb der die EZB Daten zur Realwirtschaft und zur Geldwirtschaft getrennt aufbereitet und als Grundlage für ihre geldpolitischen Entscheidungen nutzt. Issings Botschaft, eher diskret als marktschreierisch verfasst, lautet, dass der Euro gerade in Deutschland zu Beginn auf starke Vorbehalte gestoßen sei, sich diese Vorbehalte aber zumindest bisher als unbegründet erwiesen hätten. Dass er mit seiner "Zwei-Säulen-Strategie" einen wesentlichen Beitrag zur Zuverlässigkeit der EZB geleistet hat ... "
Issing, Otmar: Der Euro - Geburt - Erfolg - Zukunft
FAZ.NET 16. April 2008
- "Karl Homann 65 Jahre. Markt und Moral - passt das zusammen? In der deutschen Philosophie gibt es eine lange, unselige Tradition, die Markt und Wettbewerb als etwas prinzipiell Anrüchiges, Unmoralisches ablehnt. Die Verfolgung des Eigeninteresses, Triebfeder ... " F.A.Z.18. April 2008
- Zimbabwe, nach drei Wochen unterdrückt Mugabe das Wahlergebnis weiterhin, aber: "Bezahlte Farmbesetzer ... geringste Maisernte seit der Unabhängigkeit 1980. ... noch mehr Hunger. " Focus 16/2008
- Seit Bismarcks Abgang verfallen immer wieder große Teile der Deutschen Bevölkerung in große geistige Verwirrung: "Klimapolitik nach dem Sankt-Florians-Prinzip
Bürgerproteste gefährden die Stromversorgung in Deutschland / Von Andreas Mihm. BERLIN, 18. April. Die Bundeskanzlerin zeigte sich höchst besorgt. Einerseits wollten viele Bürger und Politiker aus der Stromerzeugung durch Kernenergie aussteigen, andererseits lehnten viele den Bau von Kohlekraftwerken ab. "Wie man dann noch Versorgungssicherheit und niedrige Preise in Deutschland schaffen soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Auch dagegen muss man intensiv einschreiten." Frau Merkel sagte das am 15. Januar in Berlin. Damals war der überraschende Beschluss der Bürger im saarländischen Ensdorf gegen den Neubau eines 1600-Megawatt-Kohlekraftwerks durch RWE noch frisch in Erinnerung, und Hamburg hatte gerade ein neues Kohlekraftwerk genehmigt, das mit dem Abschluss der schwarz-grünen Koalition nun wieder in Frage gestellt ist. ..." FAZ
- ... große geistige Verwirrung: "Teurer Sonnenstrom
Von Georg Küffner. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Technik der Photovoltaik ist faszinierend, schafft sie es doch, die auf die Erde "niederprasselnde" elektromagnetische Strahlungsenergie direkt in elektrischen Strom umzuwandeln. Solarzellen erledigen ihre Dienste, ohne dass das für die
Erderwärmung verantwortlich gemachte Kohlendioxid entsteht. Doch sollte der Ausbau dieser Technik mit Augenmaß und Verstand geschehen, was man von der seit Jahren für Solarstrom praktizierten Förderpolitik nicht behaupten kann. Horrend hohe Vergütungssätze für Sonnenstrom führen dazu, dass mehr Photovoltaikanlagen installiert werden, als in einem so schattigen Land wie Deutschland sinnvoll ist. ..." // Die Vergütungssätze sind so verrückt hoch, das es profitabel ist, Solarzellen in den Keller zu legen und das Licht anzulassen.
- große geistige Verwirrung in Hamburg: "... Im zweiten großen wirtschaftspolitischen Streitpunkt, dem Bau eines Kohlekraftwerkes in Hamburg-Moorburg, gibt es noch keine Lösung. In der Hamburger Industrie arbeiten 118.000 Menschen. Damit zählt die Stadt zu den größten Industriestandorten Deutschlands. Insbesondere die energieintensiven Unternehmen wie die Kupferhütte Norddeutsche Affinerie oder der Hafenbetrieb HHLA brauchen ein standortnahes neues Kraftwerk, um ihre Grundlastversorgung auch nach dem Abschalten der Kernkraftwerke in Brunsbüttel und Krümmel zu verkraftbaren Preisen zu sichern. Daher hatte sich Beust persönlich für Moorburg eingesetzt. Jetzt ist ihm die kurzfristige politische Willensbildung wichtiger als die langfristige wirtschaftliche Planung für seine Stadt. Und das ist kein gutes Signal an die Investoren in aller Welt. ..." FAZ
- "John McCain schärft sein wirtschaftspolitisches Profil. Der republikanische Präsidentschaftskandidat setzt auf Steuersenkungen und Staatsgarantien für Hausbesitzer. ..."
- "Man liest zuviel geringe Sachen, womit man die Zeit verdirbt und wovon man weiter nichts hat ..." Goethe zu Eckermann am 9.3.1831: " 'Der Euro als Erfolgsgeschichte, Geburt - Erfolg - Zukunft'.
gb. FRANKFURT, 15. April. Enthüllungen aus dem Innenleben des Eurotower gibt es nicht. Otmar Issing, der langjährige Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank und der Europäischen Zentralbank (EZB), ist ein zu seriöser Mann, um das Schweigegelübde ehemaliger Mitglieder des Zentralbankrats zu brechen. ... Statt dessen schreibt Issing ausführlich über seinen wichtigsten Beitrag zum Euro: die Entwicklung der berühmten "Zwei-Säulen-Strategie", innerhalb der die EZB Daten zur Realwirtschaft und zur Geldwirtschaft getrennt aufbereitet und als Grundlage für ihre geldpolitischen Entscheidungen nutzt. Issings Botschaft, eher diskret als marktschreierisch verfasst, lautet, dass der Euro gerade in Deutschland zu Beginn auf starke Vorbehalte gestoßen sei, sich diese Vorbehalte aber zumindest bisher als unbegründet erwiesen hätten. Dass er mit seiner "Zwei-Säulen-Strategie" einen wesentlichen Beitrag zur Zuverlässigkeit der EZB geleistet hat ... "
Issing, Otmar: Der Euro - Geburt - Erfolg - Zukunft
FAZ.NET 16. April 2008
- "Karl Homann 65 Jahre. Markt und Moral - passt das zusammen? In der deutschen Philosophie gibt es eine lange, unselige Tradition, die Markt und Wettbewerb als etwas prinzipiell Anrüchiges, Unmoralisches ablehnt. Die Verfolgung des Eigeninteresses, Triebfeder ... " F.A.Z.18. April 2008
- Zimbabwe, nach drei Wochen unterdrückt Mugabe das Wahlergebnis weiterhin, aber: "Bezahlte Farmbesetzer ... geringste Maisernte seit der Unabhängigkeit 1980. ... noch mehr Hunger. " Focus 16/2008
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