Montag, 11. Oktober 2010

Blauer Montag





Up, up and away bei diesem Wetter



- Syrien:
Türkische Fischer fischen nicht nur frischen Fisch: auch ein toter Geheimdienstgeneral findet sich gelegentlich im Netz. General Iwanow hatte im syrischen Tartus eine im Bau befindliche russische Marinestation inspiziert und war dann verschwunden. Moskau, stets im Dienste des Friedens engagiert, liefert Syrien wieder gehäuft Waffen. Die libanesische Hizbullah soll außerdem ihre Waffen von Teheran über Syrien beziehen.
Die Dynastie Assad wird wohl mit russischer Hilfe auch in den nächsten 50 Jahren alle arabischen Terrorbanden mit Waffen versorgen.

Wer die israelische Wespentaille vor Augen hat, kann gut verstehen, daß Israel diese strategische Schwachstelle beseitigen will. Ohnehin wäre die völlige Annektierung des Westjordanlandes unter einem Autonomiestatut die beste Lösung, denn in keinem arabischen Land ist ein säkular und friedlich gesinnter Araber so sicher wie in Israel, in keinem einzigen arabischen Land winken Wohlstand und Zivilisation.

- Literatenfriedenpreis an israelischen Literaten: Warum bekommt dieses Preislein nicht ein Palästinenser, der die seit 50 Jahren ausstehende Gewaltsverzichterklärung gegenüber Israel erklärt?
Weil der sofort von Hamas und Al Fatah ermordet würde?

- "Palästinenser lehnen Angebot Netanyahus ab. (Abendnachricht)
Keine Anerkennung von jüdischem Staat gegen Baustopp.
Israels Ministerpräsident Netanjahu hat den Palästinensern einen Baustopps von Siedlungen im angeboten, falls diese sein Land als einen jüdischen Staat anerkennen. Aus Ramallah kam umgehend ein Nein. ..." NZZ 11.10.10
Die Palästinenserfunktinäre denken nur an den nächsten Angriff auf Israel. Der Geschichtslehrling Obama sollte einmal über die letzten zehn Gesprächsrunden über Nahost nachdenken.-
Ist Nachdenken eigentlich im Jurastudium vorgesehen?


- Kernige SPD, Willy Brandt: der Ex-Staatsminister der SPD, Karl Moersch, erinnert in einem Leserbrief daran, daß Brandt 1973 den Bau von mindestens 12 neuen Kernkraftwerken als Regierungspolitik der SPD vorstellte; es sollte eine Kernkraftleistung von 50.000 Megawatt erreicht werden.
Eine gute Erinnerung in Zeiten, in denen neue Strompreiserhöhungen ins Haus stehen, weil ineffizienter Windmühlen- und Solarstrom subventioniert wird. Niederträchtigerweise durch Zwangsgebühren des Stromkunden.
In Stuttgart gibt es eine Fanatikerbande, die sich "Parkschützer" nennt - gegen die Landschaftsverschandelung durch Windmühlen und Solarbretter haben diese Burschen nichts.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Wo bleibt der Tango?






Alles so schön flach da




- Argentinien, aber was ist es?

Anläßlich der Buchmesse quellen die Zeitungen über von Artikeln über Argentinien. 1930, als es in Argentinien mehr Autos gab als in Frankreich und mehr Telefone als in Japan (Tomas E. Martinez) schrieb Ortega y Gasset den Essay "Argentinische Intimitäten", dort heißt es:
"Der anomale Fortschritt des argentinische Staates offenbart die großartige Idee, die das argentinische Volk von sich selber hat. ... Die Masse begeistert der Anblick ihres Staates; denn er ist ihr Abbild und zerstampft mit niederwalzender Wucht ohne beträchtliche Mühe jeden ungefügen Willen, der ihm die Stirne zu bieten wagt. ... Beim Argentinier handelt es sich gewöhnlich nicht um schlechte Begabung, sondern er hat sich nie der Tätigkeit, die er ausübt, verschrieben, er hat sie nicht als seine Lebensbestimmung aufgefaßt, er betrachtet sie nie als endgültig, sondern als vorübergehende Station auf dem Weg zum einzigen, das ihn interessiert: seinem Aufrücken in eine höhere Vermögensstellung oder soziale Rangstufe."
(Ortega, Triumph des Augenblicks, Essays, S. 245, 259)

In seinem "Kleinen historischen Versuch über Argentinien", so der Untertitel seines Aufsatzes in der NZZ (Zweihundert Jahre Einsamkeit, 2.10.10) nimmt es wunder, daß Martinez nirgendwo auf Ortega Bezug nimmt, auch nicht auf den Wirtschaftshistoriker Davis Landes und dessen Werk "Wohlstand und Armut der Nationen".
Wenn man sich Gedanken über den Niedergang seines Landes macht, dann sollte man nicht nur ein paar Literaten gelesen haben. Die argentinische Diskussion Anfang des 20. Jahrhunderts, ob nicht im Hinblick auf den zunehmenden Wohlstand der protestantischen USA auch Argentinien die Zuwanderung nichtkatholischer Europäer zulassen solle, scheint dem Argentinier Martinez unbekannt zu sein. Die Erörterung wurde von den katholischen Interessenten abgeblockt, eine Änderung der Einwanderungsbedingungen unterblieb. Der Niedergang Argentiniens blieb. Die Neigung zu päpstlichen Führern, gemischt mit Prunksucht und Überheblichkeit - diese Mischung blieb ebenfalls.
Desgleichen wohl auch das Fehlen eines protestantischen Berufethos, wie es Ortega klug erörtert und beschreibt.
Vielleicht gilt auch immer noch, womit Ortega seine Betrachtungen schließt:
"Wie man sieht, ist der 'guarango' die ausschweifende und gröbste Form dieses Hanges zur Selbstbespiegelung, an dem der argentinische Mensch krankt."
Natürlich dürfen sich auch Nichtargentinier überlegen, wie es um ihr Berufsethos und ihre Einwanderungsbedingungen bestellt ist.
Das Beispiel Argentiniens gibt ebenfalls zu denken. Silberland ist abgebrannt.

Samstag, 9. Oktober 2010

In dieser Sonne will ich sitzen eine Weile




In dieser Sonne will ich sitzen eine Weile
Mit Lust das samt'ne Blau genießen
Der Flieger zieht hoch oben seine Zeile
Und Südwind streichelt sanft die Wiesen





- Überraschung: SPD-Mitglied Wehler entlarvt Wulff, Merkel, Westerwelle, Gabriel, Künast etc. als Politzwerge; die ZEIT kam nicht daran vorbei, den Artikel des Erzsozialdemokraten zu drucken, wenn auch weiter hinten:
" Parteiausschluss undenkbar.
Hans-Ulrich Wehler, Deutschlands bedeutendster Sozialhistoriker, verteidigt Thilo Sarrazin in einem Zeitungsbeitrag. Damit gibt er der Debatte um dessen umstrittene Integrationsthesen eine völlig neue Wendung. ..." Kaube spricht mit Wehler FAZ 8.10.10

Freitag, 8. Oktober 2010

Verklärter Herbst






Das Weinlaub leuchtet





Verklärter Herbst

Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.

1912 Georg Trakl (1887-1914)

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Tattoo you







Lohnt die Lektüre, was man nur von wenigen Romanen sagen kann





- Haftung, die einzige Sprache, die gut verstanden wird: Jerome Kerviel zu 3 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt sowie zu Schadenersatz von 4,9 Mrd.


- Die Sprache eines Romans dagegen ist vieldeutig.
Schirrmacher : "dass Kunst und Literatur Menschen verändern können, der „Zauberberg“ ist der Roman der intellektuellen Steigerung eines ganz mittelmäßigen, eigentlich ziemlich dummen Jungen aus Hamburg." (Thilo Sarrazin im Streitgespräch, FAZ 1.9.10)
" Abenteuer im Fleische und Geist, die deine Einfachheit steigerten ", heißt es in den letzten Zeilen des Romans. Hans Castorp lernt dazu, zweifellos, durch Madame Chauchat, Naphta und Settembrini, von einer "intellektuellen Steigerung" zu sprechen, überdehnt die Bedeutung dieses Bildungskapitels auf dem Zauberberg. In der Atmosphäre des infektiösen Treibhauses wird nicht gelernt: klares, diszipliniertes bürgerliches Denken, konstruktiver Pragmatismus, politische und geschichtliche Analyse etc. So kann man einen Roman mißverstehen, und für den FAZ-Feuilletonisten Schirrmacher und sein überall oberflächliches Verstehen ist das ja auch ganz typisch, ob er nun von der Basenabfolge des Genoms handelt, marktschreierisch "Entschlüsselung des Genoms" geheißen, oder ob er Sarrazins Buch liest und überall "Biologismus" versteht, obwohl er biologisch völlig ungebildet ist und Biologie in Sarrazins Buch nur eine Nebenrolle spielt.

- Könnte sich Herr Wulff nicht "Allahu Akbar" auf die Wange tätowieren lassen, nicht auf Arabisch, wohlgemerkt, der Originalsprache Allahs, sondern latinisiert, dergestalt das Verbindende der abrahamitischen Religionen betonend?
Am besten ginge er dann auch dorthin, wo der Islam tatsächlich die Grundlage von Staat, Politik und Kultur bildet, "Teil des Landes" ist, zB nach Persien, Saudi-Arabien, Kuweit etc. Da kann er erste Kenntnisse über den Islam erwerben:

" Im islamischen Gemeinwesen hingegen ist die Steinigung eine öffentliche Angelegenheit. Für den Vollzug gibt es detaillierte Vorschriften. Die Steine dürfen nicht zu schwer sein, weil dann die Bestrafung nur von kurzer Dauer wäre, sie dürfen nicht zu klein sein, weil dann der Tod allzu lange hinausgezögert würde. Gedanken machen sich die Schariagelehrten auch darüber, wie die Werfer sich aufzustellen haben und ob ein Opfer, dem es zu entkommen gelingt, von weiterer Strafverfolgung frei sei.
Nach den Regeln ihrer Zunft handeln selbst noch die Autoren der kuweitischen Enzyklopädie (erschienen in den Jahren 1993 bis 2007) diesen Stoff ab. Dass dieses ganze theozentrische Gedankengebäude mit der heutigen Auffassung von der unveräußerlichen Würde des einzelnen Menschen nicht im entferntesten zu vereinbaren ist, kommt ihnen keinen Augenblick in den Sinn. ..." Vier Männer müssen die Unzucht der Frau bezeugen: Die Steinigung, eine Züchtigung gemäß islamischem Recht / Von Tilman Nagel, Orientalist, FAZ 20.10.10

Wulff könnte sich dann auch ein paar Gedanken machen, was der Unterschied zwischen dem Islam im allgemeinen und Mohammedanern sein könnte. Letztere gibt es in allen Schattierungen, sogar solche, die dem Islam abgeschworen und damit nach der Scharia ein todeswürdiges Verbrechen begangen haben.
War je ein Bundespräsident noch unbedarfter?