Sonntag, 12. Februar 2012

Darf’s noch weniger sein?





Zum irdischen Seelenheil mit STOA und Epikur (341-270) - im 4. und 3. Jahrhundert vor Seneca



Zweifellos ist die Abkehr vom blutigen Opferkult ein interessantes und prägnantes Phänomen in der Entwicklung der monotheistischen Religionen. (Guy Stroumsa, „Das Ende des Opferkults“. Die religiösen Mutationen der Spätantike.) Erscheint diese Zivilisierung aber nicht im Nachgang des stoizistischen und epikureeischen Denkens? Sind nicht viele Autoren seit Platon Türöffner für sublime Weltbetrachtung gewesen, die im Weiteren auch zu Selbstreflektion und Subjektivität führten? Bereitet nicht bereits die Behandlung des tragischen Zwiespalts der ANTIGONE bei Sophokles (497-406) u.a. die subjektive Reflektion vor? Auch die Perspektivenwechsel in des Euripides (480-406) TROERINNEN (vgl. Aischylos, DIE PERSER) weist in diese Richtung. Dazu ist manche monotheistische Gruppierung bis heute nicht fähig.

Man darf wohl erwähnen, daß die Aufgabe der blutigen Schlachtopfer bei den Monotheisten die Wendung der Blutgewalt nach außen, zur Abschlachtung der Fremdgruppe nicht verhinderte. Die von Jan Assmann (Zum Seelenheil ganz ohne blutige Opfer, FAZ 8.02.2012) gesehene “Vergeistigung” hatte ihre engen Grenzen.

Samstag, 11. Februar 2012

Bravo!





Die Sonne! Sie scheint auch heute! Seit einer Woche.
Dabei ist es kalt, nachts -15°C, mittags -3°C.
Aber sie scheint, die Sonne, unser großer Fusionsreaktor.
Die Sonnenstrahlen bewirken bei niedrigem Sonnenstand im Winter nur wenig Erwärmung auf direkte Weise. Die langwellige Rückstrahlung vom Erdboden wird auch nicht vom Phantasiegas CO2 in der Atmosphäre wiederum zurückgeworfen. Die Füße bleiben kalt. Aber Hauptsache, die Sonne scheint!
Auf, auf, hinaus ins freie Land!

Freitag, 10. Februar 2012

Wer hätte das 1968 gedacht






Wenn es denn dem Informieren, Diskutieren und Erkennen dient, kann man schwerlich etwas gegen eine Boulevard-Zeitung haben, die ein neues Buch vorstellt, DIE KALTE SONNE, in dem Prof. Werner Weber, Prof. Shaviv, Prof. Scafetta und Prof. Svensmark Beiträge geschrieben haben, neben den beiden Herausgebern und Autoren Vahrenholt und Lüning.


Die große Zahl steht meistens für den großen Irrtum, ob bei Wissenschaftsbeamten oder anderen - wissenschaftlicher Fortschritt war stets die Sache einzelner gegen die Herde.

In Europa hielt man immer viel von Einheit und Einheitsmeinung, doch war es seit Stalin und Hitler noch nie so weitgehend gelungen, eine Einheitsmeinung in einem wichtigen, kostspieligen Punkt wie der Klimaprophetie herzustellen, und auch eine Menge Amerikaner machen da mit.
Über die geschickte Nutzung der UNO und ihres “Weltklimarates” (IPCC) wird zudem die Klimaeinheitsmeinung weltweit verbreitet.

Während aber in den USA zugleich sehr kontrovers diskutiert wird, haben sich praktisch alle deutschen Druckmedien ohne Ausnahme selbst gleichgeschaltet, nur gelegentlich durchbrochen etwa in der FAZ und WELT. In der FAZ gibt der Zoologe Müller-Jung den Wadenbeißer gegen unbotmäßige Klima-Standpunkte.
Insofern kann auch der Nichtbildzeitungsleser nur begrüßen, daß die BILD-Zeitung etwas tut, was in der FAZ kaum noch möglich ist, was aber zum guten Bestand eines freiheitlichen Kommunikationsraums zwingend dazugehört: Audiatur et altera pars. Hören wir auch die Gegenseite.

Donnerstag, 9. Februar 2012

Viele Seelchen schweben über deutschen Ländern




So einen Hugo mit Kappe von Franzien (940-996) hatten die 1800 Deutschländer nicht

(Bildphantasie Carl von Steuben, 1837 / Wiki.)




Thea Dorn und Richard Wagner haben ein Buch mit dem Titel Die deutsche Seele herausgebracht.

So wenig es eine "Seele" gibt, so wenig gibt es eine "Nationalseele". Solche Annahmen entsprangen vor allem dem Nationalismus. Was hätten auch Südfranzosen mit Nordfranzosen zu tun?
Hugo Capet und seine Dynastie haben allerdings gemeinsame Kommunikationsräume, schließlich einen zentralen Kommunikationsraum bewirkt, der von den Jakobinern in Blut getaucht und institutionell verstetigt wurde mit der diktatorischen Zentrale Paris.
Gemeinsame Kommunikationsräume schaffen kulturelle Traditionen, die sehr stabil sein können, wie die Gruppen der Amisch, Mennoniten und Hutterer zeigen. Sie können aber auch durch geschichtliche Katastrophen und beständigen Kulturkampf perforiert werden wie in Deutschland.
Die vielen Deutschländer von Holstein bis Kärnten besaßen aber nie einen Zentralisator wie Hugo Capet und seine Nachfolger. Der Eroberer Napoleon zerschlug das DEUTSCHEN REICH mit seinen rund 1800 reichsunmittelbaren Herrschaften. Der lockere Deutsche Bund beerbte ab 1815 mit 38 Mitgliedern das alte Reich bis 1866, mit dem Norddeutschen Bund (22 Deutschländer) wurde die große deutsche Trennung in Preußendeutschland und Österreich endgültig.
Deutschschweizer und Österreicher gingen eigene Wege, und auch Friesen und Bayern trennen kulturelle Traditionen. Das macht aber nichts. Gäbe es den sozialistischen Länderfinanzausgleich nicht, stärkte das sogar Wettbewerb und Wohlstand.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Großformat







Lob von Gescheitlinks: Wolfgang Venohr würdigt Friedrich II.




Gut, die Liste seiner Fehler ist lang, wie das bei Menschen zu sein pflegt, aber wenn man sich umblickt und auf die Merkel, Wulff, Gabriel, Sarkozy, Monti, Barroso, Zapatero, Papandreou etc. blickt – dann schneidet er nicht schlecht ab: Friedrich Hohenzollern, der Zweite, vor 300 Jahren geboren. Er pflegte seine Deutschfeindlichkeit nicht hinterrücks, wie das heute zu sein pflegt, deutsch sprach er nur mit den Pferden. Ganz im Stil der Pariser Kritik beklagte der französisierende Friedrich noch sechs Jahre vor seinem Tod in der Schrift „De la litterature allemande“ von1780 die zuchtlose Verwilderung der deutschen Sprache und geißelt die abscheulichen Plattheiten in Goethes „Götz von Berlichingen“, den er vermutlich nie gelesen hat.
Trotzdem nahm Goethe ihm das nicht krumm, vielleicht las er seinerseits Fritz nicht, jedenfalls bekannte er in „Dichtung und Wahrheit“, daß er und andere seiner schreibenden Generation ganz „fritzisch“ gesonnen gewesen seien und meint weiter:
„Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie ... Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein Gehalt, und zwar ein nationeller; an Talenten war niemals Mangel ...“
Friedrichs Liebe und Förderung für alles Französische und die entsprechenden französischen Einflüsse sieht Goethe dialektisch und insofern „den Deutschen höchst förderlich, indem sie dadurch zu Widerspruch und Widerstreben aufgefordert wurden; ebenso war die Abneigung Friedrichs gegen das Deutsche für die Bildung des Literarwesens ein Glück ... Man tat, was man für recht erkannte, und wünschte und wollte, daß der König dieses deutsche Rechte anerkennen und schätzen solle.“ (7. Buch) Goethe tat das seine und führte, Schiller und andere waren auch noch dabei, die deutsche Sprache wie die Literatur auf einen Gipfelpunkt, auf dem wir heute noch bequem stehen können, wenn wir denn wollen. Das Denglische liegt den heutigen Bundestäglern aber näher als das klassische Deutsch, doch ihr Englisch ist meist recht schlecht, nie könnten sie darin schreiben, wie Friedrich es tat in seinem Französisch. Und er konnte nicht nur schreiben, sondern auch komponieren und musizieren, er brachte sein Land auf allen Gebieten voran, weswegen er bei den französischen Intellektuellen geachtet war und gelobt wurde. „Gute Regierung“ war dabei der Maßstab, der Friedrich über alle seine europäischen Mitregenten hinaushob. Sein Führungsformat, insbesondere bei der Rückkehr zu seines Vaters Friedenspolitik, war beeindruckend.
Man darf also füglich wie Goethe „fritzisch“ gesonnen sein, ohne Friedrichs Fehler zu vergessen. Zu denen gehört gewiß sein Atheismus nicht, da hat er uns, anders als Jürgen Kaube meint („Porzellan mit Wertaufdruck“, FAZ 24.1.12), auch heute noch Gültiges zu sagen. Und nicht zuletzt ist seine auf die Tüchtigkeit der Einwanderer gestellte Zuzugspolitik richtungweisend.