Sonntag, 18. August 2013

Der Held der westlichen Welt






Zu Währung und Außenhandel legte 1974 der Finanzjournalist Fritz Diwok "Die DM-Legende" vor, sein bis heute lesenswertes Buch.
Auch eine gute Einführung in Währungs- und Geldpolitik.



Ja, da ging’s richtig los: 1952 wird Westdeutschland Mitglied im Internationalen Währungsfond und der Weltbank. Februar 53 wird die Goldparität der DM vom IWF festgelegt, was 4,20 DM/USD entspricht. Ein sehr, sehr günstiger Kurs für die deutsche Exportwirtschaft! Ein Geschenk geradezu. Wenig später folgt das Londoner Schuldenabkommen. Im Mai dann der Wiederbeginn des multilateralen Devisenkassahandels. … Und das bekannte Wirtschaftswunder mit dem parteilosen Erhard, den Adenauer stützte.

Samstag, 17. August 2013

Was wird Issing sagen?

Sarrazin und Issing im Januar 2013 bei der Ludwig-Erhard-Stiftung mit Moderatorin Weidenfeld - 
Ex-Bundebankvorstand Sarrazin sprach zum Thema "Die Zukunft Europas: Mit oder ohne Euro?" 
Die Ludwig-Erhard-Stiftung hatte ihn und den ehemaligen Chefvolkswirt der EZB, Otmar Issing, zur europäischen Zukunftsdeutung eingeladen.




Aus einer Korrespondenz:
Marktwirtschaft braucht Haftung, wer schlecht gewirtschaftet hat, muß dafür einstehen wie Lehman Brothers. Wer gut gewirtschaftet hat, wie die Deutsche Bank, kann sich mit seinen Kunden freuen und natürlich auch entsprechend entlohnen. An laufende Verträge sind allerdings auch schwache Banken gebunden. Zum Kern der Problematik stoßen Sie aber nicht vor: Staatsanleihen galten bis zur Staatsschuldenkrise als ausfallsicher und mußten nicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Die EU und die Eurozonenländer der Peripherie haben es durch ihre Großschuldenwirtschaft und manipulierte Zahlen - Griechenland hat von Anfang an gefälscht -  dazu gebracht, daß Eurozonen-Staatsanleihen nicht mehr sicher sind und die Banken mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Ich bin weder Bankkaufmann noch verheiratet oder verschwägert mit einer Bank, und überall, besonders im Staatsapparat, werden Fehler gemacht - aber eine allgemeine Bankenschelte ist nicht zielführend. Übrigens zahlen schwache Banken ihre Rettungskosten zurück; wenn sie das dauerhaft nicht können, sollen sie schließen. Man denke nur an die politischen Landesbanken.
Vor einer Bankpanik sollte man große Angst haben. Vor Schuldenschnitten auch:
Im März 12012 sahen sich 85% der Gläubiger griechischer Staatsanleihen genötigt, auf 50% ihres Geldes zu verzichten. Damit reduzierten sich die Schulden Athens um ca. 100 Mrd. Eine schlimme Geschichte für die Banken und Versicherungen. Noch viel schlimmer für die privaten Kleinanleger, die Altersruhegeld in griechischen Staatsanleihen angelegt haben. Am schlimmsten für die griechischen Rentner, die einen Teil ihrer Rente über die Zinszahlungen der Athener Anleihen eingeplant haben. Die auch teilweise griechische Papiere gekauft haben, um ihrem Land zu helfen. Die mußten bitter erfahren, daß griechischen Politikern nicht zu trauen ist. Der damalige Regierungschef Papademos war bei der Einführung des Euros in Griechenland griechischer Zentralbankchef und einer der Verantwortlichen für die gefälschten Statistiken.

Aber Otmar Issing, einer der Euro-Väter, meinte im Juli 2011:
„Eine Umschuldung im Euro wäre der GAU“
Für den ehemaligen EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing gibt es keine Alternative zu einem harten Schuldenschnitt Griechenlands. Eine weitere Mitgliedschaft in der Währungsunion würde deren Ende bedeuten, sagt er im F.A.Z.-Gespräch.” (19.7.11)
Das sind die Probleme. Sie sind schwerwiegend. Sie geben den Krakeelern und Straßenkämpfern Rückenwind. Aber mit einer Kriegsgefahr hat das rein gar nichts zu tun. Es beflügelt die Desintegration in der EU, die Briten, die ohnehin so schlau waren, ihre Währung zu behalten, ziehen sich möglicherweise ein Stück aus der EU zurück. Das ist ein Schuß vor den Bug der Brüsselkraten und ihrer Regelungswut. Mit einer “Gefährdung des Friedens” (AfD Rhein-Berg) hat das nichts zu tun. Nach wie vor zeigt sich der gewichtige und welterfahrene Währungswissenschaftler Issing überzeugt, daß es den Euro noch lange geben werde. Er ist stark und stand gestern bei 1,3328 zum USD. Der Nord-Euro nach Henkel ist eine Option. Die Vorteile des Euros wegen seiner gravierenden Nachteile zu übersehen, würde nicht von Klarsicht zeugen. Aber:

“"Deutschland kann die Euro-Zone nicht retten"

Kai A. Konrad, Chefberater des Finanzministers, erwartet das Kollabieren der Euro-Zone. Er schlägt einen Ausstieg Deutschlands aus der Währungsunion vor – Europa müsse gerettet werden, nicht der Euro.” WELT 17.8.13
Konrad ist allerdings nur Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium. Wissenschaftliche Beiräte werden von Politikern nicht sehr ernst genommen. Aber immerhin, das wird Schäuble nicht freuen.

Es bleibt problematisch. Daher hat die AfD ihre Berechtigung. Reißerische Blättchen eher nicht.

Freitag, 16. August 2013

AfD - keine bürgerliche Alternative?







“Millionenboni für Zocker?
Und Niedriglöhne für Pflegepersonal?”

So die Alternative für Deutschland Rheinisch-Bergischer Kreis auf dem kleinformatigen Handzettel A5 an erster Stelle.

Das hätte der bekannte Ökonom Starbatty, der in Berlin für die AfD kandidiert, nicht unterschrieben. Alle Bereiche in Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren nach eigenen Regeln. Die Erfolgsbeteiligung von Investmentkaufleuten wird nicht von Parteien oder Parlamenten festgelegt.
Pflegepersonal arbeitet in einer völlig anderen Sparte als Börsenmakler oder Fondsmanager. Was überhaupt hier unter “Zocker” bezeichnet werden soll, bleibt völlig unklar. Man muß in der Wahlkampfwerbung vereinfachen, aber nicht verblöden. Solche Sprüche liefern “Die Linke” und die NPD. Dort sind sie zu Hause.

“Rettung von Pleitebanken. Und kein Geld für Bildung?” folgt als nächstes auf dem Handzettel. Das würde Konrad Adam, bekannter Journalist und Vorstandsmitglied der AfD, nicht unterschreiben. Seine langjährige Kritik in der FAZ galt den rotgrünen Bildungsreformen, die das Niveau der Schulausbildung immer weiter abgesenkt haben bei ständig steigenden Ausgaben für die Schulen.
Bei den Pleitebanken darf man nicht übersehen, daß es dabei vor allem auch um die Finanzierung der Staatsverschuldung und ihre Zinskosten geht. Und daß eine Bankenpanik unbedingt im Sinne des Bankkunden zu vermeiden ist. Man muß die Themen einfach behandeln, aber nicht einfacher als einfach, sonst landet man bei der BILD-Zeitung.

“Der Euro gefährdet den Frieden” formuliert ein weiterer Punkt auf der Rückseite. 
Hans-Olaf Henkel, prominenter Wahlkämpfer für die AfD, spricht vom “Spaltpilz” Euro. Das trifft die Sache. Der Frieden ist nicht in Gefahr, der Euro schafft aber Unfrieden. Wahlwerbung darf nicht reißerisch überziehen, das sollte man “Der Linken” und der NPD überlassen.
Wenn die AfD Rhein-Berg bürgerliche Standards nicht einhalten will, verdient sie keinen Erfolg und wird ihn auch nicht haben. Reißerischen Blödsinnswahlkampf bieten viele andere Parteien auch an.

Die wegen des EEGs steigenden Strompreise werden dagegen gar nicht angesprochen.

Ich werde diese Werbung ins Altpapier geben.

Donnerstag, 15. August 2013

Dunkelmann zu Dunkelmann




Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz warnt vor der „Alternative für Deutschland.“ Ein Bischof aber hat kein Mandat, sich in den Wahlkampf einzumischen. Wer es dennoch tut, fällt hinter die Moderne zurück.
FOCUS-online, Kissler


Die katholischen Dunkelmänner halten den Mund nicht, sie hätten es wieder gern
händchenhaltend mit dem Staatsapparat wie ihre russisch-orthodoxe Verwandt-
schaft. Tyrann gesellt sich gern zu Tyrann.

Die erste Außenministerin Obamas, Clinton, übrigens eine Juristin wie Westerwelle, stellte sich vor, wenn sie nett zu Putin wäre, dann wäre Putin auch nett zu ihr. Das hat sie wahrscheinlich im Kindergarten gelernt und ist haften geblieben. Bei Kindern kann das ja auch vorkommen. Putin aber lächelte nur, als Clinton ihm 2009 eine Schachtel mit einem RESET-Knopf darauf überreichte. Vielleicht hatte sie die Schachtel noch aus dem Kindergarten? Obama hat jedenfalls gelernt, daß Putin seine eigenen Interessen verfolgt und dabei vor nichts zurückschreckt. Siehe Chodorkowsky, Politkowskaja, Magnitsky, Nawalny etc.

Erstaunlich ist, daß Putin hierzulande allerhand Freunde besitzt. Da Putin der Charme eines Pitbulls eignet, hat das wohl mit atavistischen Bildern zu: ein Land, ein Volk, ein Führer.

Mittwoch, 14. August 2013

Rot ist auch bei Zahlen schlecht






SALZGITTER Stahl meldet jetzt auch Verlust - wirtschaftliches Handeln ist Schwankungen unterworfen. 
Im Falle der IVG (Industrieverwaltungsgesellschaft) schwankt die ganze Firma seit Jahren schon, nachdem das Immobilienunternehmen jahrzehntelang ein Hort der Solidität war. 
Insbesondere das Großprojekt am Frankfurter Flughafen THE SQUAIRE hat das Unternehmen an den Rand des Konkurses gebracht. Zu teuer, zu wenig vermietet, zu wenig wert durch schwache Immobilienbewertungen - Managementfehler? 
Zweifellos. Aber wenn die Erwartungen des Vorstands eingetroffen wären, dann würde das Management gefeiert. Managementfehler sind eine Fehler-Sorte besonderer Art. Sie resultieren nicht aus Dummheit, Lässigkeit und Faulheit, sondern entspringen der Unsicherheit des Planens und den vielfältigen Entwicklungen während der Realisierungsphase. Die IVG hätte einen Generalunternehmer beauftragen müssen, heißt es. Möglich. Hinterher weiß man es immer besser. Aber Leerstände kann ein Generalunternehmer auch nicht wegzaubern. Wirtschaftliches Handeln ist und bleibt ein Risiko, das ist die Lehre in vielen Fällen. Und es gibt Unternehmer, die damit besser umgehen können als andere. 
Aber auch das kann sich ändern. Die Manager von Thyssen-Krupp, namentlich der inzwischen zurückgetretene Ekkehard Schulz, waren jahrelang erfolgreich und machten Thyssen-Krupp zu einem Erzeuger besonders hochwertigen Stahls. Um den europäischen Überkapazitäten zu begegnen, bauten sie eine Stahlhütte in Brasilien, die an ein ebenfalls neu errichtetes Weiterverabeitungswerk (Flachstahlwalzwerk) in den USA liefert. Davon versprach man sich sehr viel und allgemein wurde diese Strategie gelobt. Nach Kostenüberschreitungen bei der Errichtung produzieren beide Werke bis heute Verluste und sollen seit gut einem Jahr verkauft werden. Sie werden mit 3 Mrd. bewertet, ohne daß sich bisher ein Käufer zu diesem Preis gefunden hätte.

Wirtschaftliches Handeln ist riskant. Es sollte nicht zusätzlich durch unnötige negative Rahmenbedingungen belastet werden, als da wären mutwillige Energieverteuerung, immerwährende Steuererhöhungen, Währungsexperimente, Staatsverschuldung etc.