Sonntag, 4. November 2018

Burda traut sich was

Da schau her:

"... Der ame­ri­ka­ni­schen Wirt­schaft hat die­se prä­si­dia­le Miss­ach­tung der her­kömm­li­chen Volks­wirt­schafts­leh­re bis­lang nicht ge­scha­det, denn sie wächst stark, und die­ses Wachs­tum be­schleu­nigt sich. Laut dem Bu­reau of Eco­no­mic Ana­ly­sis be­trug 2017 das rea­le Wachs­tum 2,5 Pro­zent. Im zwei­ten Quar­tal die­ses Jah­res stieg es auf 4,2 Pro­zent (aufs Jahr hoch­ge­rech­net). Für das lau­fen­de drit­te Quar­tal sagt die ver­blüf­fend treff­si­che­re­re „GD­P­Now“ Pro­gno­se der Fed von At­lan­ta der­zeit sat­te 4,1 Pro­zent Wachs­tum vor­aus.
Das sind traum­haf­te Zah­len, die mit ei­ner be­trächt­li­chen Er­hö­hung der Be­schäf­ti­gung ein­her­ge­hen. Der Be­schäf­ti­gungs­grad von er­werbs­fä­hi­gen Er­wach­se­nen hat fast wie­der das Ni­veau von En­de 2008 er­reicht, al­so be­vor die Fi­nanz- und Wirt­schafts­kri­se voll zu­schlug. Seit Trumps Amts­ein­füh­rung ist die zi­vi­le Be­schäf­ti­gung um 3,5 Mil­lio­nen be­zie­hungs­wei­se 2,5 Pro­zent ge­stie­gen. Die Ar­beits­lo­sen­quo­te wur­de auf 3,7 Pro­zent ge­drückt, das nied­rigs­ten Ni­veau seit 1969. Das Stim­mungs­ba­ro­me­ter der Na­tio­nal Fe­de­ra­ti­on of In­de­pen­dent Busi­ness ver­zeich­net den höchs­ten Wert seit 1983 und neue noch nie er­reich­te Höchst­wer­te bei Neu­ein­stel­lun­gen und of­fe­nen Stel­len klei­ne­rer und mit­tel­stän­di­scher Un­ter­neh­men.
Der Auf­schwung er­reicht auch je­ne Grup­pen, die seit der gro­ßen Re­zes­si­on be­son­ders schlecht da­stan­den. Die Ar­beits­lo­sen­quo­ten der afro- und la­ti­no-ame­ri­ka­ni­schen Bür­ger er­rei­chen All­zeit­tiefs. Das sind Fak­ten (sie­he Gra­fik), un­ge­ach­tet der Über­trei­bun­gen des rü­pel­haf­ten Prä­si­den­ten. Der Auf­schwung kommt bei den är­me­ren Schich­ten an. ..."

Der Elefant im Zimmer
Ei­ne Her­aus­for­de­rung für die vie­len Trump-Kri­ti­ker un­ter den Öko­no­men: der Trump­sche Auf­schwung und wie es en­den könn­te. Von Mi­cha­el Bur­da FAZ 15.10.2018

Prof. Mi­cha­el Bur­da, Ph.D., lehrt Ma­kro­öko­no­mie an der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät in Ber­lin.













Still Life

Samstag, 3. November 2018

Wollt ihr den totalen Wohlfahrtsausschuß?


Wertegemeinschaft und Tugendterror treten gern gemeinsam auf




Wertegemeinschaft?
Es klingt so wunderlich nach Blutsgemeinschaft, Volksgemeinschaft, Klassengemeinschaft, Gemeinschaft der Kommunisten, Solidargemeinschaft. Klingt immer nach klein und eng. Nach Wohlfahrtsausschuß und Erziehungsdiktatur, nach Gouvernante und Glaubensmief. Die Gemeinschaft ist stets eine kleine, überschaubare Gruppe - am wichtigsten für den Menschen ist die Familiengemeinschaft. Die Wertegemeinschaft aber will an die Stelle der Gesellschaft treten, die ein großes Aggregat darstellt, eine Großgruppe, in der verschiedene Interessen und Standpunkte interagieren. In einem freiheitlichen Rahmen soll das geschehen, nach freiheitlichen Regeln. Die Werte kommen und gehen, lehrt die Geschichte. Die Freiheit der Einzelnen und ihrer Standpunkte sollte jedoch bestehen im Diskussionsverbund der Nation als Demokratie. Die Demokratie ist eine Organisationsform, die ihre Bedeutung aus der Freiheit bezieht. Fehlt dieses Fundament der Freiheit - wie in den islamischen Ländern und in Indien - dann ist die Demokratie nur eine Hohlform und ein Zählmodus.
Europa sollte keine Wertegemeinschaft als Gouvernantenherrschft anstreben, sondern das Freiheitselement pflegen und entwickeln. Wie das die Aufklärer unternahmen, die selbst recht unterschiedliche Standpunkte vertraten, aber die Diskussionsfreiheit hochhielten. Die Wertegemeinschaft setzt dagegen auf Einmütigkeit und Alternativlosigkeit. Sie führt zur Erziehungsdiktatur.

















Albert Roussel - Serenade, op. 30 (1925) - Andante

Freitag, 2. November 2018

›Auch hier ist Arkadien!‹ ?


Fast wie in Arkadien






Herder (1744 Mohrungen, Ostpreußen - 1803 Weimar)

Die Erinnerung

»Gute Zeiten, sel'ge Stunden,
Sagt, wo seid Ihr hingeschwunden?
Und zum Unglück oder Glück
Blieb mir Euer Bild zurück?«

»Hin zu neuer Jugend Stunden
Sind wir leise hingeschwunden;
Und zur Labung und zum Glück
Blieb Dir unser Bild zurück.«

»Euer Bild? Wie ungenossen
Sind der Tage viel verflossen!
Trübe kommt dem matten Blick
Reue oft statt Trost zurück.«

»Auch der Reue süße Schmerzen
Sind ein Balsam kranker Herzen.
Neuer Muth ist Lebensglück;
Schaue vor Dich, nicht zurück!«

»Vor mich? Sieh, auf jenem Hügel
In der Abendröthe Spiegel
Seh' ich eine Urne stehn;
Darf ich, darf ich zu ihr gehn?«

»Geh hinan! Die goldnen Stunden
Haben kränzend sie umwunden.
Lies die Inschrift, glänzend-schön:
›Auch hier ist Arkadien!‹«

Den Gedichtschluß glaube, wer will.
Der Biologe (Lebenswissenschaftler) William Martin vermerkt kurz und bündig: Leben ist eine chemische Reaktion. Wer es nicht glaube, ziehe sich eine Plastiktüte über den Kopf.
Wenn der Sauerstoff nicht mehr - chemisch gebunden im Hämoglobin - ins Gehirn verbracht wird, dann bedeutet das nicht das (alt-)griechische Paradiesgärtlein, sondern das Ende des Lebens. Dann hören alle chemischen Reaktionen im Körper nach und nach auf.

Wer anfängt - so ein Bonmot Luhmanns - muß auch aufhören können.
Aber Martin würde nicht bestreiten, daß auf der Grundlage der fundamentalen Lebensprozesse eine Kaskade von Weiterungen statthat, die alles erst interessant und lebenswert macht.