Samstag, 20. Juni 2020
Immer in Arbeit
“Die Definition, was ein Gen genau ist, hat sich ständig verändert und wurde an neue Erkenntnisse angepasst. Für den Versuch einer aktuellen Definition benötigten 25 Wissenschaftler des Sequence Ontologie Consortiums der Universität Berkeley Anfang 2006 zwei Tage, bis sie eine Version erreichten, mit der alle leben konnten. Ein Gen ist demnach “a locatable region of genomic sequence, corresponding to a unit of inheritance, which is associated with regulatory regions, transcribed regions and/or other functional sequence regions” (deutsch: „eine lokalisierbare Region genomischer DNA-Sequenz, die einer Erbeinheit entspricht und mit regulatorischen, transkribierten und/oder funktionellen Sequenzregionen assoziiert ist“).[2]
Und auch diese Definition ist nicht endgültig. Durch das ENCODE (ENCyclopedia Of DNA Elements)-Projekt, bei dem die Transkriptionsaktivität des Genoms gemappt wurde, wurden neue komplexe Regulationsmuster gefunden. Dabei wurde festgestellt, dass die Transkription nichtcodierender RNA viel verbreiteter ist als bislang angenommen. Die Definition lautet daher: “A gene is a union of genomic sequences encoding a coherent set of potentially overlapping functional products” (deutsch: „Ein Gen ist eine Vereinigung genomischer Sequenzen, die einen zusammenhängenden Satz von eventuell überlappenden funktionellen Produkten codieren“).[3]” (Wiki.)
Nicht nur gibt es keine (spezifisch) menschlichen Gene, worüber der Immunologe Beda Stadler ein Buch geschrieben hat, der Gen-Begriff ist seit Mendel in Arbeit und wird es mutmaßlich weiter bleiben, weil immer neue Hinsichten und Beobachtungen gemacht werden. So ist Naturwissenschaft. Die Geistes- und Sozialwissenschaften, deren Begriffsstrenge sehr lasch ist, betreiben ihre “Turns” (linguistic Turn, cognitive Turn, narrative Turn etc.) nach Belieben und oft ins Absurde.
Freitag, 19. Juni 2020
Abklärung der Aufklärung
“Gesellschaft realisiert sich niemals als ‘Anwendung von Wissen’. Sie realisiert sich als sich selbst strukturierende Autopoiesis von Kommunikation, als Herstellung von Kommunikation durch Kommunikation anhand von sich dabei ergebenden Beschränkungen.”
Luhmann, Die Wissenschaft der Gesellschaft, S. 160
Donnerstag, 18. Juni 2020
Massive Einschüchterung, "Der menschliche Makel"
Das künstliche Theater um Uhlig an der Uni Chicago (s. WELT-Artikel 17.6.20) erinnert an Philip Roths Roman "Der menschliche Makel". Daraus: "Als der allgemein geschätzte jüdische Altphilologe und frühere Dekan seine akademische Laufbahn mit Lehrveranstaltungen ausklingen lassen wollte, unterlief ihm eine folgenschwere Äußerung, in der er zwei regelmäßig nicht anwesende Teilnehmerinnen am Seminar ironisch als „dunkle Gestalten, die das Seminarlicht scheuen“ bezeichnete. Die Silk unbekannten Studentinnen waren Schwarze, und seine Wortwahl wurde ihm als Rassismus ausgelegt." (Wiki.)
Der Roman erschien 2000. Schon damals erodierte die Meinungsfreiheit an den amerikanischen Unis.
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