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- Studie über Krippenausbau
Verlust der Lebenssicherheit
Von Heike Schmoll
22. Dezember 2007 Angesichts des Krippenausbaus hat die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung in den ersten drei Lebensjahren bekräftigt. Jeder Krippenwechsel oder Wechsel einer Tagesmutter werde vom Kind als Bindungsverlust wahrgenommen.
Nur wenn die außerfamiliäre Betreuung – seien es Krippe oder Tagesmutter – vom Kind als Teil der „familiären Einheit“ erfahren würden, könnten sie seine Entwicklung bereichern und bei der Ablösung von den Eltern eine Hilfe sein. Die Bindungsfähigkeit des Kindes bilde die Grundlage für sein Selbstwertgefühl und seine Fähigkeit, tragfähige Beziehungen aufzubauen.
Auch die emotionale und kognitive Entwicklung würden in der frühen Kindheit durch die Stabilität seiner Beziehungen gefördert, heißt es in dem Memorandum der Psychoanalytiker.
Seelische Überforderung durch eine Trennung
Plötzliche oder zu lange Trennungen von den Eltern in der frühen Kindheit bedeuteten einen bedrohlichen Verlust der Lebenssicherheit, auch weil Sprach- und Zeitverständnis des Kindes noch nicht weit genug entwickelt seien, um Verwirrung oder Angst mit Erklärungen zu mildern.
Die seelische Überforderung des Kindes durch eine Trennung, die sich in verzweifeltem Weinen, anhaltendem Schreien oder späterem resignierten Verstummen sowie Schlaf- und Ernährungsstörungen zeige, fordere besondere Zuwendung und Verständnis, um nicht zu einer innerseelischen Katastrophe zu werden. Pflegeleichte Kinder, die gegen die Trennung nicht protestierten, brauchten besondere Aufmerksamkeit, da ihre seelische Belastung zuweilen nicht erkannt werde.
Gefährdung der psychischen Gesundheit
Kinder könnten von der Betreuung außerhalb der Familie nur profitieren, wenn sie dort gute und dauerhafte Beziehungen entwickeln könnten. Alle Eltern, die sich zu Hause mit ihren Kindern überfordert oder isoliert fühlten, brauchten Unterstützung, gesellschaftliche Anerkennung und öffentliche Angebote für das Leben mit Kindern, heißt es in dem Memorandum.
Die deutsche Psychoanalytische Vereinigung verweist darauf, dass es entwicklungspsychologisch entscheidend ist, ob ein Kind mit einem Jahr, mit anderthalb oder mit zwei Jahren in eine außerfamiliäre Betreuung komme und wie viele Stunden sie täglich in Anspruch genommen werde. Je länger die tägliche Betreuung getrennt von den Eltern dauere, desto höhere Werte des Stresshormons Cortisol seien im kindlichen Organismus nachweisbar.
Dies erkläre den in Längsschnittstudien belegten Zusammenhang zwischen ganztägiger Dauer der außerfamiliären Betreuung und späterem aggressivem Verhalten in der Schule. Je jünger das Kind sei, je geringer sein Sprach- und Zeitverständnis, je kürzer die Eingewöhnungszeit in Begleitung der Eltern, je länger der tägliche Aufenthalt in der Krippe, je größer die Krippengruppe und je wechselhafter die Betreuungen, desto ernsthafter sei die mögliche Gefährdung seiner psychischen Gesundheit, wenden die Psychoanalytiker ein.
Fehlentwicklungen vorbeugen
Sie schlagen vor, jedes Kind individuell auf seine „Krippenreife“ hin zu beurteilen, um Traumatisierungen zu verhindern. Die Eltern kannten ihr Kind zwar am besten und erfassten seine „Krippenreife“ intuitiv, doch politische Forderungen nach möglichst früher Rückkehr der Mütter an den Arbeitsplatz verunsicherten intuitives Wissen und schürten eine unnötige ideologische Konkurrenz um ein „richtiges“ Frauenbild.
Für dringend erforderlich halten die Psychoanalytiker daher staatlich geförderte entwicklungspsychologische Forschungen und Langzeitstudien, die den geplanten Ausbau der Tagespflegeplätze und die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz unter den Dreijährigen aufmerksam begleiteten, um Fehlentwicklungen vorzubeugen.
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- Charles Darwin: „Ich kann mich nicht davon überzeugen, dass ein gütiger, allmächtiger Gott planvoll die Ichneumonidae (Schlupfwespen, WD) erschaffen hat, wobei seine Absicht ausdrücklich darin bestand, dass sie sich durch den Körper lebender Raupen fressen."
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