Brief an den Statistiker:
... vielen Dank für den schönen Leserbrief gestern in der FAZ ("Minimal", 28.12.07, gekürzt?). Churchill behält also weiterhin recht in Sachen Statistik.
Möglicherweise auch bei den Wettermittelwerten.
Erlauben Sie mir bitte die Frage: Haben Sie sich eventuell damit schon einmal befaßt?
Ich schrieb neulich in meinem Blog:
- Werden die Wettermittelwerte valide errechnet ??
Die Datenauswerter behandeln die Meßwerte aus der Prager Stadtmeßstelle im 2. Stock so wie die aus der Meßstelle am Stechlinsee in 1,30 m Höhe auf kurzem Rasen, zudem geschützt und abgedeckt, und so wie die auf Asphalt gemessenen am Rande Brüssels etc.
Und was sagen solche Mittelwerte über das regionale Wetter aus, zB über die dreimonatige Kältekatastrophe in der Mongolei / Zentralasien 2002/3, der Millionen Nutztiere zum Opfer fielen?
SOWIE: - " Vergangene Dekade die heißeste der Geschichte.
NUSA DUA, 13. Dezember (AFP). Die Jahre von 1998 bis 2007 waren das heißeste Jahrzehnt seit dem Beginn der Temperaturaufzeichnungen, wie die Meteorologie-Organisation der Vereinten Nationen mitteilte. Allein das Jahr 2007 sei im Schnitt um 0,41° C wärmer als der Jahresschnitt der Zeit von 1961 bis 1990. ..." FAZ 14.12.07
Was heißt denn hier "Geschichte"?
Erdgeschichte seit 4,55 Milliarden Jahren? Oder nur seit dem Paläozoikum seit 600 Millionen Jahren? Oder vielleicht nur ein ganz kurzer Zeitraum seit dem Tertiär seit nur 70 Millionen Jahren? Gar nur seit Auftreten des Menschen seit etwa 40.000 Jahren? Vor kurzem erst begannen die Wettermessungen in Europa, etwa Mitte des 18. Jahrhunderts, zuerst in Göttingen, kurz danach auch in London, natürlich mit sehr ungenauen Instrumenten und unstandardisiert. Sind nur diese paar Jahre seit etwa 1760 gemeint? Für den Raum London / Göttingen mit2 unstandardisierten Meßstellen? Was ist mit dem Rest der Welt? Da bleiben doch viele Fragen offen.
Auch zur Verläßlichkeit der Messungen. Vgl. dazu:
"Wie viel wärmer? Ozeanwerte durch Messfehler zu hoch.
Die Erwärmung der Weltmeere in den vergangenen fünfzig Jahren um einige zehntel Grad ist zwar unbestritten, aber die vielfach publizierten Werte sind möglicherweise zu hoch. Das hat eine Überprüfung von Viktor Gouretski vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und Klaus Peter Koltermann von der Ozeanographischen Kommission der Unesco ergeben. Ausschlaggebend für die Messfehler sind die seit den sechziger Jahren mehrheitlich genutzten XBT - dehnbare Bathythermographen -, die von fahrenden Schiffen und von Helikoptern ins Meer geworfen werden und die die Temperaturen bis in große Tiefen registrieren. Wie die Forscher in der Zeitschrift "Geophysical Research Letters" berichten, hat der Vergleich von sieben Millionen Temperaturprofilen mit Daten verschiedener Temperatursonden gezeigt, dass die XBT-Werte im Schnitt um 0,2 bis 0,4 Grad zu hoch liegen. Mit den korrigierten Daten hätten die Weltmeere etwa ein Drittel weniger Wärme aufgenommen als bisher angenommen. " FAZ, 08.02.2007, Nr. 33, S. 32 //
Dazu muß man wissen, daß die Meeresmessungen noch die genauesten sind, weil standardisiert (Aussage Klimatologe Wilhelm Kuttler). Das gilt für die Landmessungen nicht, die schon in Europa unterschiedlich gemessen werden, von Afrika und Asien gar nicht zu reden. Die errechneten Land-Mittelwerte sind also noch viel ungenauer als die Meereswerte, die Fehlertoleranz dürfte eher bei 2-3°C liegen als bei 1-2°. Wer an den vier Ecken eines nicht zu kleinen Grundstücks mißt, bekommt davon einen Eindruck.- Und wer ein Präzisionsthermometer im Fachhandel kauft, kann zudem die Erfahrung machen, daß die Thermometer, die eine Fehlertoleranz von nur 0,1°C versprechen, durchaus, nebeneinander gestellt, eine Abweichung voneinander von 0,4°C aufweisen können.
Was also ist von der Aussage zu halten, "allein das Jahr 2007 sei im Schnitt um 0,41° C wärmer als der Jahresschnitt der Zeit von 1961 bis 1990. ..." gewesen? Wenn Messungen in der gleichen Stadt im Abstand von 100 m unterschiedliche Temperaturen bis 8°C ergeben können? (NYC: Temperaturdifferenz Central Park - Bebauung bis 8° C (Focus 36/07 S. 86, Klimatologen TU Berlin) Die Prager Meßstelle und die Meßstelle am Stechlinsee dürften ebenfalls bei ihren Daten in dieser Größenordnung abweichende Daten liefern. Welche Art von Mittelwert wird denn da gerechnet? Nach Aussage eines Essener Klimatologen bleibt die unterschiedliche Art der Datenerhebung völlig unberücksichtigt bei der weiteren Verarbeitung.
Wenn also das „ heißeste“ Jahr behauptet wird, statt von einer möglicherweise leichten Erwärmung zu sprechen, wobei kein geographischer Raum für diese Erwärmung angegeben wird, dann wirkt das unseriös.
Zumal diese Herren außerdem den Zeitraum ab 1961 wählen, also nach der Abkühlung in den fünfziger Jahren (vgl. L. Friis-Christensen u. K. Lassen, 1991). ENDE BLOG.
Mir scheint folglich das Berechnen von globalen Temperaturen schon deswegen fraglich zu sein, weil das unstandardisierte Messen keine vergleichbaren Daten liefern kann; zudem ist auch bei den Meßinstrumenten selbst mit einem Meßfehler mindestens in der o.g. Größenordnung von 0,2 - 0,4°C zu rechnen. Weiterhin könnte es sein, daß die ungleiche Verteilung von Meßstellen statistisch nicht berücksichtigt wird, und dies vor allem auch in Betrachtung der Tatsache, daß es erst seit ein paar Jahren in großen Teilen der Welt überhaupt Messungen gibt.
Was sagt der Statistiker dazu? ...
In jedem Fall wünsche ich ein gutes, schön warmes Jahr 2008!
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