Sonntag, 22. Juni 2008

Obamania

Leserbrief
Obamania, eine politische Tragödie

Zum Leitartikel "Amerikas Augenblick" (F.A.Z. vom 5. Juni): Matthias Rübs amerikanischer Augenblick hat für Deutschlands einzige Zeitung von internationalem Rang einfach zu wenig analytischen Wert. Zunächst verliert er keine Silbe über die Kuriositäten der Vorwahlen. Fakt ist, dass der Sieger des Wettstreits bei den Demokraten, Barack Hussein Obama, weniger Stimmen auf sich vereinen konnte als die unterlegene Hillary Clinton. Auch der Kandidat der Gegenseite, McCain, ist ein vom Parteiapparat gewollter Unfall, der nur von einer Minderheit der Partei innerlich unterstützt wird. Setzt man dies in Relation zu der Behauptung Rübs, achtzig Prozent der Amerikaner seien der Meinung, ihr Land befinde sich auf einem falschen Weg, besagt dies nur, dass Amerika zutiefst irritiert ist.

Keinesfalls gibt es einen durchgehenden Trend, der als Mainstream zu bezeichnen wäre. Wer auch immer im November die Oberhand gewinnt, regiert gegen eine Mehrheit. Nicht nur die Lager von Obama, Clinton und McCain hegen fast unüberbrückbare Ressentiments gegeneinander, sondern wesentliche Teile der Gesellschaft werden von keinem der Kandidaten repräsentiert. Daran ändert auch das erfolgversprechende Tandem Obama/Clinton nichts. Was als ein Wahlkampf der Entspannung zwischen den Rassen und Geschlechtern hätte beginnen können, entwickelte sich zu einem äußerst retardierenden Geschehen, das viel von dem zerstört hat, was die amerikanische Gesellschaft schon längst erreicht hatte.

Gerade die Regierungen von Bush waren auf höchster Ebene ein Ausdruck der vorbehaltlosen Offenheit gegenüber allen Gruppen der Gesellschaft. Sowohl Obama als auch Clinton wollten sich aber unbedingt über ihre eigentlich sekundären biologischen Merkmale profilieren und sind kläglich gescheitert, weil sie in Konsequenz und völlig unverblümt auf rassistische und sexistische Divergenzen gesetzt haben.

Der von Rüb als amerikanischer "Augenblick" verklärte Leitartikel hätte also besser als eine Tragödie beschrieben werden müssen. Selbst wenn Hillary Clinton in Obamas politisches Bett steigen sollte, begegnen sich dort nur Feinde. Persönlich, aber vor allem - und das ist das Entscheidende - im Wahlvolk. Natürlich wollte Hillary Clinton nie einen vordergründig feministischen Wahlkampf führen, aber das Wettrennen der sogenannten Ersten ihrer Art hat dies unweigerlich provoziert. Auch Obama hätte wahrscheinlich lieber als klassen- und rassenloser Übermensch agiert. Das hat ihm aber seine politische Basis und die damit angelockte Gefolgschaft gründlich vermasselt.

Durch diesen Lagerwahlkampf wird nun auch die Fragwürdigkeit der politischen Kunstfigur Obama thematisiert werden müssen. Zu offensichtlich sind seine Verbindungen in den politischen und gesellschaftlichen "Underground" mit dem Black Muslim Pastor Wright, dem "Weatherman" Professor Ayer, einem amerikanischen Pendant zur RAF, und dem syrischen Immobilienhai Rezko. Allein seine politisch-organisatorischen Verflechtungen zu seinem Cousin, dem Kenianer Odinga, der dort erst kürzlich ganz offen und vorsätzlich zum politisch und religiös motivierten Massenmorden aufgerufen hat, disqualifizieren ihn für das höchste Amt der Vereinigten Staaten. Dass er eigentlich auch gar kein Afro-Amerikaner ist, sondern eher einer arabisch geprägten Sklavenhändlerdynastie entspringt, ist der bewusst von den Medien unterschlagene Treppenwitz der Weltgeschichte.

Dass die Situation nun so ist, wie sie ist, signalisiert für die ganze Welt, und nicht nur für Amerika eine Phase höchst dramatischer Entwicklungen.

Stefan Strauss, Dresden

Text: F.A.Z., 21.06.2008, Nr. 143 / Seite 8

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