Sonntag, 17. August 2008

Georgien bangt weiter, Merkel für Nato-Mitgliedschaft Georgiens


- "17.8. NZZ Online: "Merkel für Nato-Mitgliedschaft Georgiens. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für die Nato-Mitgliedschaft Georgiens ausgesprochen. Sie sagte nach einer Unterredung mit dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili am Sonntag in Tiflis, Georgien werde, wenn es das wolle, Nato-Mitglied werden. ...
Russen haben sich in Georgien festgesetzt
Die russischen Truppen haben sich am Wochenende im Kernland von Georgien festgesetzt. Sie errichteten Befestigungen um ihre Panzerstellungen und postierten Wachen auf einem Berg nahe der Stadt Igoeti, 50 Kilometer westlich von Tbilissi.
Die russischen Truppen hielten die zentrale Ost-West-Strassenverbindung unter ihrer Kontrolle. Ihre Soldaten befanden sich in grosser Zahl in der Umgebung der Stadt Gori sowie in Senaki. Von dort aus kann der Zugang nach Abchasien und zum Schwarzmeerhafen Poti überwacht werden. Besetzt wurde nach russischen Angaben vom Sonntag auch das Wasserkraftwerk Inguri in Westgeorgien.
Georgier als Zwangsarbeiter
In Zchinwali, der Hauptstadt von Südossetien, sah ein Reporter der Nachrichtenagentur AP, wie ein russischer Offizier und bewaffnete Osseten ältere georgische Männer dazu zwangen, Trümmer von einer Strasse zu räumen. Das georgische Aussenministerium warf russischen Truppen und separatistischen Kämpfern in Abchasien vor, in dieser Region 13 Dörfer eingenommen zu haben."

- "Georgien bangt weiter. Nikolaus von Twickel, Tbilissi
17. August 2008, NZZ am Sonntag
... In das unmittelbar südlich gelegene Gori, die Geburtsstadt Stalins, sickerten ossetische und andere kaukasische Freiwillige ein, denen heute Greueltaten nachgesagt werden. Die Regierung in Tbilissi hat Videos ins Netz gestellt unter www.sosgeorgia.org, die belegen sollen, dass russische Soldaten bei Überfällen nicht nur tatenlos zusehen, sondern sich selber bedienen, etwa in einer verlassenen Bankfiliale in Gori. Bei einem Besuch in Gori gibt der örtliche russische Kommandeur, General Wjatscheslaw Borissow, zu, dass es Übergriffe gegeben habe, erklärt aber, dass seine Soldaten nicht alles kontrollieren könnten. «Wir sind keine Polizisten», sagt er. Die russischen Soldaten würden zurückgelassene Waffen der Georgier einsammeln. Dabei scheinen die Russen die Reste der georgischen Armee zu zerpflücken. «Das sind die Barbaren des 21. Jahrhunderts», erklärt Präsident Saakaschwili an einer Pressekonferenz mit US-Aussenministerin Condoleezza Rice.

Der Präsident zieht über die Europäer her, die Georgien die Mitgliedschaft in der Nato verweigerten. «Ich habe es der Welt gesagt, dass daraus noch mehr Ärger erwachsen wird, aber einige haben mich als Hitzkopf hingestellt.» Kühl und berechnend wirkt Saakaschwili allerdings auch jetzt nicht. Eher fahrig und sichtlich gestresst spricht er von den Untaten der Osseten und Russen, die sich anschickten, all das zu zerstören, was seine Regierung in Südossetien aufgebaut habe.

Die Kulisse für Saakaschwilis meist nächtliche Pressekonferenzen ist die halbfertige bombastische Präsidentenresidenz mit einer Art kleiner Reichstagskuppel hoch über dem Fluss Mtkvari. Der Rasen wird grellgrün angestrahlt. Saakaschwilis Verzweiflung wird mit jedem Tag verständlicher, denn die russischen Soldaten im Land machen, was sie wollen. Immerhin liess Präsident Bush seine Aussenministerin in Tbilissi sagen: «Die Russen müssen sofort abziehen, wir sind nicht im Jahre 1968.» Während Rice sprach, rückten russische Panzer bis auf 20 Kilometer an die Stadt heran."

Alter russischer Wunsch
Einige Beobachter in Tbilissi befürchten, dass Moskau noch Übleres im Schilde führt: «Es ist ein ganz alter russischer Wunsch, Georgien zu zerstückeln, um es besser zu kontrollieren. Wer Georgien kontrolliert, beherrscht den Kaukasus», sagt der Publizist und Historiker Lascha Bakradse. Aber ist Moskau wirklich bereit, das Land zu erobern und die Folgen einer Besatzungsherrschaft zu schultern? An solch einem abenteuerlichen Szenario zweifeln in Tbilissi eigentlich alle. Regierungsvertreter bemühen sich, Untergangsstimmung mit Sarkasmus zu verjagen: «Der Staat kann zeigen, dass er stabil weiterarbeitet und dass Moskau mit einem Regierungswechsel nichts erreichen würde», sagt Gia Nodia, früher Chef eines Instituts für Sicherheitsfragen und seit Jahresbeginn Minister für Bildung und Wissenschaft.

«Vielleicht», fügt er hinzu, «geht es den Russen ja nur um Rache – und sie wollen uns einfach noch ein bisschen weiter erniedrigen.» Für Nodia ist klar, dass die Partnerschaft mit Washington der einzige Weg bleibt: «Da Europa keine klare Position gegenüber Russland hat, gibt es keinen anderen Verbündeten als die Amerikaner.»
Der Autor ist Reporter der in Russland erscheinenden Tageszeitung «The Moscow Times».

- Zzeichen: 16. August 2003 Todestag des ugandischen Diktators Idi Amin: "1979 hatte man ihn aus Uganda fortgejagt, noch 24 Jahre konnte er unbehelligt im Exil in Saudi-Arabien ein angenehmes Leben führen. Nie wurde er für die Grausamkeiten seiner achtjährigen Schreckensherrschaft bestraft. Idi Amin galt in den 1970er Jahren als Inbegriff des brutalen psychopathischen afrikanischen Gewaltherrschers. Mehrere Hunderttausend Menschen kamen in dieser Zeit in Uganda gewaltsam zu Tode. seine "Krankheit" sei gewesen, so ein Psychiater, der es auch nicht besser wußte, daß Amin Macht verliehen worden sei.
// Na ja. Jedenfalls: Macht, Testosteron, fehlende Kontrollintelligenz, fehlende Empathie, Tötungslust, Orientierungslosigkeit - das ist die tödliche Disposition, nicht nur bei Amin. Übrigens: Tötungslust ist universell bei vielen Tieren. Die Katze spielt mit der Maus, auch ohne Hunger, ein lustiges Tötungsspiel. Der Fuchs tötet alle Hühner im Stall. Wolf und Bär reißen alle Schafe, deren sie habhaft werden können etc.

- " Eltern ließen kleinen Florian verhungern. Die Eltern des im Februar verhungerten kleinen Florian sind vom Landgericht Frankfurt an der Oder wegen gemeinschaftlichen Totschlags durch Unterlassen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. ... In der mündlichen Urteilsbegründung heißt es, die fehlende Verständigung darüber, wer für die Versorgung des Kindes verantwortlich ist, sei letztlich die Ursache des Todes. Obgleich Verwandte die Eltern auf das abgemagerte Kind hinwiesen, habe das junge Paar den Beziehungskonflikt nicht lösen können. Letztlich hätten die Eltern das Überleben Florians dem Zufall überlassen. Die beiden arbeitslosen Eltern verbrachten einen Großteil ihrer Zeit mit Computerspielen, durch die sie in eine andere Welt flüchten konnten. Die Eltern hatten sich nach eigenen Angaben darauf verlassen, jeweils der andere habe das Baby bereits versorgt. Am 13. Februar konnte der Notarzt nur noch den Tod des halbjährigen Säuglings feststellen. Er wog wegen chronischer Unterernährung zum Todeszeitpunkt weniger als bei seiner Geburt." AFP 16.8. // Nach Wohlfahrtsstaat und Verzehnfachung der Sozialarbeiterschaft ...

BÜCHER:
- Wir treffen viele harmlose Spinner . Seelen ohne Rückfahrkarten: Der Historiker James Webb führt durch die Welt des Irrationalen
Im Wissenschaftsblatt "New Scientist" war vor kurzem ein Spezial über die Vernunft zu lesen. Sieben Koryphäen, vom Erzbischof bis zum Mathematiker, ...
- Luhmann, Die Moral der Gesellschaft, Suhrkamp 2008, 14€

- Trug den falschen Namen: Geburtstag des Jesuitenpaters und Hitlergegners Friedrich Muckermann am 17. August 1883

Keine Kommentare: