Sonntag, 1. Februar 2009
Hugo Junkers, vietnamesisches Bildungs-Wunder
Ju 52
Sehr wandlungsfähige Blues- und Jazz-Stimme, sehr originell, sie liebt die Unschärfe: Christiana Uikiza
- JUNKERS, MDR: Über den Erfinder, Luftfahrtpionier und Menschenfreund Hugo Junkers
Ein Porträt des Flugpioniers und Erfinders aus Dessau.
Junkers Name taucht in vielen Biografien des zurückliegenden Jahrhunderts auf. Wissenschaftler, Künstler und Philosophen suchten seine Nähe, und er suchte den Austausch mit ihnen. Der Flugzeugbau ist zwar das bekannteste Steckenpferd des Erfinders, doch beileibe nicht sein einziges. In den Junkers-Werken entstanden Warmwasserapparate, Heizung- und Lüftungsanlagen, Haushaltsgegenstände und – in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus Dessau – sogar Stahlmöbel. Auch mit zerlegbaren Brücken und Stahl-Lamellen-Konstruktionen wurde Hugo Junkers weltweit bekannt.
Hugo Junkers war einer der bedeutendsten und vielseitigsten Wissenschaftler des vorigen Jahrhunderts. Seine Forschungsinstitute waren „Stätten der Innovation“, und sein Name steht für weit über einhundert Erfindungen und Patente. Er war eine Persönlichkeit, deren Handeln von hohen moralischen Grundsätzen geprägt war. Es verwundert deshalb nicht, dass er bereits zu Beginn des Jahres 1933 aus dem Konzern gedrängt wurde. Was von da an in den Junkers-Werken Dessau geschah, hatte mit seinem Namen nichts mehr zu tun. Er selbst durfte die Stadt, in die er 1915 den Hauptsitz seines Unternehmens verlegt hatte, nicht mehr betreten. Von da an lebte er in München und Bayrischzell. Bis zuletzt wurde Junkers von der Gestapo observiert. Hugo Junkers starb am 3. Februar 1935, seinem 76. Geburtstag, in Gauting bei München. In der Sendung kommen seine Tochter Gudrun Wenz (inzwischen verstorben) und zwei seiner ehemaligen Lehrlinge zu Wort." WDR 5, Übernahme MDR, Produktion 2001, Autor: Wolfgang Knape
- "Bildungserfolge bei Einwanderern. FAZ 28.1.09 Das vietnamesische Wunder und seine Lehren für die Schulpolitik.
Eine neue Migrationsstudie aus dem "Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung" hat für Aufregung gesorgt, obwohl auch sie nur festellt, was längst offenkundig ist: Die türkischen Zuwanderer sind am schlechtesten integriert, haben die größten Bildungsdefizite. Das Berlin-Institut ergänzt mit seinen Befunden die erste gründliche Dokumentation zu diesem Thema von Stefan Luft aus dem Jahr 2007. Luft war der Erste, der die neuen Zahlen des Mikrozensus 2005 nutzte, und kam, weil er besonders den Hintergrund der Migration aus der Türkei bis in einzelne Stadtteile verfolgte, zu noch deprimierenderen Ergebnissen.
In der neuen Studie werden acht Migrantengruppen mit je eigenen Besonderheiten verglichen. Danach ist die größte Gruppe, die der Aussiedler, am besten integriert. Sie weist auch bessere Deutschkenntnisse auf, obwohl achtzig Prozent von ihnen nicht in Deutschland geboren wurden. Das Berlin-Institut stellt zudem fest, dass die Defizite im Saarland am größten sind, gefolgt von Berlin und Nordrhein-Westfalen; in einer gesonderten Städtewertung schneidet Duisburg mit seiner großen türkisch-muslimischen Bevölkerungsgruppe am schlechtesten ab. Dort wurde gerade als Höhepunkt gelungener Integration eine neue Großmoschee gefeiert.
Die acht Vergleichsgruppen der Studie sind leider sehr grob zugeschnitten. So stehen den enormen Bildungsdefiziten vieler Deutschtürken nicht nur die erfolgreichen Aussiedler, bekanntlich aus Polen und Russland, gegenüber. Auch der Bildungserfolg der Zuwanderer aus dem Fernen Osten ist glänzend: Schon in der zweiten Generation schafften 68 Prozent von ihnen das Abitur, der Akademikeranteil ist sogar doppelt so hoch wie bei den einheimischen Deutschen. Leider kann die Berliner Studie nur mit Vermutungen aufwarten, aus welchen Ländern die asiatischen Migranten stammen.
Die Schlussfolgerungen der Autoren, man müsse sich auf die Schulen konzentrieren, um das Bildungsniveau vor allem der Türken anzuheben, greift dann aber doch zu kurz, und der Verweis auf Kanada und ein Schulbeispiel aus Toronto zeigen nur, dass man die hiesige Situation wenig kennt. Die Stadt Berlin etwa gibt das Zehnfache aus für die Sprachförderung wie Toronto und erreicht doch sehr viel weniger. Die Ursachen sind also anderswo zu suchen.
Hier hilft ein Blick in die wohl ungewöhnlichste Zuwanderergruppe, die jungen Vietnamesen im Osten Deutschlands. Ihre Erfolge räumen eigentlich mit allen Klischees der Integrationsdebatte auf. Etwa dem, wonach die soziale Herkunft die Bildungsarmut befördere. Die Eltern dieser hoch erfolgreichen Kinder sind zum allergrößten Teil einfache Arbeiter, als Gastarbeiter angeworben und zu DDR-Zeiten rechtloser gewesen, als es jemals ein türkischer Gastarbeiter war. Und sie arbeiten bis heute schwer, haben kleine Läden oder einen Imbiss.
Dass Migranten ausgerechnet im gewöhnlich als ausländerfeindlich wahrgenommenen Osten ein Schulklima antreffen, das ihre Integration stimuliert, wurde bisher übersehen. Trotz oft schwieriger Verhältnisse, in denen die Vietnamesen dort lange lebten, wollen sie für ihre Kinder alles erreichen. Und sie erreichen es: Allein in Brandenburg besuchen 74 Prozent der jungen Vietnamesen ein Gymnasium, in Sachsen-Anhalt und Sachsen ist es ähnlich. Man spricht zuweilen vom vietnamesischen Wunder, aber es genügte schon, würde endlich akzeptiert, dass der Bildungserfolg nicht mit Geld erkauft werden kann, sondern dass dazu die Bereitschaft gehört, jede Chance zu nutzen, die sich bietet. Wer jedoch diese Chancen, für alle gleich, nicht erkennt oder geringschätzt, muss zwangsläufig scheitern.
REGINA MÖNCH
Bildunterschrift: Wir haben kein Bildungsproblem bei Migranten, sondern ein Bildungsproblem bestimmter Migrantengruppen in bestimmten Vierteln.
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