Donnerstag, 26. März 2009
Schweiz, Köhler, VOLLBESCHÄFTIGUNGSMEISTER, Mensch u. Person
Alaskas Mount Redoubt ist ausgebrochen - so schön können Emissionen sein
Aktiv hinter Tonga - auf dem Meeresgrund
- "Ein Eidgenosse erklärt die Schweiz. Herr Steinbrück, Sie haben Mundgeruch. Von Thomas Hürlimann. FAZ 25.3.09
... Das große Ganze, der Staat, ist uns suspekt
Schon die alten Eidgenossen zogen sich auf die Höhen zurück, um von dort oben die Ritterheere der Habsburger mit Gerölllawinen zu bekämpfen, und in den Weltkriegen baute das Militär das Innere der Alpen zu einem einzigartigen Bunkersystem aus, dem sogenannten Réduit, worin die Armee, wäre die Schweiz überfallen worden, in ewiger Dämmerung ausgeharrt hätte. Kampflos. Unbesiegt. Auf gut eidgenössische Art verborgen.
Das Tarngebot war von den Anfängen bis heute unsere Strategie, es prägt und bestimmt unseren Handel und Wandel. Wer in der Schweiz etwas werden möchte, darf seine Absichten und Talente nicht zeigen, er muss sie verstecken. H., ein Unternehmer aus der Basler Finanzaristokratie, pflegte seine Anzüge im billigsten Warenhaus zu kaufen, flog damit nach London und ließ sich vom ersten Konfektionär Britanniens nach dem Stangen- einen Maßanzug schneidern. Auch H.s Auto gab sich von außen unauffällig, als Mercedes 190er Diesel. Unter der Kühlerhaube jedoch schnurrte der Motor eines hochwertigen Sportwagens, und hätte H., der aus Bescheidenheit selber steuerte (sein Chauffeur saß auf dem Nebensitz), das Pedal durchgedrückt, wäre das Tarnmobil wie eine Rakete abgezischt. Es zischte nicht ab. Brav reihte es sich in die Kolonne ein, und höchstens der liebe Gott und ein paar Autoexperten dürften bemerkt haben, dass aus diesem 190er, wenn er vor der roten Ampel stand, eine Edelmaschine brodelte. Bei uns macht nicht der Brioni-Typ Karriere, sondern der Anzug von der Stange. Das einzig anerkannte Maß ist das Mittelmaß. Ein Volk von Eidgenossen wollen wir sein, und es ist die anonyme Genossenschaft, die in unzähligen Abstimmungen, mit Referenden und Initiativen, den Gang der Dinge beherrscht.
Wir sind stolz darauf, die Namen unserer sieben Bundesräte, der Regierung, nicht zu kennen, und will einer sein Haupt über uns erheben, wie in den letzten Jahren Christoph Blocher, wird er in der Urne begraben (in diesem Fall war es die Urne des Eidgenössischen Parlaments). Blocher gab sich als Ideologe, und Ideen sind bei uns verpönt, vor allem in der Politik. Um die Sachen hat es zu gehen. Das große Ganze, der Staat, ist uns suspekt. Unser Land lebt in der Gemeinde, und bleibt die Stimmbeteiligung bescheiden, kommt in der Regel ein vernünftiges Resultat zustande.
... Johann Gottlieb Fichte (sic!) sah die Nation als etwas Überzeitliches an, als eine Art Nationalwald, geschaffen von Gott, unabhängig von Geschichte und Gesellschaft, und Sie werden es gewiss verstehen, liebe Deutsche, dass da unsereiner, der über die Kredite von Kläranlagen und Kanalisationen abzustimmen hat, nicht mithalten kann. In Zürich, wo er sich verliebte, klagte Fichte, man „schneide ihm die Flügel ab“. Es wundert mich nicht. Dort war die Politik schon damals eine konkrete Verhandlung über Sachgeschäfte, mit Ideen und Idealen konnte man nichts anfangen. Für Fichte jedoch war „Vaterlandsliebe“ das Bekenntnis zu einer „ewigen Ordnung der Dinge“, die über die Individuen hinaus fortdauert und für die sie sich aufzuopfern haben. Um 1800 entwarf er einen präsozialistischen „geschlossenen Handelsstaat“, und dessen Utopie, das Un- oder Nichtortige, bildete sich noch in der Propaganda der DDR ab, die den wahren Sozialismus vom real existierenden abtrennte und in ein herrliches Wolkenkuckucksheim verlegte.
... Die Grünen gelten als die wahren Waldministranten, selbstlos den Kräutern und Quellen verpflichtet, und der Oberförster - Ernst Jünger hat es in den „Marmorklippen“ geschildert - ist der Phänotyp des deutschen Politikers, die Traum- oder Albtraumgestalt, die den Nationalwald mit harter Hand und treffsicherer Flinte beherrschen soll (wie etwa Erich Honecker, der sich in der Lichtung des Staatsforstes in einem Kranz erlegter Hasen präsentierte). Hänsel und Gretel haben stets ein wenig Angst vor dem Oberförster und verstehen es gut, dass er sie bei wichtigen Dingen, beispielsweise der EU-Verfassung, nicht mitreden lässt. Aber alle vier Jahre dürfen sie ihn wiederwählen, und sollten sie im kommenden Herbst fast schon ein bisschen aufmüpfig sein, werden sie ihr Kreuzel dem Räuber Hotzenplotz aus dem Saarland geben.
... Klar, das wäre uns Schweizern zu wenig. Und die deutsche Politromantik geht uns zu weit. Wir Biederbürger meinen: Eine Demokratie, die sich nicht selber schwächt, ist keine. Unsere sogenannten Volksvertreter sollen weder starke Hände noch Flinten haben noch gar „eine Uniform aus dem Schrank“ holen, wie das eben ein deutscher Ministerpräsident von seiner Kanzlerin gefordert hat. Grau sollen sie sein, unsere Volksvertreter, so grau wie wir, die Genossenschafter. Nur an der Urne hat unser Staat etwas Hehres, sonst darf es weder Throne noch Altäre noch Hochsitze geben, und wenn es einem von uns gelingt, sein Steuerschnäppchen zu verbergen, halten wir ihn nicht für einen Sünder. In solchen Kategorien denken nur Sie. Denn Ihnen ist der Wald, der Sie in der großen Ebene beschirmen soll, immer noch heilig. Die Sehnsucht nach dem „quantitativ totalen Staat“ (Carl Schmitt) hat sich in Deutschland erhalten. Bürger und Parteien geben ihre partikulären Interessen an das große Ganze ab, um dann als Hartz-IV-Bezieher oder als subventioniertes Großunternehmen ihre Untertanenfrömmigkeit ausleben zu können. Natürlich muss ein solcher Staat stark sein, gesund wie ein gut gehegter Forst, und machtbewusst, kenntlich in Worten und Taten, lieben Sie den Oberförster und seine Gesellen. Wir nicht. Ganz und gar nicht. Deshalb sind wir kollektiv zusammengezuckt, als uns Ihr Herr Müntefering mit den „Soldaten“ und ein gewisser Herr Steinbrück mit der „Kavallerie“ und der „Peitsche“ gedroht hat. Das halten wir für schlechten Oberförsterstil. Mit Mundgeruch. Widerlich.
Aber in sachlichem Ton hätten die beiden Herren mit uns reden können. Wir Genossenschafter leiden doch selber darunter, dass sich einige Banker als Globalisten über das Kollektiv aufgeschwungen und den Scheinwerfer auf uns Tresoristen gelenkt haben. Als Ver-Bergler hassen wir es, international über die Bildschirme zu flimmern. Wenn die Banken das „Geheimnis“ verlieren, wird es dem Land nutzen, nicht schaden, und da uns das Horten im Blut steckt (wie Ihnen das Waldgefühl), werden wir Mittel finden, unser Höhlengeschäft fortzusetzen - nach Möglichkeit wieder in traditioneller Weise, im Geist jenes Calvinismus, woraus die Geldkathedralen und deren Gold-, Silber- und Kristallgrüfte entstanden sind.
... Das Banken-Scharmützel wird bald vergessen sein, spätestens im Wahlherbst, wenn die „Indianer“-Jäger vom Hochsitz purzeln. Dann mögen wir uns wieder, davon bin ich überzeugt; verstehen jedoch werden wir uns nie, auch davon bin ich überzeugt. Ihre Politik wird stets den Hang zur Romantik haben, zum Rausch- und Bauschhaften der Ideologien, während wir Höhlenbewohner den Baum nur an Weihnachten schmücken und den Rest des Jahres mit Scheffeln und Messen verbringen.
Im Verhältnis zur EU zeigt sich unsere Verschiedenheit drastisch. Sie träumen, wir rechnen. Sie bauen auf die Zukunft, wir pochen auf die Vergangenheit. Sie schleifen erneut Ihre Flanken, wir retirieren wieder einmal ins Réduit, und solang ich lebe, das ist mein Rütlischwur, werde ich mit jenen sein, die zu verhindern suchen, dass sich die Schweizerische Eidgenossenschaft einer Brüsseler Politbürokratie, die sich mehr und mehr dem sowjetischen Vorbild angleicht, unterwerfen muss. Sie haben diesen Schritt bereits vollzogen ..."
- Grüezi! Viel Richtiges spricht Hürlimann da aus! Man darf ergänzen: Die Deutschschweizer sind die besseren Deutschen. Die deutsche Geschichte ist leider in größeren Teilen mißlungen. Als Schweizer Kanton würde den Deutschen eine gute Zukunft blühen, die sich auch auszahlen würde.
- „Kinder des Sturms“ ARD 25.3.09 . Maria an den Gleisen. Der Vertriebenenfilm „Kinder des Sturms“ über eine schlesische Flüchtlingsfamilie beginnt konventionell und steigert sich zu einer Familien-Fernsehproduktion auf höchstem Niveau. Großartig ist vor allem Felicitas Woll in der Rolle der Mutter, die ihr Kind in den Nachkriegswirren verliert. ..." FAZ
- Das Lernen nach sozialem Vor-Bild ist Sozialisation, soziale Einpassung eines psychischen Systems (vulgo MENSCH).
Soziales Einpassen macht durch soziales Lernen aus dem Menschen die Person.
Reflektiert das Psych. Syst. auf intrinsische Erkenntnisse, kann man es als intrinsisches, nichtsoziales Lernen bezeichnen.
- Amok oder Geistesmüll aus der PhilFak: ' Die Einsamkeit vor dem Schuss.
Amokläufer: Der Schauspieler Ludwig Trepte fügt sich in unheimliche Rollen. ... Hochsensible, tief verletzte Jugendliche, deren unterdrückte Aggressivität in blanke Gewalt umschlägt. In dem WDR-Film "Ihr könnt euch niemals sicher sein", für den Trepte nun den Grimme-Preis erhält, gerät der rappende Außenseiter Oliver in Verdacht, in seiner Schule ein Massaker anrichten zu wollen. Es ist die Stärke dieses sensibel austarierten Films, dass bis zum Schluss in der Schwebe bleibt, ob Oliver die Schwelle zur Gewalt übertritt. Trepte verkörpert den undurchsichtigen Oliver mit einer Intensität und Glaubwürdigkeit, die fast schon unheimlich ist. Doch letztlich läuft hier nicht der Schüler, sondern seine Umgebung Amok, die ihn mit kopfloser Angst vorsorglich kriminalisiert, wie die Grimme-Jury schreibt. ...
polnischen Jugendlichen Adam, der mit seinem Freund Tommek aus purer Langeweile einen Menschen umbringt. Eine wahre Geschichte. ... Aus den Vernehmungsprotokollen von Adam und Tommek weiß er, dass der Mord für die Jungen ein wahres Schlüsselerlebnis war. "Zum ersten Mal in ihrem Leben haben sie wirklich etwas gefühlt. Es war ein Moment, der sie richtig erfüllt hat. Das ist ja das Schreckliche." Deshalb bereuen die zu lebenslanger Haft Verurteilten nichts. Sie sind sogar stolz auf ihre Tat. Beide geben an, der Haupttäter gewesen zu sein. Öfter zugestochen zu haben. Mehr gemordet zu haben. ' FAZ // "Mord aus Langeweile" kommt immer wieder bei einer besonders unintelligenten Gruppe von Psychotizisten vor.
- Empirische Psychologie: ' Den typischen Psychotizisten sieht Eysenck “als Einzelgänger, der sich nichts aus Menschen macht; er ist oft unangenehm, paßt nirgend hinein. Er kann grausam und unmenschlich sein, es kann ihm an Gefühl und Einfühlungsvermögen mangeln, er kann ganz und gar gefühllos sein. Er ist anderen, sogar seinen eigenen Verwandten und Bekannten, feindlich gesinnt, und aggressiv selbst denen gegenüber, die er liebt. Er hat eine Schwäche für sonderbare und ungewöhnliche Dinge und ist gleichgültig gegenüber der Gefahr, er liebt es, andere zum Narren zu halten und aus der Fassung zu bringen (Eysenck, 1976, S. 31). ' http://freenet-homepage.de/oliverwalter/Psychologie/Personlichkeit/Gesamtsysteme/gesamtsysteme.htm
- Köhlers Berliner Rede 2009
„Die Glaubwürdigkeit der Freiheit“ FAZAuch der dubiose Titel EXPORTWELTMEISTER fehlt nicht in Köhlers Rede. Was heißt das denn, EXPORTWELTMEISTER? Daß der Binnenmarkt unterentwickelt ist. Eine hohe Exportrate ist gut und schön, aber auch eine Schwäche, weil jedes Auf und Ab der Weltkonjunktur auf die deutsche Beschäftigung durchschlägt. VOLLBESCHÄFTIGUNGSMEISTER wäre ein erstrebenswerter Titel. Die jahrzehntelange Hochlohnpolitik der Gewerkschaften hat den Arbeitslosensockel mit jeder Krise weiter erhöht, hat immer mehr Fertigung ins Ausland getrieben. Die Politik hat begleitend die Streikabwehrkraft der Unternehmen fast gänzlich durch Gesetze abgeschafft, so daß inzwischen ein Streik für die Arbeitnehmerseite völlig risikolos ist. Selbst in der Hochkonjunktur sinkt die Arbeitslosenrate nicht mehr unter 7%! Und das, obwohl Schröder die in Ausbildungsmaßnahmen des Arbeitsamtes befindlichen Arbeitslosen aus der Statistik herausgemogelt hat. Das ist die erschreckende Bilanz der deutschen Wirtschaftspolitik seit Helmut Schmidt. Es ist ein Prekariat entstanden, das sich in der alimentierten Arbeitslosigkeit eingerichtet hat und dieses Lebensmodell seinen Kindern vorlebt. Köhlers Rede redet um das Wichtigste, die Beschäftigungssituation, herum und erweist sich so als Wahlkampfrede.
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