Samstag, 18. April 2009

Schamloses Stimmenkaufprogramm, Antarktisches Eis wächst, Friedrich Wilhelm I.


Das antarktische Eis nimmt zu.

In O. wieder eine kalte Woche - heute 9-10°C .

ICE is expanding in much of Antarctica, contrary to the widespread public belief that global warming is melting the continental ice cap." http://wattsupwiththat.com/2009/04/17/revealed-antarctic-ice-growing-not-shrinking/

- KORRUPTION: Schamloses Stimmenkaufprogramm: "SPD verteidigt Steuerbonus. Reiche belasten, auch ohne Vermögensteuer.
Die SPD will Geringverdiener steuerlich entlasten und Wohlhabende höher besteuern." // Wohlhabende sind bei der SPD alle ab Facharbeiter.

- Gerhard Prause: T wie Tabakskollegium:
Rauchen um besser Zeitung zu lesen.

Vom „Soldatenkönig“, Friedrich Wilhelm I. von Preußen, haben sich im allgemeinen Bewusstsein vor allem Narreteien erhalten. Zum Beispiel des Königs übertriebene Leidenschaft für die Langen Kerls. Oder seine angeblich so aberwitzigen Erziehungsmethoden: „Lieben sollt ihr mich, Kanaillen!“ soll er seinen Landeskindern zugerufen haben, während er sie mit dem Stock traktieren ließ.
Oder sein Jähzorn, der ihn auch die eigene Familie tyrannisieren, die Kinder brutal prügeln und ihnen – wie Tochter Wilhelmine in ihren verlogenen Memoiren behauptete – ins Essen speien ließ.
Oder seine Freßsucht, die er aber nur mit Hammelfleisch und Kohl zu befriedigen wußte, weil es ihm eben in jeder Beziehung an gutem Geschmack gefehlt habe.
Und nicht zuletzt – wovon hier die Rede sein soll – sein berühmt-berüchtigtes Tabakskollegium, in dem er seine Gäste gezwungen habe, mit ihm maßlos zu rauchen und zu trinken, Abend für Abend bis tief in die Nacht oder gar in den Morgen hinein – immer nur zu seinem eigenen Amüsement.
Vor allem in Biographien des ruhmvollen Sohnes, die den Vater nur allzu gern als tyrannischen Narren zeigen, wird das Tabakskollegium immer wider als eine Arena für die Groben Possen des Königs und seiner ungebildeten Offiziersfreunde geschildert. Da wurden – hei es – Stühle angesägt, damit Ehrengäste mit ihnen zusammenbrächen; da machte der König aus lauter Schabernack Leute sinnlos betrunken. Und vor allem habe er seinen Sohn Fritz gequält, indem er den ohnehin durch zu hartes Exerzieren körperlich überforderten Knaben zu den Pfeifenrauchern befahl, obwohl Fritzchen den Qualm nicht ausstehen konnte. Einen „Hasenfuß“ habe Friedrich Wilhelm seinen Sohn geschimpft, der „an männlichen Vergnügungen keinen Geschmack“ finde (während Fritz erzählte, die Kollegiumsteilnehmer husteten in ihrem eigenen Qualm „wie eine Herde von Märzschafen“).
Dies und das mag wirklich vorgekommen sein, denn freilich wurde da geraucht und getrunken, aber in Wahrheit war das Tabakskollegium eine für damalige Verhältnisse, im Zeitalter des Absolutismus, einzigartige und höchst fortschrittliche Einrichtung.
Worum es Friedrich Wilhelm dabei eigentlich ging (und was noch heute ausgesprochen modern anmutet), war die tägliche Presseschau. Am späten Nachmittag zwischen fünf und sechs (nur sonntags nie) setzte sich der König – ganz gleich, ob er sich in Berlin in Potsdam oder während des Sommers in Wusterhausen aufhielt – mit ein paar Generälen und Obersten, mit Ministern und einigen der ausländischen Gesandten ganz unförmlich in einer der nur sparsam möblierten Tabakstuben zusammen, um gemeinsam Zeitungen zu lesen, beziehungsweise sich aus Zeltungen vorlesen zu lassen und dann darüber zu diskutieren.
Vorleser oder vielmehr Referierender, zugleich Übersetzer und Erläuterer, eine Art Pressechef also, war der hochgelehrte, hochgepriesene und allerdings vom König auch vielgefoppte Professor Freiherr Jakob Paul v. Gundling, Geheimer Rat, Oberzeremonienmeister, seit 1718 (als Nachfolger von Leibniz Präsident der Akademie der Wissenschaften, außerdem noch königlicher Historiograph und schließlich Kammerherr.
Besonderes in seiner Eigenschaft als ‚Pressereferent war Gundling, der den König fast ständig begleitete und ihm oft auch schon mittags während des Essens aus Zeitungen vorlesen mußte, ein wichtiger Mann. Graf Seckendorf, der kaiserliche Gesandte am preußischen Hof, der (obwohl Nichtraucher) fast ständig am Tabakskollegium teilnahm (weil er da gut informiert wurde) schrieb nach Wien an den Prinzen Eugen, dem Geheimen Rat Gundling werde „geglaubet als einem Orakel in publicis“, und deswegen schlug Seckendorf der Wiener Regierung vor, den preußischen Pressereferenten mit einer kaiserlichen Medaille und (vor allem) mit „etlichen hundert Gulden“ auszuzeichnen, ihn also zu korrumpieren (was Eugen dann sogleich in die Wege leitete).
Die für das Tabakskollegium gehaltenen Zeitungen waren die Berliner, die Hamburger, die Leipziger, die Breslauer, die Wiener die Frankfurter Blätter, außerdem noch französische und holländische. Friedrich Wilhelm war überzeugt, dass der Genuß von Tabak die Konzentrationsfähigkeit verbessere und folglich ein leichteres Verständnis der vorgetragenen Artikel bewirke.

Diese tägliche Pressebesprechung, während der sich die Teilnehmer an einer Art kalten Büfetts mit Brot und aufgeschnittenem Braten sowie Ducksteiner Bier selbst versorgen konnten (auf Bedienung wurde verzichtet), ging meistens bis neun Uhr, manchmal aber auch bis Mitternacht. Jeder der Teilnehmer, zu denen oft auch auswärtige Besucher zählten durfte in diesem Kreis frei seine Meinung sagen.
Aus: Gerhard Prause, Tratschkes Lexikon für Besserwisser, 1984, S. 142f.

- In China geht das BIP auf +6% zurück, aber starke Autokäufe (+29) im Februar; VW setzt im März +9% mehr Autos in China ab und wird größter Autobauer weltweit.

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