Montag, 6. April 2009
Töten, eine Testosteron-Lust
8-18°C , sehr schön, die Birken treiben aus, allerhand Schmetterlinge flattern umher.
# Töten, eine Testosteron-Lust. Ein Dialog. #
WD: Gilt auch für die Theorie Sozialer Systeme das Böckenförde-Wort, daß sie von Voraussetzungen lebt / aufbaut, die sie nicht recht begreift in der Übergangs-Fuge vom Psychischen System zu sozialen Konfigurationen?
Wer Amsel-Hähnchen im Frühjahr kämpfen sieht, könnte auf eine solche sicher systemtheoretisch abwegige Frage verfallen.
- ' Ernest Hemingway : „Ich töte gerne“.
Nobelpreisträger Ernest Hemingway brüstete sich, 122 deutsche Kriegsgefangene erschossen zu haben – eine Spurensuche.
Günter Grass hatte Glück. Als der Angehörige der Waffen-SS im April 1945 in amerikanische Gefangenschaft geriet, war ein anderer späterer Literaturnobelpreisträger eben in die USA zurückgeflogen: Ernest Hemingway. Wäre Grass ihm in die Hände geraten, hätte ihm dies passieren können:
„Einmal habe ich einen besonders frechen SS-Kraut umgelegt. Als ich ihm sagte, daß ich ihn töten würde, wenn er nicht seine Fluchtwegsignale rausrückte, sagte der Kerl doch: Du wirst mich nicht töten. Weil du Angst davor hast und weil du einer degenerierten Bastardrasse angehörst. Außerdem verstößt es gegen die Genfer Konvention. Du irrst dich, Bruder, sagte ich zu ihm und schoß ihm dreimal schnell in den Bauch, und dann, als er in die Knie ging, schoß ich ihm in den Schädel, so daß ihm das Gehirn aus dem Mund kam, oder aus der Nase, glaube ich.“ Das schrieb Hemingway am 27. August 1949 seinem Verleger Charles Scribner.
Eine He-Man-Pose? Ernest Hemingway war ein begeisterter Jäger zu Wasser und zu Lande. Man kennt die Trophäenbilder des Großwildjägers, seine Lust am Stierkampf und seine Reportagen. „Ich töte gerne“, hatte er sogar verlautbart.
1944 folgte Hemingway als Kriegsberichterstatter den alliierten US-Truppen in die Normandie. Acht Monate, bis zum 6. März 1945, begleitete er das 22. Regiment der Vierten Infanterie-Division im Rang eines Offiziers, bemerkenswerterweise teils auch im Auftrag des OSS, der Vorgängerorganisation der CIA. „Wir habens hier sehr nett und lustig, viele Tote, deutsche Beute, viel Schießerei und jede Menge Kämpfe“, schrieb er an Mary Welsh.
In Rambouillet ließ er sich mit Zustimmung des OSS-Obersten David Bruce zum inoffiziellen Gouverneur ernennen. Da er fließend Französisch sprach, beruhigte er die Bevölkerung, hielt die Stadt, ließ die feindlichen Stellungen auskundschaften – und verhörte deutsche Gefangene. In dem 50 Kilometer vor Paris gelegenen Ort trug er ein ganzes Waffenarsenal zusammen und entfernte überdies von seiner Uniform die Zeichen des Kriegsberichterstatters, weiß sein Biograph A. E. Hotchner.
Am 2. Juni 1950 berichtete Hemingway Arthur Mizener, dass er 122 Deutsche getötet habe. Eines seiner letzten Opfer sei ein junger, auf einem Fahrrad flüchtender Soldat gewesen – „ungefähr im Alter meines Sohnes Patrick“. Er habe ihm mit einer M1 von hinten durch das Rückgrat geschossen. Die Kugel zerfetzte die Leber.
Dass der Nobelpreisträger gegen die Genfer Konvention verstoßen hat, verschweigen selbst seine Bewunderer nicht. Mit der Zahl und Details konfrontiert, wiegeln sie aber meist ab: Man müsse verstehen, es sei Krieg gewesen. Hemingway hat zwar immer dick aufgetragen, den Macho demonstriert – aber was trieb ihn ohne Not zu diesem Eingeständnis? Die Briefe blieben bis heute in allen Ausgaben unkommentiert. Obwohl es keinen Zeugen für die 122 Morde gibt, mit denen er prahlt, sind jedoch nicht wenige Verehrer entsetzt über den „Massenmörder an deutschen Kriegsgefangenen“ (Alfred Mechtersheimer): Die Stadt Triberg im Schwarzwald setzte daraufhin 2002 ihr Festival „Hemingway Days“ ab. ' Focus 25.09.06 TEXTAUSZUG aus: Rainer Schmitz Was geschah mit Schillers Schädel? , Eichborn 2006
- Sie töteten auch gerne: " Als die Ältesten und Edelsten unter den Sueben bezeichnen sie die Semnonen. Eine Bestätigung ihres hohen Alters bietet ein religiöser Brauch: Zu einer festgesetzen Zeit kommen in einem Wald, heilig durch Weihung der Väter und Ehrfurcht heischendes Alter, alle Völkerschaften desselben Blutes durch Gesandtschaften zusammen, opfern im Namen der Gesamtheit einen Menschen und begehen dann die schauervolle Feierlichkeit eines barbarischen Gottesdienstes. ..." tacitus, germania, 39. Die Semnonen und der heilige Wald
- Im SACRE DU PRINTEMPS Strawinskis haben wir das gleiche für den slawischen Raum musikalisch bearbeitet, wobei nicht nur die Auswahl des Stoffes, sondern auch die Musik selbst eine gewisse Lust am Töten verrät.
- Sie töteten auch gerne: "... Und der erste Engel posaunte: und es ward ein Hagel und Feuer, mit Blut gemengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. {2 Mose.9,23} 9,23
Also reckte Mose seinen Stab gen Himmel, und der HERR ließ donnern und hageln, daß das Feuer auf die Erde schoß. Also ließ der HERR Hagel regnen über Ägyptenland, 8Und der andere Engel posaunte: und es fuhr wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer; und der dritte Teil des Meeres ward Blut, {2 Mose.7,20} 7,20
Mose und Aaron taten, wie ihnen der HERR geboten hatte, und er hob den Stab auf und schlug ins Wasser, das im Strom war, vor Pharao und seinen Knechten. Und alles Wasser ward in Blut verwandelt. 9und der dritte Teil der lebendigen Kreaturen im Meer starben, und der dritte Teil der Schiffe wurden verderbt. 10Und der dritte Engel posaunte: und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen. {Jesaja.14,12} 14,12
Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefällt, der du die Heiden schwächtest! 11Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie waren so bitter geworden. 12Und der vierte Engel posaunte: und es ward geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, daß ihr dritter Teil verfinstert ward und der Tag den dritten Teil nicht schien und die Nacht desgleichen. {Offenbarung des Johannes 6,12}
Und ich sah, daß es das sechste Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut;{2 Mose.10,21} 10,21
Der HERR sprach zu Mose: Recke deine Hand gen Himmel, daß es so finster werde in Ägyptenland, daß man's greifen mag. 13Und ich sah und hörte einen Engel fliegen mitten durch den Himmel und sagen mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen, vor den andern Stimmen der Posaune der drei Engel, die noch posaunen sollen! ..." johannes offenbarung, Kap. 8; dieser Johannes ist nicht zu verwechseln mit dem Evangelisten, der ein anderer, unbekannter Autor war. Es gibt seit jeher Streit darüber, ob dieses scheußliche Elaborat alttestamentarischer Machart in den NT-Kanon zu stellen sei.
- "Und wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Götzendiener, wo immer ihr sie findet, und ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf." Koran, Sure 9,5
- Spezifisches LERNEN im Bereich von Makromolekülen (Foerster) : "... Es gibt, sechstens noch eine hervorzuhebende Entwicklung, nämlich die praktische Anwendung der hier besprochenen Theorien zum Zweck der Prophylaxe und Rehabilitation. Meine ursprüngliche Annahme, dass sowohl Neurose als auch Kriminalität als konditionierende Prinzipien verstanden werden können – wobei Neurotiker Angst- und Furchtreaktionen auf früher neutrale Situationen zu rasch und zu stark konditionieren, während Kriminelle nicht hinreichend die sozial adäquaten Reaktionen zu konditionieren vermögen ...“
H.J. Eysenck, Kriminalität und Persönlichkeit, Vorwort S. 12f., Wien 1976
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Lieber Herr Doleys,
ich teile diese Auffassung ganz und gar nicht. Schon der Umstand, daß Sie Ihre Frage so stellen können, wie Sie sie stellen, verweist auf die hier verhandelte Theorie. Schließlich geht sie davon aus, daß soziale und psychische Systeme strikt getrennt operieren und offeriert Denkmöglichkeiten wie Interpenetration und/oder konditionierte Koproduktion, mit denen das Problem des Zusammenhangs dieser Systeme anders und neuartiger bearbeitet werden kann. Alle Ihre Beispiele sind ohne Referenz auf Sozialität gar nicht möglich. Kriege sind soziale Systeme und kaum das Produkt von mörderischen Instinkten. Aggressivität ist selbstverständlich auch geknüpft an neuronale (körperliche) Möglichkeiten, aber das Ausleben dieser Möglichkeiten ist fraglos sozial konditioniert, etwa durch Verbote und Gebote, die unter anderem dazu führen, daß manches Töten sozial legitimiert ist, manches eben nicht. Ihre Zitate belegen es - trotz der Einseitigkeit ihrer Auswahl.
Herzliche Grüße Peter F. "
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WD: Spezialdatenunterversorgung der Theorie
... das überzeugt mich weitgehend.
Worauf ich allerdings abgehoben habe, ist nicht das Kriegshandeln, es ist das individuelle, persönlichkeitsbasierte, psychotizistische Verhalten gegen soziale Gebote, ein asoziales, vorsoziales, sozial destruktives Verhalten (vgl. Eysencks PEN-Modell, http://freenet-homepage.de/oliverwalter/Psychologie/Personlichkeit/Gesamtsysteme/gesamtsysteme.htm) . In der Arbeitsteilung der Geschlechter weit über die Säugetiere hinaus wurde eine männliche Kampfdisposition selektiert, dergestalt, daß diejenigen einen größeren Reproduktionserfolg hatten, die erstens überlebten, weil sie Angreifer abwehren konnten, zweitens, weil sie ihrer Brutgemeinschaft ein auskömmliches Territorium sichern konnten, und sie, drittens, Symbole dieser Fähigkeiten vorweisen konnten, um als Reproduktionspartner zugelassen zu werden. Die Wahl der weiblichen Tiere nach solchen Kriterien ist ein soziales Datum, die gesteigerte Kampfkompetenz eines Achill (im Vergleich zum Soldaten Sokrates im Perserkrieg) ist ein persönlich differenziertes, wenn man, wie bei Tim Kretschmer, eine verminderte, psychotizistische Impulskontrolle annimmt.- Da kann man dann wohl von Interpenetration sprechen.-
Wahrscheinlich irritiert mich bei der Theorie Sozialer Systeme immer, daß sie vor Ort nicht erkenntnisleitend zu sein scheint (vgl. Feyerabend) (und sich bei Herren wie D. Baecker in konkreten Verhältnissen für mich in meiner Perspektive zu empirisch nicht nachvollziehbaren Vermutungen steigert, s. RTL-Interviews).
Oder bei der Diskussion sog. AMOKLÄUFE, die unergiebig als soziales Phänomen behandelt werden, wobei die persönlichkeitsdifferentielle Seite gar nicht in Erwägung gezogen wird.
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