Mittwoch, 20. Mai 2009

Qué Será, Será / Politikwissenschaftliche Erkenntnisprobleme



Der Rotklee ist da; 13-20°, schon den zweiten Tag.

- Ausgeschnitten: Bei Erotikdienstleisterinnen liegt es in der Natur der Sache, bei TV-Wetterpräsentationen weniger, in Schulklassen stört es den Unterricht - der tiefe Ausschnitt ist inzwischen so verbreitet wie es Tätowierungen sind - Trauerfeiern bisher ausgenommen. In München gelang es Frau Burda, auch diese Grenze guten Geschmacks zu verschieben.

- "Ich will 25 Mrd. Euro Steuergeld für die Gesundheit" - Forderungen an andere zu stellen ist das einzige, was Ulla Schmidt wirklich kann.

- " Anpassung und Gelassenheit.
Die Rolle der Vereinigten Staaten im 21. Jahrhundert.
Fareed Zakaria, Chefredakteur von Newsweek International, entwirft die Vision eines post-amerikanischen Zeitalters. Die Vereinigten Staaten verabschieden sich von ihrer Vorherrschaft, dafür steigen andere Mächte auf: China, Indien, Europa und Lateinamerika bilden die neuen Machtpole, wo jetzt die höchsten Gebäude, die größten Fabriken, die reichsten Männer und die gigantischsten Einkaufszentren die Machtverschiebungen veranschaulichen. Die wirtschaftliche Dynamik geht also nicht mehr von den Vereinigten Staaten aus, sondern wird von den neuen Aufsteigern bestimmt. ... Der Leser kann von Zakaria viel Kluges erfahren. Aber es ist bedauerlich, dass viele Krisenaspekte der Weltpolitik, vor allem die umstrittene Rolle Russlands (nicht nur als Energiemacht), schlichtweg negiert werden. Das 21. Jahrhundert wird ein postamerikanisches unter amerikanischer Führung - so lautet das paradoxe Fazit des Autors. In diesem widersprüchlichen Befund liegt der Reiz des Buches. " Rez. Christian Hacke
Fareed Zakaria: Der Aufstieg der Anderen. Das postamerikanische Zeitalter. Siedler Verlag, München 2009. 350 S., 22,95 [Euro]. F.A.Z., 19.05.2009
// Die Zukunft hat noch nie jemand gekannt, damit müßte natürlich jedes Buch beginnen, das sich Zukunftsbetrachtungen, das sich Mutmaßungen über die Zukunft widmet. Sinnvoll sind jedoch solche Überlegungen allemal. Wenn genügend Kenntnisse vorhanden sind, die die Mutmaßungen nicht in Phantasien abgleiten läßt, gar in abstruse Gaukeleien, wie das oft vorkam im Rückblick, wie es das Fundament war für den blutigen Megawahn des zwanzigsten Jahrhunderts von 1914 bis 1989 . Wer hätte solche Kenntnisse? Zakaria besitzt sie auch nicht. Sonst würde er nicht das schwächeverliebte, gelähmte Europa in eine Reihe mit China, Indien und Brasilien stellen. Auch Amerika selbst trägt die alteuropäische Schwäche in sich, dafür stehen Namen wie Chomsky, Krugman und Gore. Aber auch Wohlfühlpolitiker wie Obama bleiben bei falschen Entscheidungen pragmatisch, sie verfallen nicht in europäische Wahnausschläge. Die Unternehmer Europas, auch große Teile der technisch-wissenschaftlichen Intelligenz, behaupten sich in der globalen Spitzenklasse, doch Lehrerschaft, Medien, Arbeiterschaft und Politik machen ihnen das Leben schwer und schwerer. Diese Probleme haben die USA in weit geringerem Maße: Zuse und Nixdorf brachten die Mikroelektronik auf den Weg, in Amerika blüht sie und in Europa starb sie ab; Fraunhofer schuf das MP3-Format, US-Unternehmen erfüllten es mit industriellem Leben und lassen es in China montieren. Japanische Unternehmen tun desgleichen. China, und ähnliches gilt für andere Schwellenländer, montiert die Blaupausen aus Amerika und Europa. (Die einzig wirksame 'Entwicklungshilfe'.) Daran ändert auch die gegenwärtige Buchgeldfinanz- und Sozialkrise nichts. Die Amerikaner werden vermutlich lernen, daß die wohlmeinende Kreditvergabe an unverantwortliche Bürger Grenzen haben muß; daß Finanzinnovationen immer an eine möglichst kurze Haftungsleine gehören. (Allerdings: bei Innovationen kann man eben nichts Genaues wissen!! Klugscheißer wissen natürlich immer alles besser. Wie hieß der Herr von der Societe Generale, der seit 1990 den Krach prognostizierte? Lambert? Jeder Katastrophen-Guru bekommt irgendwann recht. Eine reine Zeitfrage. Wenn nicht der Wärmetod bei Implosion der Sonne, dann eben der Kältetod bei der Entfernung der Erdbahn von der Sonne. Vielleicht sind aber bei beiden Hypothesen Rechenfehler nicht ausgeschlossen? Keiner rechnet so gut wie homo sapiens irrationalis, keiner verrechnet sich so gut.)

- ' Von Sümpfen und Zöpfen. Der Siegeszug der Demokratie stagniert seit langem.
Die Demokratie gilt als optimale Balance von politischer Effizienz und Machtkontrolle. Schon vor 1990 begann, was Optimisten die "dritte Welle ... " ' 19.5. Bredow, FAZ
// Die Politologen sind eine recht einäugige Gesellschaft. Unter den Problemen, die in den von Bredow referierten Aufsätzen behandelt werden, taucht eines nicht auf: die Stimmenkaufprogramme, die die Parteien besonders in Wahlkämpfen aufstellen, die Steuergeld verschleudern und das politische Niveau der politischen Auseinandersetzung immer weiter absenken.

- Ost-Propaganda: Was hat denn Theo Sommer, Zeit-Chefredakteur er vom 1. Januar 1973 bis zum 30. September 1992 studiert? (Danach fungierte er vom 1. Oktober 1992 bis zum 31. März 2000 als Herausgeber. Seit 1. April 2000 ist Sommer Editor-at-Large bei der Zeit.) Friedr.-Wilh. Siebeke erinnert uns: 1986 bereiste Chefredakteur Sommer mit sechs leitenden Redakteuren die "DDR" zum Studium derselben. Fazit: " Drüben hat sich ein zweites deutsches Wunder vollzogen. " (LB Siebeke 19.5.09 FAZ)
Was hat Sommer also studiert? Geschichte und politische Wissenschaften. Und auch noch interessant: 1969/70 war Sommer unter Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt Leiter des Planungsstabes im Bundesministerium der Verteidigung. Von 1970 bis 1972 war er Mitglied der Wehrstrukturkommission der Bundesregierung. Die beiden Freunde Sommer und Schmidt sitzen auch heute noch zusammen am ZEIT-Herausgeber-Stammtisch.

- "Debatte: Schwan will DDR nicht Unrechtsstaat nennen" Focus 16.5. - Was hat denn Schwan studiert? Ach ja, sie lehrt politische Wissenschaften. Na dann.

- Nun kommt nicht aller Unsinn aus der Philosophischen Fakultät, und es kommt nicht nur Unsinn heraus, aber der Saldo sieht nicht gut aus. Sommer und seine Propagandatruppe belegen es einmal mehr. Und Schwan ebenso.

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